B. Referate. Ethnologie.
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für eine einzelne Spezies oder ein einzelnes Genus 4 allgemeinere zoologische
Determinativa: 1. Yierfüssige Warmblüter und Mehrfüsser, 2. Fliegtiere,
3. Schwimmtiere und 4. Würmer. Zur letzteren Gruppe gehören nun ausser
wirklichen Würmern noch die heterogensten Geschöpfe, u. a. auch die Rep
tilien und gewisse koprophage Insektenlarven; zudem stellte man sich vor,
dass gewisse Krankheiten Stoffe in Gestalt von Würmern ausscheiden. Soweit
eine zoologische Bestimmung möglich ist, kannten die Papyri folgende inneren
Parasiten. Zunächst eine Bandwurmart, die Botriocephalus latus (wohl durch
den Genuss von Fischen und Wildgänsen übertragen) gewesen sein muss;
T. saginata kam wohl kaum vor, weil Fleischbeschau bereits bestand.
Oxyuris und Uncinaria dürften auch bekannt gewesen sein, jedoch scheint
keine scharfe Grenze zwischen diesen beiden Helminthen und ausserdem
auch noch zwischen Dipterenlarven des Darmes gezogen worden zu sein.
Der sog. „Über- seinem- Leib- Wurm“ des PapyrusEbers beruht auf einem
Missverständnis, d. h. auf einem Lesefehler. Es ist nicht sehr wahr
scheinlich, dass Trichonocephalus, Distomum hepatis und Echinococcus
(letzterer wenigstens nicht als tierischer Parasit) bekannt gewesen sind; ebenso
wenig besitzen wir Beweise für die Kenntnis von Strongylus, Echinor-
rhynchus, Hymenolepis nana und Anchylostomum; letzterer Parasit muss
den Ägyptern wegen unzureichender Untersuchungsmethoden entgangen sein.
Indessen dürfte ihnen wohl der Symptomenkomplex der Ägyptischen Anämie
(Anchylostomiasis) als einheitliches Krankheitsbild vorgeschwebt haben. Wir
haben ferner den Beweis dafür, dass die Haematuria parasitaria den Ägyptern
bekannt gewesen ist, wenngleich ausgeschlosseu werden darf, dass sie Distomum
oder Filaria hierfür verantwortlich gemacht haben. Hämaturie wird in
Afrika allgemein als Menstruatio virilis aufgefasst; die Fellachen bezeichnen
auch das Rotwerden des Nils (durch Lateritanschwemmung) als Menstruation
des Nils. Bei den alten Ägyptern gab es einen Gott mit dem „Häma
turie-Typus“, d. h. mit weiblichen Körperformen und Bart. — Die
in den entlerrten Exkrementen lebenden Dipteren- und vor allem Coleopteren-
Larven, sowie die ausgebildeten Coleopteren (Staphyliniden) wurden eben
falls für menschliche Endoparasiten gehalten. Dr. Buschan-Stettin.
223. C. Keller: Die landwirtschaftl. Zustände im afrikan. Osthorn.
Festschrift der Geogr.-Etlmogr. Gesellschaft. Zürich 1901.
S. 127—143. 2 Illustrationen.
Der durch seine Reisen in Afrika bekannte Yerfasser giebt hier im An
schluss an eine Reihe von Artikeln über die Yerhältnisse im Lande der
Somali und Galla, die er früher erscheinen liess, eine übersichtliche Dar
stellung des Ackerbaus und der Yiehzucht im afrik. Osthorn. Er hält die
Produktionsfähigkeit des Landes, besonders aber die Yiehzucht, einer be
deutenden Steigerung fähig. Dr. Heierli-Zürich.