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Volltext: Zeitschrift für Ethnologie, 6.1874

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Mittheilungen über die Sotho-Neger. 
In den Fabeln der Sotbo, deren es mancherlei giebt, spielt der Elephant 
die Rolle des Königs und der Hase die von Meister Reinecke. Einiges da 
von ist in Dr. Bleek’s „Reinecke Fuchs in Afrika“ enthalten. — Von Sa 
gen erwähne ich folgende merkwürdige, die in ihrem ersten Theile auf Reste 
der Uroffenbarung oder auf in alter Zeit schon zu den Sotho gedrungene 
dunkle Kunde vom Christenthume hinzuweisen scheint. Ein grosses Unge 
heuer verschlang einst alle Menschen bis aul ein Weib, das sich verborgen. 
Das Weib gebar einen Sohn. Als sie ihn geboren, ging sie hinaus, um Holz 
zum Kochen aufzulesen. Wie sie wieder hineinkommt, findet sie zu ihrem 
Erstaunen ihren Sohn bereits zum jungen Manne erwachsen. Der Sohn geht 
hinaus und wundert sich, dass alles so still ist. Er fragt seine Mutter, wo 
die Menschen wären. Sie erzählt ihm, dass dieselben von dem Ungeheuer 
verschlungen seien. „Doch still!“ sagt sie; „es ist in der Nähe; ich höre 
sein Schnauben.“ Der Sohn ergreift ein Messer und stürzt, ohne auf das 
Bitten der Mutter zu achten, hinaus, dem Ungeheuer entgegen. Dasselbe 
erblickt ihn, stürzt sich auf ihn und verschlingt ihn. Im Eingeweide des 
Ungeheuers angelangt, macht sich der Sohn daran, mit dem Messer sich 
einen Ausweg zu bahnen. Dabei hört er auf einmal Stimmen, die schreien: 
„Nimm Dich in Acht, du tödtest uns!“ Es waren die verschluDgenen Men 
schen. Behutsam zerschnitt er nun die Gedärme des Ungeheuers und be 
freite die Menschen; dann machte er ein Loch in des Thieres Bauch und 
ging hinaus, mit ihm alle Menschen. Das Ungeheuer aber war todt — Die 
Menschen bewiesen jedoch dem Sohne des Weibes, der Xuvecme genannt 
wird wie jener oben erwähnte Menschenschöpfer., keine Dankbarkeit; viel 
mehr verfolgten sie ihn. Einmal hatten sie im Kraalhofe eine verdeckte 
Grube gemacht uud einen Ehrensessel darauf gestellt. Sie schickten zu 
Xuveane und luden ihn in die Versammlung der Vornehmen, in deren Mitte 
er den Ehrenplatz einnehmen sollte. X uveane durchschaute die List; er kam, 
ergriff den Ersten Besten und setzte ihn auf den für ihn bestimmten Sessel; 
der Daraufgesetzte brach ein und fiel in die Grube; X uveane a ^ er ging hin- 
weg. Man stellte ihm vielfach nach; aber er entkam seinen Feinden stets. 
So war einmal ein bewaffneter Verfolger hinter ihm her. X uveane kommt an 
einen Fluss; über den kann er nicht hinüber. Schnell verwandelt er sich 
in einen Stein. Wie der Verfolger auch an den Fluss kommt, findet er 
Xuveane nicht; in der Meinung, dieser sei über den Fluss gesetzt, schleudert 
er seinen Spiess hinüber, hebt den Stein auf und wirft ihn ebenfalls hinüder 
mit den Worten: „Mit diesem Steine will ich X uveane den Kopf zerschmet 
tern, wenn ich ihn drüben finde.“ Wie der Stein am anderen Ufer nieder 
fällt, da verwandelt sich derselbe auf einmal wieder in X uveane ? der den 
verblüfft dreinsehenden Verfolger auslacht, dessen Spiess nimmt und da 
von geht. — 
Sprichwörter finden sich angeführt in den „Etudes sur la langue de 
Basouto“ von Oasalis, Director der Missionshauses in Paris. —
	        
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