ß. Referate. Anthropologie.
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stehung des Geschlechts — Yerf. hält es für wahrscheinlich, dass die Ei
zellen ihr Geschlecht nicht erst während ihrer Reifung gewinnen, sondern
von dem ersten Augenblick ihrer embryonalen Entwickelung an besitzen —
und über die Reihenfolge der Eireifung. An der Thatsache (Kyber, Nuss
baum, Maupas), dass bei vielen niederen Tieren die Art der Ernährung auf
das Geschlecht der Nachkommenschaft einen mehr oder weniger intensiven
Einfluss auszuüben vermag, insbesondere dass Überernährung die Bildung
weiblicher, Unterernährung die männlicher Eier befördert, kann nicht ge-
zweifelt werden. Dagegen sind alle Versuche, auch bei den höheren Tieren
und dem Menschen, ein^n Einfluss der Ernährung auf die Geschlechtsbildung
erweisen zu wollen, als gescheitert anzusehen. Auch gewisse Schwankungen
der Geschlechtszahl (grösserer Überschuss männlicher Geburten bei der Land
bevölkerung gegenüber der Stadtbevölkerung, geringerer männlicher Geburts
uberschuss bei unehelichen Geburten gegenüber ehelichen Greburten) kann
uian nicht durch Differenzen in der Ernährung der Mutter erklären. Nach
von Lenhossek ergiebt sich für diese Schwankungen eher eine Erklärung,
Wenn man berücksichtigt, dass bei den Abortiv- und Totgeburten die Knaben
e inen bedeutend höheren Procentsatz ausmachen als die Mädchen und dass
Aborte und Totgeburten auf dem Lande im allgemeinen seltener sind als
ln den Städten und bei unehelichen Geburten häufiger als bei ehelichen.
Jo mehr Aborte und Frühgeburten aber in einer Bevölkerungsschicht oder
innerhalb eines Territoriums Vorkommen, desto mehr wird bei den Lebend
geborenen der Überschuss der Knaben sinken.
Wenn auch bisher zwingende Beweise dafür nicht erbracht sind, dass
a uch bei den Säugetieren die Ernährung als geschlechtsbildender Faktor in
•betracht komme, so lassen sich doch von vornherein theoretische Bedenken
gegen die Möglichkeit einer Beeinflussung des Geschlechts der Eier durch
Verbesserung oder Beeinträchtigung der Ernährungsbedingungen des Mutter-
mdividuums nicht erheben. Die Schenkschen Theorien haben sich aller
dings als völlig unzulänglich erwiesen. Br. Warda-Blankenburg in Th.
101. Hans Friedenthal: Über einen experimentellen Nachweis
von Blutsverwandtschaft. Archiv für Anatomie und Physio
logie, 1900. Phys. Abteilg., S. 494.
102. Hans Friedenthal: Neue Versuche zur Frage nach der Stellung
des Menschen im zoologischen System. Sitzungsberichte
der Kgl. Preuss. Akademie der Wissenschaften, 1902.
Bd. XXXV, 10. Juli.
Landois hatte durch das Tierexperiment festgestellt, dass bei Trans-
Sl0n von Blut eines Tieres in die Vene eines anderen eine Auflösung der
r ythrocythen, also ein Erscheinen von Blutfarbstoffen im Harn eintritt,