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B. Referate. Ethnologie.
fahrten an der Küste und im Nordgebiet von Kamerun wendet sich Yerf.
den Schilderungen seiner Wandererlebnisse zu. Das Buch enthält für den
angehenden Reisenden in jenen Gegenden eine Fülle von praktischem Material
dadurch, dass die Reisetechnik, Ausrüstung, der Yerkehr mit den Trägern,
sowie die Lebensweise der Karawane während des Marsches u. s. w. be
sprochen werden. Namentlich sind auch die Angaben über die Bedeutung
und Aufgaben einer Station, über Anlage und Bau einer solchen A*on prak
tischer Bedeutung. Diesem Wander-Abschnitt des Werkes schliesst sich
als Anhang eine Schilderung der Ausbildung von Eingeborenen dieses Ge
bietes zu Soldaten an, als erster Yersuch, aus dem eingeborenen Material
eines Landes selbst eine brauchbare Truppe zu bilden.
Die nun folgenden Forschungsergebnisse (S. 234—544) enthalten eine
Fülle hochinteressanter Angaben über die Natur des durchzogenen Landes
(Orographie, Hydrographie, Topographie), sowie über die socialen, ethno
graphischen und anthropologischen Yerhältnisse seiner Bewohner (Wehr-Yer-
hältnisse, Kriegsführung, Märkte, Wegeanlagen, Ansiedelungen, Familien
leben, Rechtliche Yerhältnisse, Lebensweise, Ackerbau, Yiehzuckt, Gewerbe,
Sitten etc.). Es kommen hier zwei unterschiedliche Gebiete in Betracht,
es sind dieses das Waldland (S. 234—299) und das Grasland (S. 300—450)
mit ihrer heimischen Bevölkerung.
Der die „Streifzüge in die Tierwelt“ enthaltende Abschnitt ist nur
sehr kurz gefasst. Sehr anschaulich ist darin das Leben der Meerkatzen
geschildert. Der Yerf. wendet sich darin gegen die Angaben anderer Forscher
und namentlich auch Brehms, dass das Fleisch geschossener Affen für den
Europäer deshalb nur mit Widerwillen genossen wird, weil der abgezogene Affe
wie ein kleines Kind aussehen und in seinen Sterbezuckungen menschliche
Manieren vortäusclien soll. Flutter kann weder das eine, noch das andere
linden, sondern hält einen jungen Affen für einen ganz guten Braten.
Die sprachlichen Beobachtungen über die Sprach- und Denkweise der
Neger, die Wortsprache im Waldgebiet, die Zeichensprache im Wald- und
Grasland, insbesondere die Angaben über die Balispraelie dürften nicht nur
den F'achmann, sondern auch jeden Gebildeten unterweisen. Mit besonderer
Gründlichkeit sind die meteorologischen Beobachtungen abgefasst. Es linden
sich in diesem Teil des Werkes äusserst wertvolle Angaben über: Luftdruck,
Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Bevölkerung, Nebel, Dunst, Wind, Nieder
schläge und Gewitter. Ausserdem sind auch sonstige meteorologische Phäno
mene wie: Dämmerungserscheinungen, Zodiakallicht, gestirnter Himmel u. s. w
berücksichtigt.
Im Schlusswort des Werkes (S. 547—578) findet der Gegensatz von
Civilisation und Wildnis, namentlich der Zauber der letzteren, eine aesthetisehe
und vergleichende Betrachtung.
Die zahlreichen, nach photographischen Aufnahmen angefertigten Ab-