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B. Referate. Urgeschichte.
55. A. Bodmer-Bender: Petrographische Untersuchungen von
Steinwerkzeugen und ihrer Rohmaterialien aus schweizerisch.
Pfahlbaustätten. Neues Jahrbuch für Mineral., Geol. und
Paläontologie, 1902. Beilage-Band XVI. Mit 4 Tafeln.
Auf den Pfahlbaustationen Yorstadt-Zug und St. Andreas bei Cham
wurden neben fertigen auch unfertige Steinwerkzeuge und das dazu ver
wendete, z. T. schon angeschnittene Rohmaterial gefunden und von J. Heierli
dem Yerf. zur Untersuchung übergeben. Durch Yergleich desselben mit
verwandtem alpinen und anderweitigem Rohmaterial ergab sich auf Grund
chemischer und mikroskopischer Prüfung folgendes Resultat:
„Eine vollständige Lösung (der Frage der Heimat des untersuchten
Gesteinsmaterials) gelang nur bei den Serpentinen von Zug und Cham,
deren Rohmaterial auf der Gurschenalp im Gotthardgebiet anstehend und
in seinen mineralogischen wie chemischen Eigenschaften mit den Pfahlbau
serpentinen durchaus identisch ist. Betr. der Nephrite der Stationen am
Zugersee konnte fast ganz sicher dargethan werden, dass sie in den
Amphibolformationen, welche die Serpentine der Gurschenalp am Gotthard
begleiten, zu Hause sind .... Ähnlich verhält es sich mit den Nephriten
vom Bieler- und Neuenburgersee, deren Material aus den Serpentin-
Amphibolformationen des Riffelberges im Wallis stammen dürfte. — Bei
der Prüfung des Jadeit- und Chloromelanitmaterials wurde durch Zu
sammenstellung und Vergleichung ihrer ehern. Analysen mit ähnlichen als
Einschlüsse oder Konkretionen in massigen Felsarten (Granite, Syenite,
Gabbros) auftretenden Substanzen der Nachweis geliefert, dass die Jadeite
ein diesen Einschlüssen analoges Vorkommen haben müssen. In der That
zeigten sich dann bei der mikroskopischen Untersuchung der Saussuritte Ein
schlüsse aus dichtem Jadeit, sodass auch für dieses letztere Gestein
die Frage seiner Herkunft gelöst erscheinen muss . . . Die Untersuchung
und Vergleichung der piemontesisclien Gesteine mit unseren Jadeiten
und Chloromelaniten hatte ein negatives Ergebnis, sie stimmen weder
morphologissh noch in ehern. Gestalt überein. Dagegen schien einige
Wahrscheinlichkeit dafür zu bestehen, dass die von Damour analysierten
französischen Chloromelanite in den Walliser Alpen resp. den Rhonegletscher
ablagerungen gefunden worden sein könnten.“
Dr. Otto Schoetensack-Heidelberg.
56. J. Heierli: Die Nefritfrage, mit spezieller Berücksichtigung
der schweizerischen Funde. Anzeiger für Schweiz. Alter
tumskunde, 1902/3. N. F., Bd. IV, Nr. 1, S. 1—7.
Die Nefritfrage hat eine reiche Litteratur erzeugt. In Bezug auf die
Herkunft des Nefrits und seiner Verwandten [Jadeit und Chloromelanit]
standen sich zwei Ansichten unvermittelt gegenüber: Die eine suchte diese