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B. Referate. Urgeschichte.
wendischen Ursprungs gesammelt, meist Scherben, nur wenige Bronze- und
Eisengeräte. Bemerkenswert ist das Vorkommen eines wendischen Urnen
grabes mit Leichenbrand bei Gross-Kühnau; es enthielt keine Beigaben.
Dr. A. Götze-Berlin.
ß. Österreich.
404. K. Äsen: Funde von Steinen mit eingeritzten Zeichen aus
Grabhügeln der Hallstattzeit in Oberösterreich. Prähist.
Blätter, 1903. Bd. XV, Nr. 1 mit 1 Tafel.
Bei Heiligenstadt (Lengau, Oberösterreich) fanden sich in flachen Grab
hügeln mit oder ohne Steinpackung ausser Eisenlanzenspitzen, gekerbtem
Bronzearmring und Urnenscherben mehrfach Sandsteine mit eingeritzten
Zeichen. Sie lagen meistens in der Mitte und auf der Brandschicht, waren
faust- bis kopfgross und enthielten sowohl einzelne, wie mehrere buchstaben
ähnliche Zeichen, eine Platte sogar eine ganze Zeile derselben. Bei ge
schärfter Aufmerksamkeit wurden ähnliche Steine auch unter den Resten
zerstörter Gräber gefunden, sonst aber nicht in dem zum Bau der Grab
hügel verwendeten Material.
Naue bemerkt dazu, dass die Zeichen durchschnittlich 7 cm gross
sind und dass einzelne mehrfach wiederkehren, einige wenige auch sorg
fältig in Tremolierstich hergestellt sind. Ob sie Personennamen oder sym
bolische Zeichen sind, lässt sich natürlich nicht mit Sicherheit behaupten,
doch ist eine Absicht bei der Niederlegung inmitten des Grabinventars und
der durchgängigen Wahl des weichen Sandsteins unverkennbar. Sie scheinen
vorläufig auf einen kleinen Bezirk beschränkt, fehlen aber in der Richtung
auf Mondsee und Salzburg, während Eidam in Mittelfranken wieder ähnliche
Zeichensteine unter gleichen Fundumständen beobachtet hat.
Prof. Dr. Walter-Stettin.
405. Max de Terra: Mitteilungen zum Krapina-Fund unter be
sonderer Berücksichtigung der Zähne. Schweiz. Viertel
jahresschrift für Zahnheilkunde. (Zürich) 1903. Bd. XIII,
Heft I u. II. (43 S.)
Bei dem bekannten Krapinafunde des Prof. Gorjanovic in Agram be
fanden sich ausser zahlreichen Knochen diluvialer Tiere auch menschliche
Reste, welche zu den wichtigsten Dokumenten der Quarternärzeit gehören
und somit zu Vergleichszwecken von unschätzbarem Werte sind. In der
Beurteilung derselben bezüglich ihres ontogenetischen Charakters gehen die
Ansichten der Anthropologen noch auseinander. Während Gorjanovic die
von etwa zehn Individuen verschiedenen Alters herrührenden menschlichen
Knochenreste im Grossen und Ganzen als normal bezeichnet und einige
morphologische Abweichungen derselben als Adaptionseigentümlichkeiten an-