B. Referate. Ethnologie.
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keineswegs nur runde oder ovale, sondern auch viereckige Grundform, wie
die Steingräber, und in Dänemark und Schweden erinnern einzelne Grab
bauten mit einer offenen Seite, vor der zwei einzelne Steine stehen, sogar
noch an die im ostgermanischen Hause mit seiner Vorhalle erhaltene Urform
des arischen Hauses. Die zweite Grabform der unterirdischen Steinkammern
mit gedecktem Gange ist nicht schlechthin als früher oder später als jene
erste Form erwiesen, vielmehr relativ gleichzeitig, wie auch einzelne arische
Völker in einem mehr auf den Norden beschränkten Gebiete im Winter
unterirdische Wohnungen benutzten. Und wie das arische Gehöft abweichend
von der sächsischen Sitte, alle Wohn- und Wirtschaftsgebäude unter einem
Dache zu vereinigen, aus einer Anzahl gleichartiger Hütten bestand, wie
die Bewohner in Einzelhöfen lebten, so liegen auch die Steingräber oft ver
einzelt im Gegensatz zu den dicht gedrängten Grabhügeln späterer Perioden.
Die Siedlungsform in Einzelhöfen wird nun weder als keltisch (Meitzen),
noch die Dorfsiedlung als germanisch (Henning) angesehen, sondern die
erstere als älter, die andre als jünger bezeichnet; und von der engeru
Heimat der Germanen verbreiteten sich nun die Einzelhöfe erst weiter auch
über Deutschland wie Nordskandinavien. Die dortige lappische Urbevölkernng
wurde dann von den neuen arischen Herren in die Klasse der Unfreien
versetzt und nahm auch deren Sprache an; da sie aber selbst keine
Aspiratä und Mediä kannten, so setzte man dafür andre, ihnen bequemere
Laute ein. Bei der gemeinsamen Erziehung gingen dann diese lautlichen
Veränderungen auch auf die Kinder und bald in die herrschende Sprache
über. Damit wäre auch der letzte Einwand, den man noch wegen der
germanischen Lautverschiebung gegen die südskandinavische Hypothese von
der arischen Urheimat Vorbringen konnte, als nichtig erwiesen. Noch 1900
hatte Bremer die Lautverschiebung in das 5.—4. Jahrhundert v. Chr.
herabgesetzt und unter Leugnung einer Steinzeit Skandinavien erst nachher
von den Nordgermanen besiedeln lassen. Prof. Dr. Walter-Stettin.
38. A. Girtanner: Der Moschusochse (Ovibos moschatus Zimm.).
Jahresbericht der St. Gallischen Naturwissenschaftl. Gesell
schaft 1899—1900. St. Gallen, 1901. 27 S. 8°. 1 Tafel.
Mitte August 1899 wurden durch norwegische Fangschiffer an der
Ostküste Grönlands 140 Moschusochsen erlegt. Ein gut erhaltener Bulle
gelangte im naturhistor. Museum St. Gallen zur Aufstellung; dieser Umstand
bildete die Veranlassung zur vorliegenden Studie, in welcher u. a. die
Mitteilung gemacht wird, dass bei den neuesten Ausgrabungen in der be
rühmten Höhle Kesslerloch bei Thaingen (Schaffhausen) nun auch Knochen
des Moschusochsen zum Vorschein kamen. T)r. J. Heierli-Zürich.