B. Referate. Ethnologie.
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Zur Zeit der Republik gesellten sich neue Typen hinzu und vermischten
sich mit dem Grundstock, die ältesten Typen behielten indessen das Über
gewicht. — Zum Schluss teilt Yerf. noch die geographische Verbreitung
der Sergischen Schädeltypen über das östliche Mittelmeerbecken mit, soweit
Untersuchungen nach dieser Richtung hin an dem vorgeschichtlichen Materiale
bisher angestellt worden sind. Dr. Buschan-Stettin.
128. A. F. Rudolf Hoernle: A report on the British Collection
of antiquities from Central Asia. Part II. With 13 facsimile
plates, 3 tables and 6 woodcuts. Journal of the Asiatic
Society of Bengal, Extra-Number, Yol. LXX, Part I. (Calcutta)
1902. 55, 31, 7 p. 8°.
Ein neues, wichtiges Glied in der Kette der Publikationen zur central
asiatisch-indischen Altertumskunde, die in den letzten Jahren so überraschende
Förderung erhalten hat. Hoernles neuer Bericht ergänzt den vor zwei Jahren
ausgegebenen (Extra-Number 1 zu Yol. LXVIIi der oben bezeichneten Zeit
schrift) und ist um so lehrreicher, als inzwischen für einen Teil der vorher
von H. beschriebenen Manuskriptenfunde etc. durch die ausserordentlich
ergebnisreiche Expedition Dr. M. A. Steins nach Chinesisch-Turkestan der
Beweis der Unechtheit erbracht wurde. Wir können nun nicht mehr von
centralasiatischen Manuskripten in rätselhaften Schriftzeichen sprechen, sondern
haben nur noch mit der Feststellung unbekannter Sprachen in bekannten
Schriftcharakteren zu thun. Es ist ein Glück, dass die Fälschungen Islam
Akhuns, über die man alles nähere in Steins „Preliminary Report on a
journey of archaeological and topographical exploration in Chinese Turkestan“
(London 1901) findet, die Arbeitskraft eines Gelehrten wie Hoernle, dem
die altindische Epigraphik überaus viel verdankt, nicht noch länger mit
unfruchtbaren Mühen in Anspruch nahmen.
Die Manuskripte in Hoernles Sammlung sind teils einzelne Blätter,
teils sind sie nach Art der indischen Bücher geheftet, in oblongem lormat
zwischen zwei Holzbrettchen durch eine Schnur zusammengehalten, welche
durch eine das ganze Bündel durchbohrende Öffnung läuft. Diese Bündel,
sogenannte Pothis, zeigen ein weiches Papier von weisslicher Färbung und
können nicht jünger als das 8. nachchristliche Jahrhundert sein, manche
s md sogar in das 4.-5. Jahrhundert zurückzudatieren. Dass das Papier
m schmale, lange Streifen geschnitten ist, nicht in die bequemere, mehr
quadratische Form gewöhnlicher Papierblätter, erweist, dass man die indischen
Palmblatt-Manuskripte zum Vorbild nahm, deren oblonge Form sich aus
der Struktur des Palmblattes ergab. Die Schriftzeichen sind die sogenannten
kteahmi ! )-Charaktere und zwar in einem steilen und einem kursiven
1) Die aus dem phönizischen Alphabete abgeleitete national-indische Schrift,
1301 800 v. Chr. in Indien eingeführt.