B. Referate. Ethnologie.
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gerade hier die wissenschaftliche Beobachtung aus naheliegenden Gründen
in so hohem Grade erschwert, dass der Yf. bei einer speziell dahinzielenden
Expedition in den Regierungsbezirk Perm, wo sich Horden derselben im
Laufe einiger Sommermonate an bestimmten Punkten aufhalten, alles in
allem nur 13 erwachsene Wogulen hat messen können. Es handelt sich
da zumeist um einen kleinen Menschenschlag von durchschnittlich 154 cm
Körperhöhe, mit einem flachen, breiten, in der Jochbeingegend mehr oder
weniger prominierenden, schwach behaarten (die Barthaare werden, angeblich
weil bei starkem Prost vereisend und hierdurch hinderlich, gewohnheits-
gemäss ausgerissen!) Antlitze, welches lebhaft an den Gesichtstyp der
Kalmücken erinnert. Ganz im Gegensätze zu allen übrigen Finnenstämmen
sind die Wogulen vielfach echte Langschädel oder doch mesocephal, eine
schon von K. E. v. Bär bestimmt festgestellte Thatsache. Merkwürdiger
weise rechnet Ä. Retzius die Wogulen zu den Gentes brachycephalae
orthognathae. Immerhin ist bemerkenswert, dass Castren aus sprachlichen
Gründen die Wogulen mit den Ostjaken und Magyaren in eine besondere
Gruppe, die der ugrischen Finnen zusammenfasst. Hass man, um zur
finnischen Völkerfamilie zu gehören, nicht ausgesprochen brachycephal zu
sein braucht, beweisen am besten unsere Esthen, die ja nur höchst selten
Indices über 80 aufweisen, vielmehr überwiegend häufig als Vertreter eines
mesocephaien Types erscheinen.
Dr. Richard Weinberg Jurjew {Dorpat).
153. J. Gluschkow: Die Wogulen des Kreises Tscherdyn. Eine
ethnographische Untersuchung. (Russ.) Ethnographische
Rundschau. (Moskau) 1900. Bd. XII, Heft XLV, S. 15.
Die Uralabhänge im Gebiete des Regierungsbezirkes Perm sind einst
durchweg, heute nur sehr teilweise von Wogulen bevölkert gewesen. Her
Ff. entwirft eine fesselnde Schilderung dieses Wogulenlandes und seiner
reizvollen Natur. Er wendet sich dann zur Geschichte und zeigt, wie das
einst freie Volk nach und nach verdrängt und unterdrückt wurde, wobei
es allmählich auf die östlichen Abhänge des Uralrückens sich zurückzog.
Her Stamm zerfällt gegenwärtig in eine Anzahl Gruppen, die zum Teil
auch dialektisch von einander sich unterscheiden. Auf die physische
Anthropologie lässt sich der Vf. nicht näher ein, entwirft aber ein kurzes
Bild des körperlichen Habitus einer ihm näher bekannten Wogulenfamilie.
Br beschreibt dann das wogulische Hausgerät, wogulische Kleidung, Wohn
haus, Beschäftigung, Sprache und Schriftzeichen, unter Beifügung eines
wogulischen Vokabulariums. Es wird dann das schwierige Gebiet der
religiösen Anschauungen des Wogulen berührt und schiesslich auf einige
religiöse Gebräuche, Totenkultus etc. hingewiesen, soweit der Vf. diese Ver
hältnisse aus eigener Anschauung kennen zu lernen imstande war. Inbetreff