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B. Referate. Anthropologie.
180 Schädel der Stadt Messina, welche bereits vorher von Mondio genau
beschrieben wurden, in dieser Richtung seiner Untersuchung (s. Centralbl-
für Anthropol. 1899, IV, S. 217). Yon den Sergischen Gruppen waren
besonders die Formen Ellipsoides, Sphenoides und Pentagonoides vertreten;
die Methode Cameranos ist eine „quantitativ-statistische“, indem sie die
Schädel je nach dem Geschlechts, Form und Alter (in Perioden von 20 zu
20 Jahren) gruppiert. Als Ausgangspunkt seiner Messungen nimmt F. den
kleinsten Stirndurchmesser an. Er gelangt zu folgenden Schlüssen: Die
Yariabilität des Gehirnschädels ist grösser, als jene des Gesichtsschädels;
die Variabilität des Schädelbogens ist grösser, als jene der Schädelbasis;
die Yariabilität ist bei den Weibern grösser, als bei den Männern.
Dr. Oskar v. Hovorka- Wien.
237. G. Trascino: Un caso di macrosomia. Atti d. Società Rom.
di Antropol. 1903. Yol. IX, fase. 1 u. 2, S. 95—150.
T. untersuchte neuerdings das im anatomischen Institute zu Turin be
findliche Skelett des Riesen Borghello, welcher als 19 jähriger Bauer im
Jahre 1837 in Turin starb. Die Skeletthöhe wurde damals von Demichelis
auf 216 cm angegeben; die richtige Zahl ist nach T. 210. Er stammte
aus einer hochgewachsenen Familie, seine Mutter hatte eine Körperhöhe von
197 cm; er selbst begann seit seinem vierzehnten Lebensjahre sehr rasch
an Körpergrösse zuzunehmen. Nach Taraffi gehört er zu den absoluten
(jenseits von 200 cm) und gracilen Riesen und wäre offenbar noch grösser
geworden, da alle Epiphysen der langen Knochen noch offen waren. Ausser
einigen Abweichungen des Skelettbaues wäre erwähnenswert die geringe
Schädelkapazität (1910 ccm), der Schädelindex 80,00, der Gesichtsindex 63,94,
sowie eine bedeutende Vergrösserung des Türkensattels. Die Schädelhöhe
ist im Vergleich zur Körpergrösse gering; ebenso bleibt der Gehirnschädel
im Vergleiche zum Gesichtsschädel zurück. Der Unterkiefer ist nicht ver-
grössert; die Zahl der Wirbel ist nicht vermehrt.
Dr. Oskar v. Hovorka-Wien.
238. v. Giuffrida-Ruggeri: Qualche contestazione intorno alla più
vicina filogenesi umana. Monitore zoolog. ital. 1902.
Anno XIII, Nr. 10, S. 257—270.
Den Streit über die nächsten Vorfahren des Homo sapiens haben
bisher weder die eingehendsten vergleichend anatomischen Arbeiten der ge
wiegtesten Forscher, noch die Entdeckung des Pithecanthropus erectus zu
schlichten vermocht. Während man es schon längst aufgegeben hat, die
nächsten Verwandten des Menschen unter den höchsten Anthropoiden zu
suchen, ist man heute gezwungen, bei den phylogenetisch tiefer stehenden
Tieren Anknüpfungspunkte zu entdecken und zwar unter Zuhilfenahme der