B. Referate. Anthropologie.
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anlagung(?) vorwiegend in Situationsbildern, wobei hauptsächlich gesehene,
erlebte Vorgänge reproduziert werden. Der muskulöser angelegte Mann
denkt zwar auch in Situationsbildern, doch ist sein Muskelsinn schon in
der Anlage für das Vorstellungsleben mehr geneigt als der des Weibes; er
neigt zum Schaffen, zum Produzieren. Die intensivere Betonung des Muskel
sinns schafft nachhaltige, geistige Vorgänge und erschwert den schnellen
Wechsel der Situationsvorstellungen. In der Schulzeit zeigt sich diese
Neigung in Situationsbildern zu denken beim Weibe in der Veranlagung
ihr Geschichte, Religion, Litteraturgeschichte, beim Knaben dagegen für
Mathematik (?). Dort sind die parallellaufenden Spraclibilder betont, hier
nicht in gleichem Maasse. Die kulturellen Erfolge der Mathematik (im
weiteren Sinne) werden vom Verf. gegenüber der geringeren kulturellen
Wichtigkeit der Sprache (?) hervorgehoben. Bei der grösseren Bedeutung,
Welche Situationsbilder für das weibliche Denken besitzen, ist es diesen
a uck leichter, sich in Situationen hineinzufinden. Dadurch wird Teilnahme,
Mitgefühl geweckt, aber auch ein erleichterter Wechsel der Empfindungs-
Dualitäten erzeugt: das Weib wird gemütvoll aber nicht gemütstief. Anderer
seits (?) entsteht auch das Verlangen nach Teilnahme und Interesse Anderer,
der Wunsch diese zu wecken und als deren Folge die Sucht, aufzufallen.
Aus dem stärker ausgebildeten Muskelsinn des Mannes leitet Verf. dessen
billigeres, beständigeres und objektives Denken gegenüber dem schneller
Wechselnden, oberflächlicheren Vorstellen des Weibes ab, ebenso die ßedacht-
Sa mkeit, den Ernst, den stärkeren Willen auf der einen, den Frohsinn auf
anderen Seite.
Der Gedankengang des Verf. ist nicht ohne Interesse, insofern er die
Erklärung geistiger Unterschiede in physiologischen Verhältnissen sucht.
Zweifellos einseitig aber ist es, den Generationszweck, dem das Weib dient
Wut seinen mächtigen Reflexwirkungen, ebenso die Erziehungsresultate in
1 ^ rer geschichtlichen Entwickelung gänzlich ausser Acht zu lassen. Unglück
licher als Möbius’ Ausdruck „physiologischer Schwachsinn“ ist die Bezeichnung
des weiblichen Denkens als „minderwertig“ mit dessen degenerative!! Bei
geschmack. Auf die Geistesströmungen im Verfall begriffener Völker den
Ausdruck „weibliches Denken“ anzuwenden, ist falsch, weil es sich bei
Jenen um etwas Pathologisches, um Degeneration handelt, auch weil diesen
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tr °uiungen die Lichtseiten des weiblichen Denkens fehlen. — Die Stellung
^es Verf. gegenüber der Frauenfrage ergiebt sich aus dem Referierten.
Kellner- Untergöltzscli.
161- F. von Oefele: Prähistorische Parasitologie nach Tierbeob
achtungen. Archives de Parasitologie, 1902. Bd. V, S. 117.
Antiparasitäre Einrichtungen existieren nicht bloss im ganzen Tier-,
ändern auch im Pflanzenreiche; indessen dürfen nur diejenigen, welche mit