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31,7 °/ 0 Brachycéphale. Verglichen mit den Zahlen der Reihengräberschädel',
23,3°/o Dol., 45,9°/ 0 Mes. und 30,8°/ 0 Brachyc., lassen die holl. Schädel
eine nahe Verwandtschaft mit den germanischen erkennen. Die Mesoc. haben
auf Kosten der Dolich. etwas zugenommen, aber die Zahl der Brachyc. hat
sich nicht erhöht; wobei allerdings zu bedenken, dass die Reihengräber
schädel auch schon nicht mehr alle rasserein sind. Bei den holländischen
Schädeln ist der Prozess der Vermischung noch etwas weiter fortgeschritten.
Die Veränderung, die Bolk nachweist, spiegelt sich auch in der Indexcurve,
die bei 76—78 gipfelt, aber auf der brachycepb. Seite länger und voller
ist als auf der dolichocephalen. Auf die erstere Seite fallen 119 Schädel,
auf die letztere nur 77. (Ähnlich verhält sich die Kurve der Reihengräber
schädel.) Verf. deutet das von ihm gefundene Ergebnis dahin, dass unter
seinen holländischen Schädeln 2 verschiedene Formen vertreten sind. Man
kann dies dahin erweitern, dass die ursprünglichen Bestandteile ungefähr
die nämlichen sind wie z. B. in Deutschland, dass aber der germanische
Bestandteil verhältnismässig stärker vertreten ist als der brachycéphale.
Erinnern wir uns, dass nach J. Ranke die altbayerische Landbevölkerung
nur 1 o/ 0 Dolichocéphale, nur 16°/ 0 Mesocephale, dagegen 83° 0 Brachv-
cephale aufweist, so springt der Unterschied in die Augen.
Neu sind Bolks Untersuchungen über die Beziehungen des Schädel
index und der absoluten Längen- und Breitenmaasse. In meiner
Anthropologie der Badener habe ich zwar auch schon die Durchschnitts-
maasse der Längen und Breiten in den Indexklassen angegeben, aber Bolk
geht hierin weiter, und zwar mit dem Erfolg, dass manches viel deutlicher
wird. Beispielsweise fand er die niederste Länge eines dolichocephalen
Schädels gleich 175 mm; bei geringerer Länge kommt kein dol. Index mehr
heraus. Bei einer Länge von weniger als 170 mm ergeben sich nur noch
brachycéphale Indices. Die grösste Breite, bei der ein Schädel noch dol.
sein konnte, liegt bei 148 mm, die grösste Breite für Mesocephalie bei
157 mm, darüber gab es nur noch brachycéphale Schädel. Die niedrigste
Breite eines mesocephalen Schädels war 130 mm; darunter kamen nur noch
dolichocéphale Indices zu Stande. Die betr. Thatsachen sind sehr anschaulich
im Bilde dargestellt.
In ähnlicher Weise behandelt Bolk auch die Längen-Höhenindices
und macht dazu treffende Bemerkungen, die an Ort und Stelle nachzulesen
sind, da in einem Referat nur das Wichtigste mitgeteilt werden kann. Der
Höhenindex ist nach Ansicht des Ref. der schwächste Punkt in der Kranio-
logie, weil die Schädellänge als Divisor einen sehr grossen Einfluss auf den
Quotienten hat. Ein Schädel von bestimmter Höhe kann hypsieephal sein,
wenn er kurz, aber chamäcephal, wenn er lang ist. Benutzt man den Höhen-
Bre itenindex, so entgeht man diesen Schwierigkeiten nicht ganz, sie stellen
sich nur in umgekehrtem Sinne ein, doch immerhin weniger ausgeprägt.