B. Referate. Urgeschichte.
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306. W. Grempler: Etruskische Bronzegefässe als Vorbilder vor
geschichtlicher Töpferarbeiten. Schlesiens Vorzeit in Bild
und Schrift. 1902. Neue Folge, Band IL S. 1—2.
Anknüpfend an die Arbeit von A. Voss in den Berliner Verhandlungen
(1901, S. 277 f.) stellt der Verfasser eine bei Carlsruh, Kreis Steinau,
gefundene bemalte Schale mit einem Bronzegefäss der Villa Arnoaldi bei
Bologna zusammen und spricht die Vermutung aus, dass die eigentümliche
Henkelbildung des schlesischen Thongefässes durch ein derartiges Import
stück hervorgerufen worden sei. Br. H. Seger-Breslau.
307. H- Seger: Beiträge zur Urgeschichte Schlesiens. Schlesiens
Vorzeit. 1902. N. F. Bd. II, S. 3—44. Mit 7 Vollbildern
und zahlreichen Textfiguren.
1. Goldfunde aus der Bronzezeit. Für den Bernsteinhandel der
Bronzezeit haben die Goldspiralen aus Doppeldraht ohne Ende eine besondere
Bedeutung gehabt. Ihre Verbreitung giebt uns einen Fingerzeig, welche
Gegenden als Durchgangsländer für jenen Handel anzusehen sind. Der Ver
fasser zeigt nun, dass Schlesien namentlich in der älteren Bronzezeit einen
ansehnlichen Reichtum an solchen Spiralen besessen haben müsse, der in
Verbindung mit so manchem anderen Importstück südländischer Herkunft
und den Bernsteinfunden der Annahme einer bronzezeitlichen Handelsstrasse
durch Schlesien eine neue Stütze giebt. Allerdings ist die Möglichkeit
nicht abzuweisen, dass das Rohmetall in Schlesien selbst gewonnen und
nach fremdem Vorbild verarbeitet worden ist. Von den beschriebenen
Funden verdient der im Jahre 1899 in Wohlau gemachte Depotfund hervor
gehoben zu werden, der ein Gewicht von 2000 g und einen Materialwert
von über 4000 Mk. besass und wohl einer der grössten Goldfunde der
Bronzezeit war, die je gemacht worden sind.
2. Hockergräber bei Rothschloss, Kreis Nimptsch. Ein
neuer wichtiger Fund aus der ältesten Bronzezeit, die bis vor kurzem in
Schlesien so gut wie gar nicht vertreten war. Die Untersuchung der körper
lichen Überreste durch Prof. Thilenius ergab die überraschende Thatsache,
dass die Leute von Rothschloss nur eine mittlere Körpergrösse von rund
150 cm besassen, mithin beträchtlich hinter der Durchschnittsgrösse der
heutigen Bevölkerung zurückblieben. Die Thongefässe zeigen im allgemeinen
den Uneticer Typus, dem auch die Bronzebeigaben (Säbelnadeln und Noppen
ringe) entsprechen. Ein schnurverzierter Becher und ein Steinhammer mit
Schaftloch lassen jedoch erkennen, dass die neolithische Kulturstufe noch
nicht völlig überwunden ist.
3. Grabfunde aus Peisterwitz, Kreis Ohlau. Die hier be
sprochenen 11 Gräber gehören nach ihrem Inventar an das Ende der Hall-