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B. Referate. Urgeschichte.
während des Schlafens einnimmt und glaubt deshalb, dass auch die Hocker
Schlafende vorstellen sollen, worauf auch die Beigaben schliessen lassen,
sowie der Umstand, dass manche Hockerleichen das Haupt nach Art
Schlafender auf der Handfläche ruhend zeigen. Diese Hypothese liefert
auch eine Erklärung für die vorhin erwähnten Skelettbestattungen. Verf.
nimmt nämlich an, dass es sich bei diesen um nachträgliche Wiederbestattungen
der auf Wanderungen mitgeführten Leichen handle; das Vorkommen defekter
Skelette findet auf diese Weise ebenfalls eine natürliche Erklärung, andere
Beschädigungen könnten auch eine Folge der zu dem gedachten Zweck vor
genommene Verschnürung sein. Forrer glaubt, dass eine solche (oft kon
statierte) Verpackung der Leichen sowohl in Ägypten wie in Europa schliess
lich zur traditionellen Sitte geworden sei.
Hass die Übereinstimmung der beiderseitigen Hockergräber aber noch
weiter geht, setzt Verf. im vierten Kapitel an der Hand zahlreicher Bei
spiele des Aveiteren auseinander und zieht daraus den Schluss, dass zwischen
den Hockergräbern Ägyptens und Europas ein innerer Zusammenhang besteht,
dass hier Avie dort zu ein und derselben Zeit ein und dieselbe Kultur ge
herrscht habe, dass durch direkte oder indirekte Verbindungen schon zur
Steinzeit Ägypten und Mitteleuropa in Zusammenhang gestanden haben müssen.
Welcher Art dieser Zusammenhang gewesen und Avas für Folgerungen
sich eventuell daraus ergeben, hat Verfasser im Schlusskapitel erörtert.
Auf Seite 58 befindet sich ein alphabetisch geordnetes Verzeichniss
der in dem Buche erwähnten zahlreichen Fundorte A r on Hockergräbern.
Die Ausstattung des Buches Avie der Tafeln ist gut.
Heinrich Kenike-Königsberg.
C. Tagesgeschichte.
Frankfurt a. 1V1. Auf Anregung von Dr. W. Belck Avurde am 5. August in
Berlin die Gründung einer „Deutschen Gesellschaft für die Avissenschaftl. Erforschung
Anatoliens“ beschlossen; in den proAnsor. Vorstand wurde als Vorsitzender Dr. Belck
gewählt; an diesen sind die Beitrittserklärungen zu richten (Jahresbeitrag 20 Mark).
New-York. Dr. Franz Boas, Professor f. Anthropologie an der Columbia-
Universität, Avurde von dem Anthropol. Institute of Great Britain and Ireland zum
Ehrenmitglied ernannt.
Paris. Auf seinem Landgute zu Saint-Palais bei Royan starb am 25. August
infolge eines Schlagflusses André Sanson, Prof, honor. à 1’ Ecole nationale de Grignon,
vice-président de 1’ Association pour 1’ enseignement des sciences anthropologiques. —
Die anthropol. Gesellschaft erkannte den Prix Godard für 1901 Th. VolkoAv für sein
Werk „Le pied chez 1’ homme et les mammifères“ zu; der Prix Bertillon wurde
ZAvischen Prof. K. Z. Ripley für sein Werk The races of Europa und Gaudelier
für seine Arbeit Les lois de population geteilt.
Druckfehler.
Seite 52, Zeile 8 v. u. lies Stuhlsporen (anstatt Stahlsporen), S. 54, Z. 5 v. o.
Ostindien (anstatt Ostasien), ebend. Z. 3 a t . u. Varpelev (anstatt Varpeleo) und
S. 140, Z. 6 x. u. jüdischer (anstatt indischer).