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Volltext: Internationales Centralblatt für Anthropologie und verwandte Wissenschaften, 7.1902

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ß. Referate. Urgeschichte. 
Die Lungen und andere Eingeweide sind noch im Brustkorb zu sehen, da 
der Rücken verletzt ist. Das rechte Ohr liegt beim Leichnam; ob es durch 
ein Grabwerkzeug abgerissen wurde, oder ob eine frühere Verwundung statt 
fand, ist nicht anzugeben. Die Rippen können durch das Heraufholen und 
das Scheuern des Leichnams teilweise losgerissen worden sein. Die rechte 
Hand ist unbeschädigt geblieben. Um einen Beckenknochen liegt eiu Stückchen 
Stoff, dass an seinem Platz gelassen wurde. Die Baucheingeweide sind in 
einen Klumpen Leichenfett übergegangen, das innen von gelber Farbe ist. 
Ein auf der Abbildung sichtbares lockenförmig gekrümmtes Anhängsel ist 
ein Stück Haut. Der rechte Schenkelknochen ist ungefähr in der Mitte 
gebrochen. Auf den Zehen, wie auf den Fingern unterscheidet man deutlich 
die Nägel. Das Haar ist teils ausgekämmt, teils in Knäueln beisammen. 
Auf der Abbildung sieht man die Schnur (also nicht ein Tuchband), die 
dreimal steif um den Hals gewunden war; die Enden hat Dr. Joosting auf 
gedreht, sodass man das Geflecht (dreidrähtig) erkennt. Sie ist von echter 
Wolle, ebenso das darunter befindliche Tuch rechts und links, das wahr 
scheinlich ein gesäumter viereckiger Lappen gewesen ist und den Leichnam 
unter den Achseln und über die Schultern bedeckt hat. Irgend welche 
Gegenstände, um die Kleidung festzuhalten, oder auch irgend welcher Zierat 
ist nicht vorhanden. Das Haupt sitzt nicht richtig auf dem Rumpf, sondern 
steht ein paar Finger breit vom Atlas ab. Dieser Umstand, in Verbindung 
mit dem schmerzlichen Ausdruck des Gesichtes und der dreimal um den 
Hals geschlungenen Schnur brachte den Verf. auf den Gedanken, dass Er 
drosselung anzunehmen sei. Er erinnerte sich dabei an die Stelle des 
Tacitus (Germania Kap. XII) über die Bestrafung gewisser Verbrechen bei 
den Germanen durch Versenken in Moore. Fräulein Dr. Mestorf in Kiel, 
die der Verf. befragte, verwarf jedoch die Annahme; die Verrückung des 
Kopfes komme in Gräbern ziemlich oft vor. Damit ist aber die Schnur 
nicht erklärt. Verf. stellt Vergleichungen an zwischen seinem Fund und 
den 21 Moorleichen, die Frl. Dr. Mestorf beschrieben hat; mit Hinzu 
rechnung einiger späterer Funde sind 30 Moorleichen bekannt. Er macht 
auch wahrscheinlich, dass die Leiche von Yde nicht aus neuerer Zeit her 
rühren könne. Das wollene Sagum, dessen Gewebe, einfacher Köper, mit 
anderen germanischen Funden übereinstimmt, hat die Besonderheit, dass der 
Zettel aus 2 Fäden, der Einschlag aus einem Faden besteht; das Halstuch, 
das nicht wie ein Netz geknüpft und auch nicht mit der Häkelnadel her 
gestellt ist, besteht aus zweifarbigem und doppeltem Faden. Man kann 
deswegen der Leiche von Yde dasselbe Alter zuerkennen, das Frl. Mestorf 
auf Grund verschiedener Anhaltspunkte für die übrigen annimmt, nämlich 
200—400 Jahre n. Uhr, Qtto Ammon-Karlsruhe,
	        
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