B. Referate. Ethnologie.
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Skandinavien einwanderten und die Slaven verdrängten. Im Swiatowit
Bd. III, 205 ff. (Warschau 1901) besprach er unter diesem Gesichtspunkte
die betreffenden Verhandlungen auf der Anthropologenversammlung Halle 1900
und in der Wisla kritisiert er nun dieselben Ausführungen auf der Ver
sammlung Lindau 1899. Er wendet sich also einerseits gegen die Ansichten
von Montelius, dass die Germanen erst seit etwa 300 n. Chr. in Nord
deutschland von den Slaven abgelöst wurden, andererseits gegen jene Virchows
und Muchs, wonach dieses Gebiet nach der Auswanderung der Germanen
und vor der Einwanderung der Slaven lange menschenleer war. Dieselbe
Frage behandelt Majewski auch in seiner oben an letzter Stelle genannten
Arbeit. Er knüpft an den nicht bezweifelten slavischen Charakter der Wall
anlagen Norddeutschlands an; zeigt sodann, dass in der Nähe einer grossen
Anzahl dieser, noch jetzt slavische Namen führenden Denkmäler Begräbnis
stätten mit Leichenbrand sich finden. Er nimmt daher auch diese als
slavische in Anspruch und schliesst daraus auf die Altansässigkeit der Slaven
in diesen Gebieten.
Kurz sei nur noch erwähnt, dass St. Ketrzynski vor kurzem die
äussersten Konsequenzen dieser neuen Lehrmeinung gezogen hat; darnach
sind fast alle bisher für germanisch gehaltenen Völker, welche am Anfang
unserer Zeitrechnung Mitteleuropa bewohnten, Slaven (Suevi = Slavi). Man
"vergl. den Anzeiger der Krakauer Akad. 1902, S. 74 ff.
Prof. 11. F. Kaindl-Czernowitz.
189. L. Niederle: Vestnik slov. starozitnosti (Anzeiger slav. Alter
tümer). Jahrg. II, Heft 4. Prag 1900. — L. Niederle,
F. Pastrnek, J. Polivka, J. Zubaty: Vestnik slov. filol. a star.
(Anzeiger f. slav. Philologie und Altertümer). Prag I. 1901,
II. 1902.
L. Niederle hatte seit dem Jahre 1898 unter Mitwirkung mehrerer
hervorragender Kenner slavischer Altertumskunde in seinem „Anzeiger slav.
Altertümer“ fortlaufend eine sorgsame Bibliographie und Besprechung der
dieses Gebiet betreffenden Arbeiten gebracht und zwar in folgende Gruppen
geordnet: I. Die Slaven und ihre anthrop. Beziehungen zu den übrigen
europäischen Völkern. II. Die ethnologische Entwicklung und die Anfänge
der Geschichte slavischer Völker. III. Berichte über archäologische Funde.
IV. Arbeiten aus verschiedenen Gebieten der altslavischen Kulturgeschichte.
V- Varia. Dem 3. Bande 1899 war K. Buchtelas Abhandlung über die
Vorgeschichte Böhmens und dem 4. (1900) L. Niederles Aufsatz „Zur Frage
über den Ursprung der Slaven“ (deutsch) beigegeben. Seit dem Jahre 1901
^urd nun diese periodische Publikation in erweiterter Form als „Anzeiger
Ihr slavische Philologie und Altertümer“ von den 4 obengenannten Redak
teuren weiter herausgegeben. Das Material ist folgender Art geordnet:
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