C. Kongressbericht.
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besonderen Volksstamm. Eine den Abhandlungen beigefügte Tafel giebt
die Abbildung eines auffallenden hohen und breiten Schädels. Die zweite
Schädelgruppe umfasst 36 Stück. Auch alle diese 36 Schädel sind einzeln
gemessen und beschrieben. Der Längsdurchmesser schwankt zwischen 165
bis 188 mm, der Breitendurchmesser zwischen 112 —144 mm, die Höhe
der Schädel zwischen 124—150 mm. Unter diesen 36 Schädeln sind
dolichocephal 19, subdolichocephal 8, subbrachycephal 8, brachycephal 5,
ferner hypsocephal 19, orthocephal 9 Schädel.
Die Mehrzahl der Schädel neigen darnach zu Dolichocephalie. Der
Verfasser meint, dass die in der Gegend des heutigen Nizack (Gouv. Charkow)
gefundenen Schädel einem Volke angehört hatten, das den alten Slaven sehr
nahe gestanden hat. — Der II. Band der Arbeiten des vorbereitenden
Komitees bringt neben vielen kleinen, eine grosse und umfangreiche Arbeit,
über die Archive, insbesondere die Familien-Archive im Gouvernement Charkow.
Der Kongress wurde am 15. (28.) August eröffnet. Die Zahl der
Mitglieder betrug 402; es fanden 32 Sitzungen statt, in denen 94 Vorträge
gehalten wurden. Während des Kongresses wurden 2 Exkursionen in die
Umgegend Charkows gemacht und daselbst Ausgrabungen vorgenommen.
Aus der grossen Zahl der Vorträge heben wir einzelne hervor:
In der I. Sektion (Vorgeschichtliche Altertümer) wurden in
6 Sitzungen 22 Vorträge gehalten. Herr Gorodzow sprach über die Be
stattung menschlicher Leichen mit einem Pferde; er unterschied
4 verschiedene Typen: in der ältesten Zeit wurden Pferde und Menschen
gemeinsam begraben, aber nicht nur ganze Pferde, sondern auch nur einzelne
Teile. Auch in der Eisenzeit wurden Menschen und Tiere gleichzeitig be
stattet; wie es scheint, begrub man sogar lebende Pferde. Anhänger dieser
Sitte waren ursprünglich die Völker uralo-altaischen Stammes, jedoch nahmen
die Ureinwohner des jetzigen Russlands diese Sitte an. Erst während des
Kill.—XIV. Jahrhunderts hörten diese Gebräuche in Russland auf. — Eine
Anzahl von Mitteilungen beschäftigt sich mit den Ergebnissen der Auf
deckung von Kurganen und Gorodischtschen, insbesondere ein grosser Goro-
dischtsch am Donez ist wiederholt untersucht worden (Chwoiko: Die
Gorodischtschen der mittleren Dnjeper Gegend; Gorodzow und
Samokwassow: Die Donez-Gorodischtsche). Von Interesse sind vor
allem die Auseinandersetzungen Samokwassows: Danach sind die ältesten
Anschauungen, wonach die Gorodischtschen als Kultusstätten eine religiöse
Bedeutung haben, durchaus aufzugeben. Bereits Passek. hat die richtige
Anschauung ausgesprochen: Gorodischtsche ist ein Ort, wo früher ein
Gorod (eine Ansiedelung) war. Dieser Auffassung schliesst sich Samo-
kwassow durchaus an. Lehrreich sind — als Bestätigung dieser Auf
lassung — die Ergebnisse der Aufgrabung des schon genannten Donez-
Gorodischtsch bei Charkow; hier findet sich Alles, was auf eine Ansiedeluug,