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Volltext: Deutsches Jahrbuch für Volkskunde, 2.1956

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Hans Erdmann 
Das vokalePrinzipim Frühstadium des V olkstanzes wirkt in seiner Urwüchsig 
keit über die Zeit von „Fidel und Fleut“ hinaus in die der Klarinette und Trompete 
nach. Beim Tanzen zu singen, ist selbst heute noch nicht ganz aus der Mode ge 
kommen, ist doch der Schlagerrefrain eigens zu diesem Zweck mit mehr oder 
minder Geschmack geschaffen worden. 
Im 19. Jahrhundert sind die Texte zu den Tänzen durchweg noch bekannt. Jeder 
„Bunte Tanz“ hat eigentlich seine Verse, dazu kommt eine große Zahl von Lied 
tänzen, also Tänzen, die aus Liedern entstehen, wie „Es hat der Bauer ein schönes 
Weib“, „Soldat wohl aus dem Felde kam“, „Freut euch des Lebens“. Sonderformen 
eines Wortwechselspiels beim Tanzen entwickeln sich noch in jüngerer Zeit 
zwischen den Tanzenden und Musikanten; bekannt ist aus der Polka „O Hannes, 
wat’n Haut“ die folgende Formel: 
Jedermann im Saal kennt die Figur und erlebt sie als Anreiz, gemeinsam mit den 
Musikanten zu singen: 
O Han - nes, wat - ’n Hoot 
Die Instrumente schweigen unterdessen. Mit Instrumenten und mit dem Gesang 
der Tanzenden geht es dann weiter: 
De Hoot, de hett’n — Da - 1 er kost etc. 
Aus Losten wird berichtet, daß beim Tanzvergnügen, am Abend vier- bis fünf 
mal, die Musik mitten im Tanz zu spielen auf hört und die Musikanten die Tan 
zenden singend fragen: „Sünd ji noch all gesund?“ Die Tänzer antworten: „Jawoll, 
jawoll, jawoll, wi sünd noch all gesund! Gekochtes Wasser, gekochtes Wasser, 
gekochtes Wasser ist gesund.“ (Ein Erfolg der modernen Hygiene!) 
Es sei aber nicht übersehen, daß das enge Wort-Ton-Verhältnis beim Tanz im 
Laufe des 19. Jahrhunderts mehr und mehr zugunsten des Nur-Tänzerischen ver 
lorengeht. Bekanntlich hat MARIE PETERS um das Jahr 1911 ihre Schwierigkeiten 
beim Zusammentragen der Strophen zu den Tänzen. Sie sind bezeichnenderweise 
über das Nur-Tänzerische vergessen. Es ist völlig richtig, wenn H. FORNASCHON an 
ihren Sammlungen beanstandet, daß sie keine Texte aufweisen. „Die Sammlungen 
mecklenburgischer Volkstänze“, so schreibt er 13 ), „sind insofern unvollkommen, 
als zum großen Teil die Texte fehlen; denn bei diesen Tänzen muß begeistert mit 
gesungen werden, das ist ein Hauptzweck der Übung . . . Die alten mecklenburgi- 
13 ) H. Fornaschon: Von Tänzen und vom Tanzen. Zeitschrift Mecklenburg 1935, S. 83L
	        
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