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A. Originalarbeiten.
änderungen an den Ohren der Ringer (sogen. Pankratiasten-
Ohren) seien hier nur vorübergehend erwähnt.
Fettleibigkeit überhaupt, obwohl nicht gerade sehr häufig
in Japan, ist doch viel weniger selten als bei den malayischen
Völkern oder bei den Indianern Amerikas. Wie schon gesagt, sind
die Weiber des „niederen Typus“ manchmal dick und plump. Da
gegen erreicht die Polysarcia adiposa, mit Ausnahme der der Ringer,
wohl niemals den hohen Grad wie ihn Polynesier beiderlei Geschlechts
oft aufweisen. — Auch Zwerge und Krüppel sind in Japan sehr
selten. Ich erinnere mich nicht, während eines vierjährigen Auf
enthalts in Japan, mehr als zwei Zwerge gesehen zu haben.
Während einer Reise durch die Provinz Satsuma (Kyüshü) fiel mir
aber die relative Häufigkeit cretinartiger Individuen auf. Allein
Rachitis ist angeblich in Japan so gut wie unbekannt. Von
Myxoedem sind bis jetzt nur wenige Fälle zur Beobachtung ge
kommen. Partielle Akromegalie kommt, nach Baelz, öfters vor. —
Albinismus ist selten. Mir sind nur zwei oder drei Fälle auf
Kyüshü bekannt geworden, während mir neulich von zuverlässiger
Seite ein paar weitere Fälle, auf der Hauptinsel, berichtet wurden.
Die von mir gesehenen Albinos hatten flachsblondes Haar, eine
weissrote Hautfarbe und die gewöhnlichen pathologischen Er
scheinungen an den Augen. Seit Baelz zuerst die merkwürdigen
blauen Flecken japanischer Neugeborenen beschrieb, hat sich
herausgestellt, dass sie auch bei anderen Mongoloiden Vorkommen.
Wie ich vor kurzem an einer anderen Stelle*) berichtete, findet
man diese Flecken, ausser bei den Koreanern und Chinesen, bei
verschiedenen Indochinesen, Javanern, Eingeborenen der Philippinen,
Madagassen, Samoanern, Hawaiiern, Eskimos und Indianern, ferner
bei vielen Mischlingen einiger dieser Völker. Vielleicht wird sich
einmal meine Vermutung bestätigen, dass die Neonati aller mehr
oder weniger farbigen Rassen diese Pigmentflecken aufweisen. So
will man sie bei den philippinischen Negritos und, wie mir neulich
mitgeteilt wurde, auch bei den Negern Brasiliens und deren Mischlingen
beobachtet haben. Nur hat man früher auf ihr Vorkommen nicht
genügend geachtet.
Bei seinen Mitteilungen über das japanische Sitzknie**) sagte
Baelz, dass es ihm röntgoskopisch so schiene, „als ob das obere
Ende des Schienbeins etwas abweichend gestaltet sei“. Da aber
Hans Virchow an vier japanischen Sitzknieen, von zwei Individuen
*) Globus, Bd. L XXXI, Nr. 15.
**) Verhaudl. d. Berliner anthropolog. Gesellsch., 1901, S. 203, 204.