B. Referate. Ethnologie.
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bezwingend. (Der Fandango, der im Globus LXXIV, S. 356, Fig. 16 erwähnt
ist, darf für das baskische Volk nicht als spezifisch angesehen werden. Ref.)
Diese Beispiele sind nicht ausgesucht; sie dürfen auch nicht für die
schönsten und am meisten charakteristischen Melodien angesehen werden,
sondern stellen nur bisher nicht veröffentlichte Weisen vor. —• Es ist an
der Zeit, dass die Ethnologen sich davon überzeugen, dass man die volks
tümliche Musik der verschiedenen Völker auch zum Gegenstand der Wissen
schaft machen muss, aber wirklich nach der wissenschaftlichen, also technischen
Seite hin, nicht vom voreingenommenen Standpunkte der Musikschulen aus.
Prof. Dr. T. de Aranzadi-Barcelona.
182. V. Viiali: Gli Abruzzesi. Atti d. Soc. Romana di Anthropol.,
1901. Vol. VIII, fase. III.
Von der richtigen Voraussetzung ausgehend, dass die Individuen ver
schiedener Stämme auch in ihren Jugend- und Entwicklungsjahren ver
schiedene körperliche und geistige Eigenschaften, verschieden sowohl nach
zeitlicher Entwicklung wie nach Quantität und Qualität, aufweisen, versucht
es die Pädagogik neuerdings, durch exakte Methoden anthropologische und
psychophysische Werte für diese Eigenschaften zu finden und dieselben für
den Erziehungsplan nutzbar zu machen. So hat auch Verf. aus Kopf- und
Körpermaassen der abruzzischen Schüler die Zeit der grössten Entwicklungs
fähigkeit der einzelnen Teile für diese festzustellen unternommen, um daraus
die geeignete Zeit für Schonung oder Übung des betreffenden Organs, be
sonders des Gehirns, abzuleiten. Da bedauerlicherweise die Individuenzahl,
aa denen die Mittelmaasse gewonnen sind, nicht einmal genannt ist, ge
schweige denn die Reihen der Maasse aufgeführt sind, so können die Schlüsse
des Verf. nur als unbewiesene Hypothesen gelten. Aus dem psychologischen
feil seien die Assoziationsversuche hervorgehoben. Verf. findet, dass die
a bruzzische Jugend fast ausschliesslich Klang- und Ähnlichkeitsassoziationen
hervorbringt, in Übereinstimmung mit der Beobachtung des Vorwiegens des
Klangbildgedächtnisses vor dem Gesichtsbildgedächtnis und der geringen
Kombinationsgabe. Mit diesem Resultat setzt Verf. auch die Thatsache in
Verbindung, dass unter den Bewohnern der Abruzzen Redner, Musiker und
Sprachkundige sehr zahlreich sind, also Individuen, deren Intellekt die aus
her Gehörsempfindung resultierenden Vorstellungen umfasst. Man sieht, zu
We lch wichtigen Schlüssen — selbstverständlich unter gerechter Würdigung
her Individualpsychologie — die Pädagogik behufs Aufstellung eines adaequaten
Krziehungsplanes und Hinweisung auf Berufswahl im Sinne einer Rassen-
er ziehungslehre kommen muss, wie sie auch Verf. in Kürze für seine
Abbruzzesen andeutet. Nur müssen wir auch hier vom wissenschaftlichen
Standpunkt aus bedauern, dass Verf. die psychologischen Experimente, ins
besondere die Assoziationsreihen, allgemeiner Kenntnisnahme entzogen hat.