B. Referate. Urgeschichte.
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bohrten Steinperlen, Haarkämmen und Nadeln aus Knochen und Elfenbein),
Geräten (kleinen steinernen Platten zum Anreiben von Farbe oder Schminke,
Harpunen und Löffeln aus Knochen, Feuersteinklingen zu Lanzen, Pfeilen
und Messern sowie einzelnen Stücken aus Kupfer), Gefässen aus Thon und
Stein. Analoge, zum Teil schon ausgeraubte Gräber entdeckten die ge
nannten Forscher in El Kab und Deshasheh. Das einzige unberührte
Grab in El Kab enthielt einen Hocker über einer grossen Thonschale sowie
zahlreiche Beigaben, z. B. cylindrische Alabastervasen, bemalte Thongefässe,
Haarnadeln und Armbänder aus Elfenbein, zwei Muscheln, ferner Perlen
aus Elfenbein, grünem Feldspath, Gold, Carneol, blau glasiertem Thon und
Serpentin. In Deshasheh waren die Toten teils gestreckt, teils hockend
bestattet, beide Arten nebeneinander vorkommend. Viele Leichen waren
verstümmelt. Dabei fanden sich Gefässe sowie Reste von Tüchern, Binden
und hemdartigen Gewändern, Nackenstützen aus Holz und Perlen aus Gold
blech, Hämatit etc. in verschiedenartigen Formen. — Gleiche Dinge hat
der Verf. selbst in der grossen, leider schon tausendfach durchwühlten
Nekropole von El Ach mim ausgegraben, jedoch derartig vermengt mit
solchen aus spätägyptischer, römischer und frühchristlich-byzantinischer Zeit,
dass ein Erkennen der ursprünglichen Lagerung nicht mehr möglich war.
— Eine willkommene Ergänzung zu diesen Funden und denen aus Naquada,
Bailas u. s. w., bei welchen manches (z. B. die Art der Mumisierung)
nicht genügend erkannt werden konnte, bilden sechs vollständig erhaltene,
ebenfalls in Oberägypten gefundene Hockermumien des Berliner Museums.
Die Berliner Mumien zeigen, was bei den übrigen nicht so deutlich
nachzuweisen ist, dass der Tote unversehrt beigesetzt wurde und dass zu
Tage tretende Knochen oder sonstige Defekte als Folgen späterer Beschädigung
aufzufassen sind. Auch die meisten Hocker Europas zeigen durch ihre Lage,
dass sie als Leichen und nicht als Skelette bestattet worden sind. Doch
hat man in einigen Gräbern der Hockerzeit (sowohl in Ägypten, als in
Europa, hier beispielsweise in den Ivjökkenmöddings von Mugem in Portugal)
die Knochen nicht in der natürlichen Lage, sondern in einer Anordnung
angetroffen, die auf die Beisetzung von Skeletteilen schliessen lässt. Immerhin
sind diese Gräber als Ausnahmen zu betrachten, da die Hocker in der
grossen Mehrzahl mit ihren Weichteilen beerdigt worden sind. Forrer glaubt
deshalb, dass die Skelettbestattung nur als Begleiterscheinung der „Hocker
sitte“ aufzufassen sei.
Über die Bedeutung der Hockerstellung sind zahlreiche Vermutungen
geäussert worden, von denen diejenige Virchows, dass diese Stellung der
Raumersparnis wegen gewählt wäre, den meisten Anklang gefunden hat.
Beispiele aus Naquada und Bailas zeigen aber, dass diese Erklärung, wenn
als Regel aufgestellt, nicht zutreffend ist. Forrer weist darauf hin, dass
die genannte Stellung jener entspricht, die der Südländer niederer Stufe