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Volltext: Internationales Centralblatt für Anthropologie und verwandte Wissenschaften, 7.1902

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B. Referate. Urgeschichte. 
Wichtigkeit u. a. schon Chierici hervorgehoben hat, die aber hier erst ihre 
wissenschaftliche Würdigung finden. Die Nekropole wird von 2 Parallelo 
grammen gebildet, die durch einen 15m breiten leeren Streifen geschieden 
sind; die Gräber innerhalb liegen in Reihen etwa 2 m von einander ent 
fernt, etwa 1 m tief, im ganzen sind von über 300 vermutheten 117 auf 
gedeckt und genau beschrieben. Die Skelette sind einzeln in ovale Gruben 
eingebettet, meist auf der linken Seite mit eingezogenen Knieen liegend, die 
rechte Hand an der Steinwaffe, die linke am Kopf, selten beide am Kinn; 
wenige Beispiele lassen auch eine Übertragung des Skeletts aus einer vor 
läufigen Beisetzung vermuthen. Die Körper zeigen keine Holz- oder Stein 
bedeckung; Beigaben fehlten mitunter, bestanden aber sonst aus Feuerstein 
splittern und eben solchen Waffen, Thongefässe schienen nur in Frauen 
gräbern vorzukommen. Daneben treten die ersten Metallprodukte auf, meist 
aus Kupfer. 
Unter den zahlreichen Funden Italiens, die derselben Periode zuzu 
rechnen sind, lässt sich eine Gruppe von Gräbern in Grotten gegenüber 
der mit Beisetzungen im flachen Lande unterscheiden. Sonst aber ist die 
Ähnlichkeit im ganzen unverkennbar, desgleichen ein Zusammenhang mit 
den neolithischen Begräbnisformen, und so werden die Gräber von Remedello 
und alle ihnen verwandten einem vorgerückten Stadium der ibero-liguri- 
schen Bevölkerung zugeschrieben. 
Der zweite Band behandelt vornehmlich die Steinwaffen, und zwar die 
geschlagenen, in 4 Kapiteln; 8 andere sollen die übrigen Grabbeigaben 
später vorführen. Feuerstein-Späne und Messer, dem französischen mousterien 
ähnlich, haben sich wie überall aus der paläolithisclien Zeit bis ins Ende 
der Steinzeit erhalten; reiches Vergleichsmaterial wird besonders für die 
kleinen, einen Kreisabschnitt oder ein Trapez bildenden Späne beigebracht. 
Eine eigene Gruppe bilden die Stücke aus Obsidian, die der paläolithisclien 
Zeit noch fremd, sich aber von der neolithischen an aus ihren insularen 
Centren über Süd- und Mittelitalien und vereinzelt bis nach Oberitalien 
verbreiten und schon damals lebhaften Handelsverkehr beweisen. Pfeil 
spitzen aus Feuerstein sind am zahlreichsten vertreten, sowohl in Remedello 
wie in vielen früheren und gleichzeitigen Funden Italiens; am ersteren Orte 
herrschen die langen, mit gleichschenkligen Seiten und dünnen Schaft ver 
sehenen Formen vor, doch finden sie sich anderswo mit kürzeren, gleich 
seitigen Formen und abweichender Schaftbildung zusammen, sodass wohl ein 
allgemeiner gleichzeitiger Gebrauch, der gewisse lokale Erscheinungen nicht 
ausschliesst, anzunehmen ist. Noch kunstvoller sind die Dolchklingen 
gearbeitet, die ovale oder dreieckige Grundform haben, aber besonders durch 
den mehr oder minder hervortretenden Schaft und die Art seines Ansatzes 
in eine Menge von Zwischenarten zerfallen. Die lorbeerblattartige Form 
scheint bis in die paläolithische Zeit hinaufzureichen, beide Hauptarten aber
	        
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