Digitalisate

Hier finden Sie digitalisierte Ausgaben ethnologischer Zeitschriften und Monografien. Informationen zum Digitalisierungsprojekt finden Sie [hier].

Suchen in

Inhalt / Download : Globus, 88.1905

296 
Prof . Dr . W . Halbfaß : Die Projekte von Wasserkraftanlagen usw . 
Die Projekte von Wasserkraftanlagen am Walchensee und Kochelsee 
in Oberbayern . 
Yon Prof . Dr . W . Halbfaß . Neuhaldensleben . 
In einem orientierenden Artikel über „ die technische Verwertung von Binnenseen“ in Nr . 3 der Zeitschrift „ Das Wasser“ , 1904 , hatte ich auf die gewaltige kraft hingewiesen , welche in unseren deutschen seen bis jetzt bis auf wenige im ganzen unerhebliche Ausnahmen nach dieser Richtung als völlig totes pital daliegt und betont , welche gewaltigen gen im Gegensatz zu Deutschland Italien macht , um die Wassermenge seiner Binnenseen in lebendiges pital umzusetzen . Ich bin heute in der angenehmen Lage , auf zwei großartige Projekte auf dem in Rede stehenden Gebiete hinweisen zu können , deren führung zwar zunächst naturgemäß noch lange nicht feststeht , von denen wir aber doch wenigstens hoffen dürfen , daß sie in absehbarer Zeit verwirklicht werden , um so mehr , als die Unkosten in außerordentlich günstigem Verhältnis zu den zu erwartenden Vorteilen stehen werden . Sie betreffen beide die Ausnutzung des Walchen - und Kochelsees ; das weniger umfassende stammt von dem Schweizer Ingenieur F . Jeanjaquet und dem Oberbaurat R . Schmick in Darmstadt , einem bekannten Wasserbaufachmann , das weit größere von dem Major a . D . von Donat , dem bekannten Vater des großartigen jektes , die pontinischen Sümpfe südlich von Rom zutrocknen und in Nutzland zu verwandeln . Beide Projekte bauen sich in der Hauptsache auf der Tatsache auf , daß der etwa 18 qkm große , 1V3 cbkm Wasser fassende Walchensee rund 200 m höher liegt als der in Luftlinie nur wenig über 2 km entfernte Kochelsee , und daß beide Seen in verhältnismäßig leichte Verbindung untereinander bzw . mit der Isar und ihrem Nebenfluß , der Loisach , gebracht werden können . 
Der Grundgedanke der Schmickschen Kraftanlage ist der folgende : Der Isar werden bei Wallgau südlich vom Walchensee 10 chm pro Sekunde entnommen , in einen Stollen geleitet , welcher beim Milchgraben im Isartal beginnt und in das entsprechend ausgebaute Bachbett der Obernach ausmündet , welche das Isarwasser direkt in den Walchensee überführt . Durch einen zweiten Stollen geht das Wasser aus dem Walchensee durch den Kesselberg hindurch nach einer 200 m tiefer gelegenen Turbinenanlage am Kochelsee . Das Triebwasser wird durch den Kochelsee und die Loisach bei Wolfertshausen der Isar wieder zugeführt . Da die Wassermenge der Isar bei Wallgau vom November bis zum April keine 10 cbm pro Sekunde beträgt , sondern bis 6 , 5 cbm geht , müßten während der übrigen Monate nicht nur 10 , sondern etwa 11 , 6 cbm durchschnittlich der Isar nommen werden , so daß die durch den Überschuß von 1 , 6 chm im Walchensee aufgespeicherte Wassermenge den Minderbetrag unter 10 cbm in den übrigen Monaten wieder ersetzt . Der Wasserstand im See würde hierdurch im ganzen nur um 80 cm steigen , also unter den schon früher vorhandenen Wasserständen bleiben , die Ufer des Sees , sowie die Straßenanlagen erleiden also keine rung . Zur Regelung des Abflusses des Walchensees ist heim Ausfluß des Jachen eine Schütze vorgesehen . 
Bei einem Leistungswert der Turbinen von 75 Proz . berechnet sich die so gewonnene Kraft auf 
200 . 10000 . 75 
75 . 100 
= 20000 Pferdestärken . 
Bei Bedarf weiterer Kraft ist eine Fortsetzung des von 
der Isar nach der Obernach zu erbauenden Stollens geplant , um das beim ersten Ausbau in der Obernach verloren gegangene Gefälle von rund 40 m in einer sonders zu erbauenden Turbinenanlage am AValchensee auch noch auszunutzen , wodurch etwa 2600 Pferdekräfte gewonnen würden . Der Unterwassergraben , der das Turbinenwasser von der Kraftanlage nach dem see abführt , wird so tief angelegt , daß er bereits auf die durch die Loisachregulierung hervorgerufene Senkung des Wasserspiegels im Kochelsee Rücksicht nimmt . Zu diesem Zwecke müßte allerdings eine weitere Vergrößerung des Abflußquerschnitts der Loisach vorgenommen werden , damit der Abfluß des Kochelsees durch die Loisach für alle Wasserstände gesichert bleibt . Fischerei , Flößerei und die bereits an den Nebengewässern vorhandenen Triebwerkanlagen werden durch dies Projekt in keiner Weise ungünstig beeinflußt , da durch die zwischen Obernach und Wolfratshausen in die Isar einmündenden zahlreichen Bäche sowohl die Flößerei wie auch die Mühlen bei Lenggries und Tölz bequem aufrecht erhalten werden können und im übrigen das Isartal im oberen Teile der erwähnten Strecke sowieso ganz unbewohnt ist . 
Der Hauptunterschied des umfassenden Donatschen Projektes gegenüber dem Darmstädter beruht einerseits in der vollen Ausnutzung der Niveaudifferenz des tales zwischen Walgau und Vorderriß und dem Kochelsee - — etwa 250 m — andererseits in einer damit im wendigen Zusammenhang stehenden Niveauerhöhung des Walchensees , die natürlich in der nächsten Umgebung dieses Sees nicht unbedeutende Änderungen herbeiführen muß . Nachdem die Wassermenge des etwas zu tief bei Vorderriß in die Isar einmündenden Rißbacbes , die fast halb so groß als die der Isar angenommen wird , weiter oberhalb der Einmündung aufgefangen und durch einen Hangkanal dem zukünftigen , durch Abdämmung der Isar entstehenden Isarsee zugeführt ist , glaubt v . Donat , daß von beiden Flüssen zusammengenommen schnittlich pro Sekunde 32 chm zu erwarten sind , das gibt mit Einrechnung von 3 cbm im Walchensee im ganzen 35 cbm , die nach dem Kochelsee hinabstürzen und hier über rund 70 000 Pferdekräfte erzeugen . Rechnet man dazu noch 18000 Pferdekräfte durch zapfung des Staffelsees hei Murnau , 8300 Pferdekräfte der Ammer durch Ableitung bei Ettal - Murnau , so ständen theoretisch durchschnittlich 96 300 , oder wenn man 75 Proz . Nutzwert rechnet , rund 72 000 Pferdekräfte zur Verfügung , die für Perioden besonderer Inanspruchnahme noch sehr bedeutend vermehrt werden könnten . 
v . Donat gelangt zu jenen 35 cbm pro Sekunde auf folgende Weise . Das Niederschlagsgebiet der Isar und des Rißbachs bei Vorderriß beträgt 775 qkm , der jährliche Niederschlag kann auf 160 cm angenommen werden ; davon sind auf Einsickerung , Vegetation und Verdampfung nach Intze 30 cm abzurechnen , bleiben also noch 130 cm , die zum Abfluß gelangen . Verteilt man diese auf das Niederschlagsgebiet und auf die Sekunde , so kommt man zunächst zu 32 cbm für die Isar . Für das mehr mit Wald bedeckte Gebiet des chensees , 91 qkm , rechnet er nur mit einem jährlichen fluß von 100 cm Niederschlag , das heißt 91000 000 cbm pro Jahr , 3 cbm pro Sekunde . 
Um die ungleichen Niederschläge regelmäßig auf das ganze Jahr zu verteilen und einen Ausgleich zwischen
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.