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Die ethnologische Ausstellung der Neu-Guinea-Compagnie im Königl. Museum für Völkerkunde.
Zur Erklärung der Abbildungen.
Wie ich bereits im Vorhergehenden wiederholt hervorhob, spielt unter den Schmuck
gegenständen eine besondere Art Brustschmuck der Männer eine hervorragende Rolle, und
zwar ein Ornament, das nicht nur als Zierrat, sondern bei besonderen Gelegenheiten einem
besonderen Zwecke dient. Es ist der sogenannte „Kampfschmuck” der waffenfähigen Männer.
Für gewöhnlich an einem Strick oder Band um den Hals getragen, wird dieser Schmuck
beim Kampfe vom Krieger im Munde, d. h. mit den Zähnen festgehalten, zu welchem Zwecke
meist eine besondere Oese oder dergl. zum Festhalten vorhanden ist. Mit diesem Schmucke
angethan, glaubt der Krieger seinem Gegner fürchterlicher zu erscheinen; dies der Zweck des
Ornaments! In der Form herrscht grosse Verschiedenheit, wie ein Blick auf die Tafeln zeigt.
Während an der Südostküste Neu-Guineas die Form Taf. II, Fig. 5 vorherrscht, fand ich an
der Nordostküste eine ganz andere vertreten, verschieden in Form wie Material. Die bei
gegebenen Abbildungen veranschaulichen diese Art Kampfschmuck, welche sich im wesentlichen
durch zwei Muscheln (Ovula oder Cypraea) auszeichnet, die durch ein mit kleinen Muscheln
(Nassa) verziertes Flechtwerk verbunden sind. Diese dadurch characteristische Art Kampf
schmuck findet sich, mit gewissen untergeordneten Abweichungen, an der Küste von Neu-
Guinea etwa von Huon-Golf bis Astrolabe-Bai und den vorliegenden östlichen Inseln bis auf
die French-Inseln. Im Nordosten Neu-Britanniens (Blanche Bai) fehlt er ganz. Dagegen
treten an der Küste weiter westlich, soweit ich dieselbe bis Humboldt-Bai kennen lernte,
andere Arten Kampfschmuck auf, verschieden in Form wie Material, von welchen meine
letzten Sammlungen eine reiche Auswahl aufweisen und auf die ich in Wort und Bild noch
zurückzukommen hoffe.
Brust-Kampfschmuck.
Tafel I.
Fig. i (Cat. Nr. 27) von Forrestier-Insel, French-Gruppe:
a) Muschel (Ovula ovum);
b) Flechtwerk, aus einer Art fein gespaltenen Baumbastes oder dergl.;
c) desgl., aus gespaltenem Rohr;
d) Randverzierung aus Kauris (einer Art Nassa).
Fig. 2 (Cat. Nr. 99) von Long-Insel:
a) Muschel (Ovula ovum);
b) Flechtwerk aus fein geflochtenen Schnüren, zum Theil bunt (roth) bemalt;
c) Kauris (Nassa).
Fig. 3 (Cat. Nr. 73) von Cap Raoult:
a) Muschel (Ovula ovum);
b) Flechtwerk mit einer Art gelb gefärbten Grases oder Pflanzenfaser übersponnen;
c) Kauris (Nassa).
Fig. 4 (Cat. Nr. 68) von Willaumez-Insel:
a) Muschel (Ovula ovum durch)
b) ein mit roth gefärbtem, dünnen Streifen, einer Art Rohr übersponnenes Querstück
verbunden.
Fig. 5 (Cat. Nr. 87) aus der Hansabucht:
a) Muschel (Ovula ovum);
b) ein in Material und Arbeit eigenthümliches Flechtwerk, aus einer Art gespaltener
Wurzelfaser oder Liane; das Band zum Umhängen ist aus demselben Material und in
der gleichen Weise geflochten.