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B. Referate. Urgeschichte.
Wichtigkeit u. a. schon Chierici hervorgehoben hat, die aber hier erst ihre
wissenschaftliche Würdigung finden. Die Nekropole wird von 2 Parallelo
grammen gebildet, die durch einen 15m breiten leeren Streifen geschieden
sind; die Gräber innerhalb liegen in Reihen etwa 2 m von einander ent
fernt, etwa 1 m tief, im ganzen sind von über 300 vermutheten 117 auf
gedeckt und genau beschrieben. Die Skelette sind einzeln in ovale Gruben
eingebettet, meist auf der linken Seite mit eingezogenen Knieen liegend, die
rechte Hand an der Steinwaffe, die linke am Kopf, selten beide am Kinn;
wenige Beispiele lassen auch eine Übertragung des Skeletts aus einer vor
läufigen Beisetzung vermuthen. Die Körper zeigen keine Holz- oder Stein
bedeckung; Beigaben fehlten mitunter, bestanden aber sonst aus Feuerstein
splittern und eben solchen Waffen, Thongefässe schienen nur in Frauen
gräbern vorzukommen. Daneben treten die ersten Metallprodukte auf, meist
aus Kupfer.
Unter den zahlreichen Funden Italiens, die derselben Periode zuzu
rechnen sind, lässt sich eine Gruppe von Gräbern in Grotten gegenüber
der mit Beisetzungen im flachen Lande unterscheiden. Sonst aber ist die
Ähnlichkeit im ganzen unverkennbar, desgleichen ein Zusammenhang mit
den neolithischen Begräbnisformen, und so werden die Gräber von Remedello
und alle ihnen verwandten einem vorgerückten Stadium der ibero-liguri-
schen Bevölkerung zugeschrieben.
Der zweite Band behandelt vornehmlich die Steinwaffen, und zwar die
geschlagenen, in 4 Kapiteln; 8 andere sollen die übrigen Grabbeigaben
später vorführen. Feuerstein-Späne und Messer, dem französischen mousterien
ähnlich, haben sich wie überall aus der paläolithisclien Zeit bis ins Ende
der Steinzeit erhalten; reiches Vergleichsmaterial wird besonders für die
kleinen, einen Kreisabschnitt oder ein Trapez bildenden Späne beigebracht.
Eine eigene Gruppe bilden die Stücke aus Obsidian, die der paläolithisclien
Zeit noch fremd, sich aber von der neolithischen an aus ihren insularen
Centren über Süd- und Mittelitalien und vereinzelt bis nach Oberitalien
verbreiten und schon damals lebhaften Handelsverkehr beweisen. Pfeil
spitzen aus Feuerstein sind am zahlreichsten vertreten, sowohl in Remedello
wie in vielen früheren und gleichzeitigen Funden Italiens; am ersteren Orte
herrschen die langen, mit gleichschenkligen Seiten und dünnen Schaft ver
sehenen Formen vor, doch finden sie sich anderswo mit kürzeren, gleich
seitigen Formen und abweichender Schaftbildung zusammen, sodass wohl ein
allgemeiner gleichzeitiger Gebrauch, der gewisse lokale Erscheinungen nicht
ausschliesst, anzunehmen ist. Noch kunstvoller sind die Dolchklingen
gearbeitet, die ovale oder dreieckige Grundform haben, aber besonders durch
den mehr oder minder hervortretenden Schaft und die Art seines Ansatzes
in eine Menge von Zwischenarten zerfallen. Die lorbeerblattartige Form
scheint bis in die paläolithische Zeit hinaufzureichen, beide Hauptarten aber