B. Referate. Anthropologie.
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kranken Männern tiefer (1200 gr.), als bei den geistesgesunden Männern
(1400), beim weiblichen Geschlecht fällt in beiden Reihen der Kulminations
punkt auf denselben Wert (1200). Bei Geisteskranken beiderlei Geschlechts
kommt auf den Kulminationspunkt eine verhältnismässig kleinere Anzahl
von Fällen, als bei den Geistesgesunden, umgekehrt gehen die extremen
Fälle (sehr hohe, wie sehr niedere Werte) bei den Geisteskranken weiter
auseinander. Somit zeigt sich bei den Geisteskranken eine stärkere Tendenz
von dem Mittelwerte nach beiden Richtungen, sowohl nach den grösseren,
als auch besonders nach den geringeren Hirngewichten abzuweichen. — Der
Durchschnitt für das Gehirn männlicher Geisteskranker (159 Fälle) betrug
ohne Rücksicht auf Alter 1287,5 gr, für das der weiblichen (163 Fälle)
1178,2 gr. Demnach scheint das Hirngewicht Geisteskranker überhaupt
geringer zu sein. Die Ergebnisse anderer Forscher über das Hirngewicht
Geisteskranker widersprechen sich vielfach aus dem Grunde, weil ungleiches
Material bei den Untersuchungen verwendet worden ist, denn das Hirnge
wicht ist in hohem Grade von der Krankheitsform abhängig. Bei den
wenigen (6) Fällen von angeborener Geistesstörung (Weiber) erhielt Yerf.
ein etwas niederes Hirngewicht (1190,8); auch bei den durch anatomische
Veränderungen der Hirnsubstanz gekennzeichneten Geisteskrankheiten war
es gleichfalls verringert, hingegen bei den funktionellen Psychosen vermehrt.
Aus den Serienzusammenstellungen geht hervor, dass das Hirngewicht bei
gewissen Geisteskrankheiten sich um einen höheren, bei anderen wieder um
einen niederen Kulminationspunkt anordnet, sowie dass der Kulminations
punkt für alle Hirngewichtswerte Geisteskranker etwas unter jenen der
normalen Hirngewichte verrückt erscheint.
6. Durch zahlreiche Beobachtungen hat sich herausgestellt, dass im
allgemeinen die geistige Leistung von der Grösse des Hirngewichtes ab-
hängig ist; Yerf. findet sich mit den Einwänden, die dagegen erhoben
worden sind, in genügender Weise ab. Er fügt zu den schon bekannten
Hirngewichten bedeutender Männer noch die einiger slavischer Vertreter
von Kunst und Wissenschaft hinzu.
7. Er findet einen weiteren Beleg für die Ansicht von Beziehung der
Intelligenz zum Hirngewicht in der Thatsache, dass das letztere von Leuten
mit niederer Bildungsstufe zu solchen mit bedeutenden Geistesanlagen (vom
Tagelöhner zum Arbeiter, dann weiter progressiv zum Dienstmann, Diener,
Wachmann etc., zum Gewerbetreibenden und Handwerker, Lehrer, niederen
Beamten etc. bis zu den akademisch Gebildeten) ansteigt.
8. Die verschiedenen oben genannten Einflüsse, wenn sie kombiniert
einwirken, können das Hirngewicht steigern, wenn sie in derselben Richtung
dasselbe beeinflussen, und schwächen, wenn in entgegengesetzter Richtung.
Hie Differenz zwischen dem Hirngewichte grosser und kleiner Männer beträgt
72,3 gr, steigt bei entsprechender Berücksichtigung des Knochenbaus auf