Notizen
Basile, Giambattista: The Pentamerone. Translated from the Italian o£
Benedetto Croce and edited with preface, notes etc. by Norman M. Penzer. Yol.
1—2. London, John Lane the Bodley Head Ltd. 1932. LXXV, 309. VI, 333 S.
4° mit Taf. 42 Sh. — In Basiles 1634—36 erschienenem Pentamerone besitzt Italien
die älteste und reichste Volksmärchensammlung Europas, die in ihrer Bedeutung
erst von den Brüdern Grimm erkannt und durch einen Auszug allgemein bekannt-
gemacht wurde. Da aber Basile in neapolitanischer Mundart und in einem pikanten
Barockstil schrieb, ist sein Werk selbst für heutige Italiener nicht immer leicht zu
verstehen; und Benedetto Croce erwarb sich ein hohes Verdienst dadurch, daß er
1925 den Pentamerone ins heutige Italienisch übertrug und mit gelehrten Fuß
noten und einer ausführlichen Einleitung über das wechselvolle Leben des Autors
und die literarische Stellung seines Hauptwerkes versah. Diese Ausgabe Croces
gibt nun der Orientalist Penzer, der gelehrte Herausgeber der indischen Kathä-
saritsägara Tawneys und der 1001 Nacht Burtons, in einer großen, prächtig aus
gestatteten englischen Übertragung wieder. Wir erhalten hier auch die vier ge
reimten Eklogen, mit denen Basile die ersten Tage seiner Arbeit beschließt, und die
Liebrecht in seiner Verdeutschung (1846. 2, 332) nur auszugsweise besprach. Neu
sind die hinter jedem Märchen folgenden Nachweise paralleler Erzählungen, die
manche Zusätze zu den Märchenanmerkungen von Bolte-Polivka geben, ferner
im 2. Bande die musterhafte, zum Teil mit Titelkopien illustrierte Bibliographie
(2, 167—271), ein Aufsatz über die Technik der Rahmenerzählung und eine Ver
gleichung der entsprechenden Grimmschen Märchen. Endlich ein von Stith
Thompson verfaßter Überblick über die Märchenliteratur seit Basile (2, 286—304)
und ein Vergleich der Märchen des Pentamerone mit seinem Typenregister (FFC. 101).
Allen Märchenforschern sei das schöne Werk bestens empfohlen. J. B.
Bathe, Max: Die Herkunft der Siedler in den Landen Jerichow, erschlossen
aus der Laut-, Wort- und Flurnamengeographie. Halle a. S., Niemeyer 1932. 8 und
144 S. 9 RM. — Das Buch ist für die Mundartenforschung wie für die Siedlungs
geschichte Altbrandenburgs von Bedeutung. Für die erstere sucht der Verfasser
— meines Erachtens mit Erfolg — die Sprachschichten an der Hand der Urkunden
festzustellen, um den niederländischen Wortschatz auf eine gesicherte Grundlage
einzuengen. Daß er dabei mit den Ergebnissen anderer Forscher, wie Seelmann,
Ag. Lasch, G. Krause, bisweilen in Widerspruch gerät, kann bei dem bisher un
zureichenden Wortmaterial nicht überraschen. Der Stoff, den er selbst erwandert
hat, und dessen Veränderungen er in vielen Fällen festzustellen versucht, ist so groß,
daß die Forschung dadurch auf eine breite und gesicherte Grundlage gestellt ist; sie
wird auch für die Nachbargebiete noch anregend wirken. Die sprachlichen Verschie
bungen, die Bathe in einzelnen Fällen belegt, wie bei dem Abstoßen des Schluß-e,
das nach A. Lasch frühestens im 16. Jahrhundert eingetreten ist, das aber noch
ein volles Jahrhundert früher anzusetzen ist, wirken sich auch in den Veränderungen
des Laut- und Wortbesitzes aus infolge der Verkehrsbeziehungen und der geogra
phischen Hindernisse bzw. der Verflechtung mit den Nachbargebieten. Einfluß
durch Fürstenbesitz und Kirchengut weist der Verfasser — meist mit guten Gründen
— zurück. Ob aber solcher nicht doch durch Verwaltung und Rechtsprechung sich
ausgewirkt hat, wie es Macke 1 in der Prignitz festgestellt hat, dürfte vielleicht
noch zu untersuchen sein. Der Wortschatz, teilweise ältestes Sprachgut und von
den Kolonisten mitgebracht, „hat teil an vielen mnd. Formen, enthält Wörter,
die je nach den umliegenden Wortgebieten entnommen sind, und ist sehr reich an
hd. und md. Entlehnungen und Ausgleichsformen“. Der Neigung, bei unerklärten