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B. Referate. Ethnologie.
Die Maragatonen sind ein in ihrer Gesichtsbildung und gewissen Ge
bräuchen und Sitten gut charakterisiertes Volk. Yerf. macht uns mit letzteren
eingehender bekannt. Prof. Dr. T. de Aranzadi-Barcelona.
181. R. M. de Azkue: La musica populär baskongada. Bilbao
1901. 16 Seiten mit 14 musikalischen Beispielen.
Verf. behandelt hier einen Stoff, der bisher nur ganz oberflächlich
verarbeitet worden ist, wohl, weil an denselben immer nur Menschen heran
gegangen sind, die entweder keine musikalischen Kenntnisse besassen oder
deren klassisch geschultes Ohr für exotische Weisen kein Verständnis hatte.
Er unterscheidet hinsichtlich des Tonfalles religiöse und profane Melodien;
in dem französischen Gebiete des Baskenlandes herrschen die religiösen und
die Liebeslieder vor, in dem spanischen Baskenlande Tanzlieder mit Text,
der für gewöhnlich nur ein Vorwand zum Singen ist und wo im wesentlichen
das Singen die Hauptsache ist (ausgenommen natürlich die Spottlieder).
Unter den Liedern giebt es Wiegen-, Klage-, Spott-, Helden-, Scherz-,
Kriegs- und Liebeslieder. Verf. betont den Gegensatz zwischen der Unge
bundenheit des Tonfalls, eines R. Wagner würdig, in den baskischen Melodien
und dem übermässigen Gleichmaasse in den Abschnitten, Perioden, Sätzen etc.
der italienischen Musikschule des 19. Jahrhunderts.
Merkwürdig ist auch die Verbindung verschiedener Takte innerhalb
einer und derselben Melodie, z. B. eines 3 / 4 oder ö / 4 mit einem 2 / 4 oder 4 / 4
abwechselnd. Diese Verbindung entsteht im allgemeinen durch Verkürzung
der Pausen oder durch Ausdehnung einer Kote. Unter den Tanzweisen
kommt diese Art der Melodie des öfteren vor, z. B. in dem ersten Stücke
des „aurresku“ und indem zweiten der „ezpata-dantza“; im letzteren Falle
vermutlich weder durch Verkürzung noch Verlängerung enstanden, sondern
eine natürliche, originale Weise. Einige Melodien mit einheitlichen Texten
sammelte Bordes in Urrugne und Verf. solche mit kombinierten Takten in
Douostia (San Sebastian). Referent hält es für möglich, dass nur die ur
sprüngliche Niederschrift ein gleichmässiger Takt gewesen ist. So z. B.
sind die „pordon-dantze“ in dem Werke von Fr. Michel, le pays basque
und die „saltotako zortzikoak“ im Iztueta 1826 als 6 / g abgefasst worden,
treten uns aber in Wirklichkeit im Volke und in allen modernen Kollektionen
als ö / 8 entgegen.
Unter den Tanzmelodien unterscheidet Verf. das Souletinische „mutyiko“,
das Navarresische „ingurutschu“, den Turngesang, den Gegenschritt, das
„arin-arin“ (= sehr geschwind) und das zortziko (d. h. acht, nämlich Männer).
Dieses letztere richtet sich nach einem Zeitmaass, das aus zwei Tempi zu
sammengesetzt ist, nämlich aus einem Tempo von 3 und einem von 2 Achtel
noten, d. h. zusammen aus 5 Achtelnoten anstatt 8 an der Zahl; es ist
sehr beachtenswert, eigenartig, anmutig, würdevoll, auffällig, aber schwierig,