A. Originalarbeit.
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die sich auf 151 Geschlechter verteilen; jedes Geschlecht würde also
noch durch 83 Mitglieder repräsentiert sein. Wir sehen hieraus,
dass es mit dem Aussterben noch nicht so arg bestellt ist, und alles,
was darüber geredet wird, gilt wohl mehr für die am meisten hervor
tretenden Geschlechter, wo man, wie bei manchen Adelsgeschlechtern
Deutschlands, nur innerhalb des Familienkreises heiratet und dann
mit oben erwähntem Eesultat.
Andere Zahlenreihen kann ich den Untersuchungen des
statistischen Bureaus entnehmen. Dieses untersuchte nämlich den
Einfluss des Wohlstandes auf Mortalität und Natalität. Sofern es
nun gestattet ist, anzunehmen, dass die wohlhabenden Familien länger
in den Städten gewohnt haben, als die ärmeren, kann man aus diesen
Zahlen auf den Einfluss des Stadtlebens schliessen. So wurde in der
Stadt Dordrecht (38000 Einwohner) die Natalität von 786 Familien
ermittelt, deren Ehen von 1877—1881 geschlossen wurden, also (1897)
nach 16—20 Jahren Ehe. Dabei wurden die Familien nach dem
Wohlstände in vier Gruppen eingeteilt.
Wohlstandsgruppe
I ärmste
II
III
IV reichste
Anzahl der Geburten mit Einschluss
der Totgeborenen pro Familie . . .
5,76
5,68
4,94
4,16
Totgeborene auf 100 Geburten ....
3,27
3,86
2,87
2,50
Anzahl der Kinder, welche das 5.
Lebensjahr erreichten pro Familie
4
4
3,7
3,5
Aus diesen Zahlen geht hervor 1. dass in ärmeren Kreisen weit
mehr Kinder geboren werden, aber 2. auch die Anzahl totgeborener
Kinder weit grösser ist, als bei den wohlhabenden Familien, dass
3. auch die Mortalität bei den ärmeren Familien weit grösser ist,
wodurch die Unterschiede sich schliesslich zum Teil ausgleichen, denn
wenn man auf die Anzahl Kinder achtet, welche das 5. Lebensjahr
erreichen, dann sind die für die wohlhabenden ungünstigen Unter
schiede weit geringer geworden. — Es muss weiter hervorgehoben
werden, dass die Mortalität auch bei den wohlhabenden Familien
schnell zunimmt, wenn die Natalität ansteigt. Demnach ist die hohe
Mortalität nicht eine Folge der Armut; ich denke vielmehr, dass
wir sie der durch viele Geburten hervorgerufenen Schwächung der
Mutter zuschreiben müssen.
Somit darf es als abgemachte Thatsache gelten, dass Kinder
aus kleineren Familien eine bessere Anwaltschaft auf das Leben
haben, als Kinder aus grösseren Familien.