B. Referate. Ethnologie.
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zum Schluss in Aussicht stellt, eine Fortsetzung seiner Abhandlung liefert,
die die noch vorhandenen Lücken in gleich vortrefflicher Weise ausfüllt,
so dürfen wir erwarten, von ihm eine Monographie der Waganda zu er
halten, wie wir sie bisher nur von wenigen afrikanischen Stämmen besitzen.
Dr. B. Ankermann-Berlin.
23. C. W. Hobley; Eastern Uganda: an ethnological survey.
Published by the Anthropological Institute of Great Britain
and Ireland. Occasional Papers, No. 1. London 1902.
Der Titel der Arbeit ist einigermassen irreführend, da es sich in der
selben nicht, wie man zunächst glauben muss, um das eigentliche Uganda,
sondern um den östlichsten Teil des vielumfassenderen britischen Uganda-
Protektorats handelt, nämlich um das an der Nordostecke des Nyanca ge
legene und von Uganda durch die Landschaft Usroga getrennte Kavirondo.
Diese Landschaft ist ethnographisch äusserst interessant, weil sie eine Völker
seheide bildet: mitten in Bantu-Stämme eingesprengt, sitzen hier dicht am
See die südlichsten Ausläufer der idiotischen Völkergruppe, während sich
östlich und nördlich davon Hamiten ausgebreitet haben. Von diesen dürften
die Bantu wohl als die ältesten Bewohner des Landes anzusehen sein, die
andern dagegen als spätere Eindringlinge. Das durch diese Wanderungen
geschaffene komplizierte ethnographische Bild stellt der Verf. sehr klar dar.
Er unterscheidet 4 Gruppen der Bevölkerung: Bantu, Niloten (die sich
selbst Ja-Luo nennen), Nandi und Massai, von denen er die beiden letzten
als Ergebnis der Mischung von Niloten und Hamiten betrachtet, und zwar
so, dass die Nandi den ersteren, die Massai den letzteren näher stehen.
Die Bantustämme hält der Verf. aus verschiedenen, hauptsächlich sprachlichen
Gründen für Verwandte der Wanyamwesi und lässt sie vom Süden her in
ihre jetzigen Sitze eingewandert sein, während er sie von ihren nordwestlichen
Nachbarn, den Wassoga und Waganda, scharf trennt. Die Niloten, wie die
Nandi sind dagegen sicher von Norden hergekommen. Alle diese Fölker-
gruppen zerfallen in zahlreiche Stämme, die der Verf. mit ihren vielen
Unterabteilungen unter Angabe ihrer Wohnsitze und Nennung der Namen
ihrer Häuptlinge im 5. Kapitel sämtlich aufzählt. In den Kapiteln 2—4
werden ethnographische Mitteilungen über die Bantu, Niloten und Nandi
gemacht; die Massai, von denen die Abteilung der Guasangishu zerstreut
unter den andern Stämmen wohnt, und zwar in festen Wohnsitzen, werden
ihrer geringeren Bedeutung wegen weniger ausführlich besprochen; ebenso
die stammverwandten Wandorobbo, die als Jäger auf dem Mau-Plateau
umherwandern. Um so reichhaltiger sind die Angaben über die übrigen
Völker. Die Verschiedenheit derselben ist sicher früher grösser gewesen
als heute, doch haben sich trotz der ausgleichenden Wirkung des langen