B. Referate. Urgeschichte. 119
ein. Die Entstehung der Schnurkeramik ist ihm dagegen ein vorläufig noch
ungelöstes Rätsel.
Während noch die Bandkeramik in Mitteldeutschland herrscht, macht
sich an dem Vordringen der Kugelamphoren und des Bernburger Typus
eine starke Südwärtsbewegung der Indogermanen in zwei Zügen bemerkbar :
einem westlichen längs der Elbe und Saale nach Thüringen, und einem
östlichen die Oder hinauf, der auf dem Wege über Galizien und Südruss
land zur Bildung des arischen und wohl auch des slavischen Stammes führte.
Aus dem westlichen ging unter der Einwirkung neuer gewaltiger Nachschübe
und durch Verbindung mit dem Volke der Bandkeramik eine Abart der
Indogermanen hervor (Rössen-Albsheimer Typus), aus der sich um 2000
herum die Italiker und die Kelten entwickelten. Denn dass in der Über
gangsperiode von der Stein- zur Bronzezeit indogermanische Stämme aus
Büddeutschland in die Schweiz, Tirol und Italien eingedrungen sein müssen,
ergiebt sich aus dem plötzlichen Umschwung der Handelsbeziehungen.
Während in der Steinzeit Mittel- und Süddeutschlands nur südosteuropäische
Beziehungen wirksam sind, beginnt in der frühen Metallzeit eine starke
italische Einfuhr und noch mehr eine Nach- und Weiterbildung italischer
Bronzeerzeugnisse. Umgekehrt finden sich in Oberitalien offenkundig aus
Mitteleuropa stammende Sachen. Ein derartiger Austausch zwischen der
alten und der neuen Heimat pflegt sich stets unmittelbar an eine Volks
auswanderung anzuschliessen. Mit der allmählichen Entfremdung lässt er
nach, und so sehen wir den direkten Handel zwischen Italien einerseits und
lord- und Südeuropa andrerseits während der zweiten Bronzeperiode so gut
vie ganz aufhören und in der jüngeren Bronzezeit sich auf die Ausfuhr
getriebener Gefässe beschränken. Auch die Besiedelungsverhältnisse Süd-
teutschlands während der ältesten Bronzezeit stehen im Einklang mit dieser
Auffassung.
Wohl die gelungenste Partie der ganzen Abhandlung ist die über die
Üihe Bronzezeit Ostdeutschlands. Hier zeigt sich des Verfassers souveräne
Bherrschung des Fundmaterials in glänzendem Lichte, und seine Gruppierung
öe Stoffes giebt der Arbeit einen bleibenden Wert, auch wenn man seinen
Zögerungen nicht beipflichtet. K. erkennt in den Gräbern vom Aunjetitzer
Zyous eine neue Völkermischung nordisch-indogermanischer, von der Saale
ü UcElbe her eingewanderter Stämme mit mitteldeutsch-nichtindogermanischen
Bleaenten. Diese neuen Stämme haben sich über Österreich südwärts bis
Da Ü Bosnien verbreitet (gerippte Manchetten-Armbänder in Hügelgräbern
v °öi Glasinac) und sind vermutlich als die Vorfahren der Illyrier und
Üri, c p
en zu betrachten. Ein südliches Abströmen der Bevölkerung während
^ er rühen Bronzezeit wird auch durch die Spärlichkeit der Funde aus der
Zvv eisn Periode in Österreich nördlich der Donau und besonders augenfällig
la Os-Deutschland bezeugt, wo schon aus dem späteren Abschnitt der ersten