Volltext: Internationales Centralblatt für Anthropologie und verwandte Wissenschaften, 8.1903

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A. Originalarbeit. 
die auch für Baden, Eisass und die bayerische Rheinpfalz von 
grundlegender Bedeutung ist. 
Schliz hatte Gelegenheit, in der Gegend von Heilbronn am 
Neckar mehrere Reihengräberfelder festzustellen, die Funde der 
gallischen La-Tene-Zeit (400 vor Christus bis zur Römerzeit) bei 
den horizontal bestatteten Skeletten aufwiesen. Die betreffenden 
Örtlichkeiten sind folgende: 1. Criesbach bei Niedernhall; 2. Flein; 
3. Heilbronn; 4. Böckingen; 5. Horkheim. — Auch in der Heidel 
berger Gegend bei Wiesloch wurde 1902 ein analoges Gräberfeld 
angeschnitten. 13 ) 
Unter den Beigaben erscheinen als charakteristisch Fibeln aus 
Bronze und Eisen aus den drei Perioden der la-Tene-Zeit, mächtige 
Schwerter aus Eisen, schlanke Speerspitzen, gebuckelte und ge 
knotete Hals-, Arm- und Beinringe. Die Gefässe sind von 
roher, plumper Gestalt und entbehren bis auf eine zweifelhafte Aus 
nahme (II, 50 früh-fränkisch, nicht la-Tene-Zeit) jedwedes orna- 
mentativen Schmuckes. — Die Schädel sind teils dolichokephal, 
teils brachykephal, und zwar finden sich die Dolichokephalen im 
Besitze der Waffen und des reichen Metallschmuckes, während diese 
nur einen Wasserkrug oder einen Metallring, in keinem Falle Waffen 
bei sich tragen. Die scheinbare Ausnahme des Skelettes an der 
Heilbronner Pumpstation mit kurzem, breitem Gladius bestätigt die 
Regel: es ist zweifellos ein römischer Krieger, der hier bestattet lag. 
Auf Grund der im Ganzen zweifellosen Thatsachen konstruiert 
nun Dr. Schliz folgende Serie historischer, im Einzelnen von Profi 
Sixt ergänzter Ereignisse: 
Um die Wende des 5. und 4. vorchristlichen Jahrhunderts 
dringen über den Mittelrhein und zwar etwa von der Breite: Basel 
bis Mainz aus gallische und gut bewaffnete Völkerschaften im Ge 
folge zahlreicher Höriger, die Breitschädel besassen, von Westen 
nach Osten vor. Wie Flachgräber und Hügelgräber, Nekropolen 
dieser Zeit, am linken Rheinufer (Leimersheim bei Germersheim, die 
Nekropolen im Bienwalde, Ordejiswalde, Hasslocher Walde u. s. w.) 
beweisen, rückt diese Völkerwanderung aus dem übervölkerten Mittel 
rheinland, wo sie die Hallstatt-Kultur bei Hagenau (vgl. Staatsrat 
Dr. Nessels bahnbrechende Ausgrabungen) und Neustadt (vgl. Nekro" 
pole im Binzenloch, aufgedeckt von Prof. Mehlis) jäh beendigt, in 
das Neckarhügelland vor, etwa bis Wimpfen-Rappenau. 
Hier teilt sich der Zug der gallischen Eroberer: der linke 
Flügel zieht ins Mainland und rückt bis zum Thüringerwald vor, 
13) vgl. Schliz a. 0. S. 28, Anmerk. 2.
	        
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