B. Referate. Ethnologie.
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er brauchte nur anzunehmen, dass die Vererbungssubstanz der beiden Eltern
jedesmal in etwas anderer Weise halbiert worden ist. Auch die Möglichkeit,
dass Krankheitsanlagen der Eltern vor der Befruchtung ausgeschieden, also
nicht auf das Kind übertragen w r erden, wäre durch Bezugnahme auf die
Richtungskörperchen zu erklären, endlich die von Ruppin ausgiebig be
sprochene Thatsache, dass bei gesunden Eltern die Blutsverwandtschaft keines
wegs eine fehlerhafte Nachkommenschaft bedingt, während es leicht geschehen
kann, dass die in einer Familie vorhandene Krankheitsanlage nicht mit den
Richtungskörperchen ausgestossen wird, also in den Nachkommen mit doppelter
Vererbungsmasse auftritt. Anderseits muss anerkannt werden, dass Ruppin
die Wirkung der standesmässigen Heiraten im Sinne der socialen Auslese
und der Erzeugung einer hochwertigen Nachkommenschaft anerkennt.
Leider hat auch bei ihm das Wort Rasse nur eine gelegentliche Er
wähnung gefunden. Die Verschiedenheit der Rassenanlagen und die wichtigen
Folgen, die dadurch in Mischlingsbevölkerungen hervorgerufen werden, ent
gehen ihm gänzlich. Auf der Grundlage, die er in seinen Abschnitten über
die Vererbung gelegt hat, hätte er notwendig zu der Folgerung kommen
müssen, dass die der einen oder andern Rassenkomponente nahestehenden
Mischlinge bei freiem Wettbewerb eine sociale Schichtung hervorbringen.
Der Verf. geht ausführlich auf das gegenwärtig herrschende Parteileben
Deutschlands ein. Dass er dabei nur an die Bethätigung der Parteien in
der inneren Politik denkt, ist ihm nicht als Fehler anzurechnen, weil das
Preisausschreiben ausdrücklich nur von dem Einfluss der Deszendenztheorie
auf die innerpolitische Entwickelung der Staaten spricht. Da aber die
Stellung der einzelnen Staaten zu den Problemen der Weltwirtschaft und
der Weltpolitik heute mehr als je auf die inneren Verhältnisse zurückwirkG
beispielsweise die Mittel zur Bestreitung des Aufwandes für die deutsche
Socialpolitik von aussen her gewonnen werden müssen, so hätte ihm eine
Abschweifung nicht verboten werden können. Er behandelt auch die Social
demokratie als Partei nur hinsichtlich ihrer Bedeutung für die inneren Zu
stände des Deutschen Reiches und schliesst mit dem Satze, dass, je mehr
man sich gewöhnen würde, diese Partei als gleichberechtigt anzusehen und
sie zur positiven Mitarbeit heranzuziehen, um so eher sie ihren oppositionellen
Charakter aufgeben und sich innerhalb der heutigen Gesellschaftsordnung zu
einer Klassenvertretung der industriellen Arbeiter entwickeln werde. Dass
die Miliz- und Entwaffnungsprojekte der Socialdemokratie wahrscheinlich
schon viel früher, als die Entwickelung zu einer Klassenvertretung der indu
striellen Arbeiter vollendet w'äre, eine Katastrophe der auswärtigen Politik
herbeiführen und das deutsche Volk auf eine tiefe Stufe des Wohlstandes
und der materiellen Kultur herabdrücken würde, ist eine Möglichkeit, die
er nicht erwogen hat.
Die Kritik hat, wie schon gesagt, die Mängel der betr. Schriften auf-