Bibliographia
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ln Vorderasien und der österreichische Beitrag zu ihrer Entzifferung (pp. 32-36) und
J- Knobloch, Hethitische Etymologien (pp. 66-68), wo der Nachweis indogermanischer
Herkunft einiger fraglicher Wörter erbracht wird. (E. B.)
Härtel Herbert. Indische Skulpturen I. Die Werke der frühindischen, klassischen
u nd frühmittelalterlichen Zeit. Mitwirkung v. E. Waldschmidt. (Veröffentl. d. Mus. f.
Völkerkunde, N. F. 2, Abt. Indien, 1.) 86 pp. in 8°. Mit 47 Taf. und 1 Kt. Berlin 1960. -
«In diesem Bande wird die Gruppe der frühindischen, klassischen und frühmittelalter
lichen indischen Skulpturen der Indischen Abteilung des Berliner Museums für Völker
kunde veröffentlicht“ (p. 7). Der Verfasser hat sich durch stilkritische und ikonographische
Studien in Indien selbst in die Materie einarbeiten können. Einer Einführung von 47 Seiten
folgen 47 Bildtafeln, die nachfolgend im einzelnen erklärt werden. (A. B.)
Kauffmann Hans E. und Schneider Marius. Lieder aus den Naga-Bergen [Assam).
Sep. : Ethnomusicologie II (Colloques de Wégimont) 1960. 109 pp. in 8°. Mit Noten.
Liège 1960. - Aus der in der Micro-Bibliotheca Anthropos (Vol. 4, Posieux 1953 9 ver
öffentlichten Liedersammlung von H. E. Kauffmann kann der Verfasser nun eine Aus
wahl im Druck vorlegen, zugleich mit einer Anzahl von Melodien, die M. Schneider
bearbeitet hat. Den Ethnologen dürfte seine Vermutung interessieren, daß die Parallel-
er scheinungen der hier vorkommenden Mehrstimmigkeitstechnik auf die Megalithkultur
Erweisen (p. 72). (A. B.)
Olschak Blanche Christine. Tibet: Erde der Götter. Vergessene Geschichte, Mythos
u nd Saga. Vorwort von H. Harrer und Thubten Norbu. xiii-137 pp. in 8°. Mit 8 Taf.
und 7 Kt. Zürich 1960. Rascher Verlag. Preis : sFr. 10,80. - Die Autorin will eine Lanze
für die Tibeter brechen, um den heroischen Heldenkampf dieses Volkes auf dem Dach
der Welt bekanntzumachen. Dies Bemühen der Autorin berührt sympathisch, sie hätte
es aber noch wirkungsvoller gestalten können, wenn sie die belanglosen Randgebiete
ausgeschlossen hätte. So behandelt sie die Hindu-Mythologie des Berges Kailasa und die
arabische Sage der Tubba von Yemen auf sieben Seiten (9-15), doch die so wichtige
Epoche der Sa kya- und Ge lug-Kirche auf nur sechs Seiten (100-105). Der größte Ab
schnitt des ganzen Buches bringt die mongolische Version der Ge sar-Sage (pp. 43-64),
fo der mongolische Verhältnisse geschildert werden und Ling Ge sar gyal po als Khan der
Gobi-Steppen erscheint. Die tibetische Version wird auf vier Seiten abgetan (pp. 65-68),
u nd zwar in der Kham-Überlieferung, in der die alttibetische Heroensage zur größeren
Ehre der Nying ma-Sekte umgeformt wurde. Sowohl in der Mongolen- wie in der Kham-
Hadition ist die alttibetische Mentalität mit ihrem ursprünglichen Denken und Fühlen,
nut ihrer Freundestreue und Heldengröße ganz verschüttet. Sie ist in der A mdo-Über-
Eeferung der Ge sar-Sage wunderbar erhalten. - Weit eindrucksvoller hätte der Jahrtau-
Se nde alte Kampf zwischen Chinesen und Tibetern herausgearbeitet werden müssen. Aus
hem 13. Jahrhundert v. Çhr. melden die Knocheninschriften von Ngan yang der Shang-Yin-
Hynastie von Auseinandersetzungen zwischen Tibetern und Chinesen. In den Adern der
Homadenführer, die den chinesischen Drachenthron eroberten, floß vielfach tibetisches
Elut. Die Annalen des Mittelreiches bringen viele Berichte über die Wechselbeziehungen
zwischen China und Tibet. Der heutige Vernichtungskampf auf dem Dach der Welt
bedeutet das tragische Ende dieser Auseinandersetzungen. - Der alttibetische Name für
Tibet ist bod ; so sagt man, wenn man im Lande lebt. Befindet man sich außerhalb,
ha,nn heißt es stod bod „oberes bod“ (gesprochen tö böd) im Lha sa-Dialekt, tö wöd bei
den A mdo. In den beiden alten türkischen Orkhon-Inschriften (732 bzw. 735 n. Chr.)
wir d das Land im Süden Tübüt genannt ; in der arabischen Sprache t. b. t., was gewöhn-
llc h tubbat oder tübbät gesprochen wird. Mongolen, Tu jen, Angar, Uiguren in Kan su
ÜI fo Tsing hai nennen die Tibeter töwöd. Auf dieselbe Wurzel geht auch das chinesische
^fort tu fan zurück, denn das Zeichen für fan wird auch bo gesprochen. Später um
schrieben die Chinesen den Namen mit tu bo dö, um den Endkonsonanten d noch auszu
brücken. Alle diese Bezeichnungen dürften auf dieselbe Wurzel zurückgehen. Man kann
1 Cf dazu den Einführungsartikel von F. Bornemann, Anthropos 48. 1953,
p P- 613-615.