B. Referate. Ethnologie.
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Stammbäume durch Alkohol und Syphilis vollkommen degeneriert, und zu
dem mit einem so hohen Prozentsatz Geisteskranker, wie noch nirgends
konstatiert. Aus dem zahlreichen Vorkommen der Isocephalie bei den
degenerierten Nordfriesen einerseits und den taubstummen Juden anderer
seits schliesst Verf., dass dieselbe ein Zeichen der Belastung sein muss.
Er fasst seine Leitsätze dahin: Unter den Halligfriesen sind die germanischen
Langschädel, falls sie je vorhanden waren, völlig ausgestorben. Die Iso
cephalie ist unter jüdischen Taubstummen häufiger, als unter ihren voll
sinnigen Verwandten, unter diesen häufiger als unter belasteten Juden, aber
weit seltner als unter den Halligfriesen und noch seltner im Verhältnis zu
den Kindern in Nieblum. Und als Kapitalsatz: in Gestalt der Taubstummen
scheidet die jüdische Rasse gewisse Elemente aus ihrem Blute aus, die
ihrem Rassenorganismus von Natur nicht angehören. Wir müssen uns vor
der Hand eine Kritik dieser Schlüsse versagen, da Verf. nur eine vorläufige
Zusammenstellung seiner Resultate giebt; die Materialsammlungen selbst
will er erst in grösseren Arbeiten ausführlich behandeln. Sehr verdienstvoll
ist der beigegebene Halligstammbaum, und es berechtigt die in Aussicht
gestellte Veröffentlichung der übrigen Stammtafeln zu grossen wissenschaftlichen
Hoffnungen. Nur eins muss noch gesagt werden, dass die Arbeit wesentlich
mehr für sich eingenommen hätte, wenn einzelne neue, recht hypothetische
Sätze etwas weniger apodiktisch und mit etwas weniger Fanatismus ausge
sprochen worden wären. So stehen z. B. einer wissenschaftlichen Arbeit
Sätze wie die folgenden, wenig an: „Wer zu einem selbst anscheinend
intakten Geschöpfe aus belasteter Familie sich hingezogen fühlt, der ist,
erkläre ich hiermit, bereits selber psychopathisch veranlagt“. „Alkoholfreie
l md sittenreine Stämme spotten jeder Degeneration,“ und so noch mehr;
( Ee Sammlung liesse sich leicht vermehren. Br. II. Lauf er-Giessen.
179. Johannes Jungfer: Über Personennamen in den Ortsnamen
Spaniens und Portugals. Wissensch. Beilage z. Jahresber.
des Friedrichs-Gymnasiums. Berlin 1902.
Es war eine dankbare Aufgabe, in Spanien, wo sich Iberer, Kelten,
Eunier, Römer, Germanen, Mauren abgelöst und Spuren ihrer Herrschaft in
den Ortsnamen zurückgelassen haben, Beziehungen dieser zu den Eigen- und
Volksnamen nachzuweisen, und im Ganzen hat auch der Verfasser diese
Dicht leichte Aufgabe glücklich durchgeführt. Dass ihm Irrtümer mit unter
laufen sind, darf uns auf einem Gebiete, wo noch so vieles streitig ist, nicht
wunder nehmen. Eine schärfere Scheidung der Iberer von den nach Rasse
u nd Sprache verschiedenen Kelten wäre wünschenswert gewesen; so ist bei
spielsweise der Göttername Tullonius und Tullonium, eine Stadt der Varduler,
sicher keltisch, ebenso Astures, Artabri, Cantabri, Callaeci (vom Stamm Cal
vv ie Caledus, Caledonia, Caletes, Ancalites). Der Name Wasken (span, b