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B. Referate. Ethnologie.
Florence Castelnau, Barbosa Rodrigues, Coudreau und Katzer beobachtet
worden. Auch Yerf. hat 2 männl. Individuen in Cuyabä photographiert
und sprachliche Aufnahmen mit ihnen angestellt, die dann später durch
Dr. Max Schmidt wiederholt wurden, dessen Aufzeichnungen dem ver
gleichenden Vokabulare zu Grunde liegen, welches den zweiten Teil der
Abhandlung bildet. Den Mitteilungen der Autoren zufolge standen die
Apiakä am Anfang des 19. Jahrhunderts auf derselben Kulturstufe wie die
heutigen Schingü-Indianer. Anthropophagie war früher bei ihnen Mode.
Ihr Hauptsitz war ursprünglich der eigentliche Tapajos, vonwo sie jedoch
zum grössten Teil in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. zum Rio Säo Manoei
auswanderten, um ihre Freiheit zu retten. Dort bilden sie heute einen
neuen zahlreichen Stamm, die Parabitele, der zu den Weissen keine Be
ziehungen unterhält und nur einen ganz geringen Handel treibt, während
die am Tapajos sitzengebliebenen schon vielfach im Dienste der Ansiedler
stehen. Beide Stämme sind aber durch die Stammestätowierung als identisch
zu erkennen.
Durch Vergleichung ihrer Sprache mit altem Tupi und Guarani, mit
modernem Guarani der heutigen Paraguayer und mit Vokabeln der Kayuä
vom Parana-panema (Säo Paulo) und der Kamayurä des unteren Kulisehu,
der Nachbarn der Apiakä, ergiebt sich die Zugehörigkeit des Apiakä zur
grossen Tupi-Gruppe.
Nicht zu verwechseln mit ihnen ist ein ebenfalls Apiakä genannter
Karaibenstamm, von Tocantius und Ehrenreich beobachtet, zu dem auch
die wenig bekannten Arära gehören. Dr. ß. Lehmann-Nitschc-La Plata.
260. Theodor Koch: Die Guaikurü-Gruppe. Mitteilungen der
Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1903, Band XXXIII,
S. 1-128.
In gleicher Art wie seine bereits früher erschienene „Maskoi-Gruppe‘ :
(s. Centralbl. 1903, S. 42) und auch äusserlich an gleicher Stelle und in
gleicher Ausstattung behandelt Verf. in übersichtlicher Darstellung die
Stämme, welche sich sprachlich zu einer Gruppe zusammenfassen lassen, die mit
dem Worte Guaikurü bezeichnet wird, ein Wort, das früher eine sehr vage
Bedeutung hatte, aber allmählich auf gewisse Indianerstämme beschränkt wurde.
Seine eigentliche Bedeutung ist nicht ganz klar, wahrscheinlich ist es ein
guaranitisches Schimpfwort.
Im ersten Teil wird an der Hand der Litteratur, welche Verf. gründliich
beherrscht, über Namen und Wohngebiete der einzelnen Stämme abgehandelt.
Es sind dies die Guaikurü im allgemeinen, ein Wort, das nach des Ref.
Erfahrungen ganz allgemein in Argentinien für Chacostämme im Gebrauche
ist, die Mbayä, heute ausgestorben, und die durch des ermordeten Boggiani
Forschungen bekannter gewordenen Kadiueo. Ferner die Toba und Mokovi:.