В. Referate. Ethnologie.
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Versammlungsräumen) in Oraibi weit zahlreicher und komplizierter zu sein,
während in Walpi die öffentlichen Umzüge und Katschinatänze vorwiegen.
Gemeinsame Züge sind an beiden Orten 1. das ceremonielle Pflanzen von
Bohnen, die man in den geheizten Kiwas zum Sprossen bringt, 2. die
Initiation oder Einweihung der Kinder in die Geheimnisse der Katschina
durch Geisselnug, 3. der Umzug der von Fewkes sogenannten „Natashka-
Ungeheuer“ unter Führung der Katschina-Mutter, 4. das Bestreichen gewisser
Häuser mit Streifen von Weihemehl durch den Ahül (Aholi)-Katschina.
Die Hauptunterschiede, die die Feier in Oraibi zeigt, sind folgende:
Es geht eine besondere Vorbereitungsfeier, die Powalawu Ceremonie, voraus
und zwar acht Tage vor Beginn des eigentlichen Festes. Ein Sandmosaik,
die Sonne mit den Himmelsquartieren darstellend, von Symbolen und Fetischen
umgeben, dient dabei als Altar, vor dem unter rituellen Gesängen die Powamu
Bahos (Gebetsträger) angefertigt werden. Am fünften Tage des Hauptfestes
wird in der Kiwa der Powamu-Priester ein grosser komplizierter Altar
errichtet, unter dessen Idolen die Figuren der Ho-Katshinas von besonderem
Interesse sind; das dazu gehörige Sandgemälde stellt Häuser und Wolken-
Terrassen dar. Für die Katshina-Initiation der Kinder ist eine andere Kiwa
bestimmt, in der ein eigener Altar mit zwei aneinanderstossenden Mosaiken
ungelegt wird, von denen das eine den weiblichen Dämon Hakaai und die
beiden mit Geissein versehenen Ho-Katshinas darstellt, während das andere
den Eingang zur Unterwelt, das Sipapu, repräsentiert, auf dem die Kinder
bei der Exekution stehen müssen. Statt dfis Tunwup-Katshina in Walpi
funktionieren hier die beiden Ho, denen die Hahaai die Ruten zureicht.
Am achten Tage findet eine grosse Reinigungs-Ceremonie statt, der
Sl ch am neunten der Umzug der „Ungeheuer“ anschliesst. Sie heissen hier
Shooyokos, der von Fewkes angegebene Name Natashka wird hier nicht
erwähnt, wie denn überhaupt mehrfache Abweichungen in der Nomenklatur
л ’Оп der in Walpi üblichen zu verzeichnen sind. Den Beschluss macht der
öffentliche Powamu-Tanz. Die grosse Prozession der Katshinas am zehnten
läge wird seit Jahren nicht mehr gefeiert, die Angaben darüber beruhen
auf Erzählungen. Dr. P. Ehrenreich-Berlin.
35. W. H. Holmes: Anthropological studies in California. Report
of the United States National Museum for 1900, S. 155—187.
With 50 plates.
Die Reise, die der Verf. zwecks urgescliichtlicher Forschungen im
'fahre US98 nach Kalifornien unternahm, hat nicht nur neues Material zur
Beurteilung der bei Calaveras gefundenen Reste des angeblichen Tertiär-
nienschen geliefert, das bereits früher im „American Anthropologist“ ver
öffentlicht wurde, sondern gab ihm auch Gelegenheit zur Untersuchung
a nderer, für die Prähistorik des Landes wichtiger Plätze und zu Beob-
Intern. Centralblatt für A nthropologi«. 1903. 3