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In Luzern bestund das Gericht der Neunmänner, welches über leichtere
Polizeivergehn richtete, bis 1795.
Neun Kinder galten als volle Frucht einer kräftigen Ehe: davon
stammt das in Mainz und Nassau bekannte Sprichwort: Dreimal drei
ist Bubenrecht. Und Mörike dichtete an seinen Freund Schönhuth:
Es macht die Neunzahl schön zu füllen
Ein hörnen Siegfried den Beschluss.
In volktiimlichen Gebräuchen, die mit heidnischem Naturkultus
Zusammenhängen, finden wir Gruppen von neun Knaben oder Buben öfter.
Zu verwundern ist nicht, dass auch Tiere in der Neunzahl genannt
werden: in den angelsächsischen Beovulfliedern neun Nicker (niceras
nigene). In einem Grimmschen Märchen (Nr. 122) zanken sich neun
Vögel um den Wunschmantel; in Tirol heisst es: wenn neun Elstern
beisammen sind, ist darunter eine Hexe. In Wurmsegen werden neun
Würmer beschworen.
So finden wir nun auch die Zahl neun bei den heidnischen Opfern
an Menschen und Tieren, ebenso wie noch heute bei Frucht- und
Pflanzenopfern in uralten Gebräuchen.
Was ich hier gab, könnte ich leicht vervollständigen und weiter
führen. Es wird aber genügen, um anzuregen und auch auf diesen
Punkt aufmerksam zu machen.
Berlin. K. W e i n h o 1 d.
2. Aegyptische Totenopfer und ihr Zweck.
Von A. Wiedemann in Bonn.
Die Darbringung von Totenopfern verfolgt im Allgemeinen einen
doppelten Zweck. Einmal ist der Gedanke an das Wohlbefinden des Toten
massgebend. Der Verstorbene soll für das Jenseits mit Speise, Trank,
Kleidung, Werkzeugen ausgerüstet werden, um dort sein ewiges Leben,
das dem diesseitigen entsprechend gedacht wird, sofort beginnen zu
können. Dann aber kommt das Interesse der Hinterbliebenen in Be
tracht, welche dem Verewigten die Dinge mitzugeben bestrebt sind,
an denen sein Herz besonders hing, und die dadurch die Gründe aus
dem Wege zu räumen suchen, welche den Verstorbenen veranlassen
könnten, an die Stätte seines Erdendaseins zurückzukehren, wo seine
Erscheinung den noch Lebenden Unannehmlichkeiten bereiten könnte.
Wie in den meisten Ländern, so wird auch im alten Aegypten in den
Texten vor allem der erstgenannte Zweck der Totenopfer betont;
ist es doch ein allgemein menschliches Gefühl, sich lieber im Dienste
anderer tätig hinzustellen, als egoistische Motive an den Tag zu
legen, und dies vor allem dann, wenn das Vorschützen einer edlen
Gesinnung sich mit dem Vorteile des Berichters deckt. So hätte in
unserem Falle eine Klarlegung des selbstischen Interesses der Lebenden
die Rache des Verstorbenen hervorrufen können, den man durch Dar
reichung der Gaben auf einem gewissen Umwege von der Gemein
schaft der Lebenden auszuschliessen suchte.
Die ägyptischen Grabinschriften reden so gut wie ausschliesslich