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Volltext: Zeitschrift für Volkskunde, 53.1956/57

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Erich Seemann 
lebe wolil, mein Lieb“, „So hab’ ich nun die Stadt verlassen“ und 
„O brich nicht, Steg, du zitterst sehr“ bietet. 
Uhlands Gedicht lautet: 
Einkehr 
Bei einem Wirte, wundermild, 
Da war ich jüngst zu Gaste; 
Ein goldner Apfel war sein Schild 
An einem langen Aste. 
Es war der gute Apfelbaum, 
Bei dem ich eingekehret; 
Mit süßer Kost und frischem Schaum 
Hat er mich wohl genähret. 
Es kamen in sein grünes Haus 
Viel leicht beschwingte Gäste; 
Sie sprangen frei und hielten Schmaus 
Und sangen auf das beste. 
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh 
Auf weichen, grünen Matten; 
Der Wirt, er deckte selbst mich zu 
Mit seinem kühlen Schatten. 
Nun fragt’ ich nach der Schuldigkeit, 
Da schüttelt’ er den Wipfel. 
Gesegnet sei er allezeit 
Von der Wurzel bis zum Gipfel! 
Aus Uhlands „Tagbuch“ 11 erfahren wir, daß das Gedicht am 
20. November 1811 konzipiert wurde, am selben Tag, an dem Uhland 
auch das vierte Stück der „Wanderlieder“ dichtete („Noch ahnt man 
kaum der Sonne Licht“). Er muß die ,Einkehr 1 umgehend zur Beur 
teilung seinem Freunde Justinus Kerner gesandt haben, denn dieser 
schreibt ihm noch im selben Monat aus Wildbad: „Deine neuesten 
Gedichte sind wieder ganz wie Du. Die Einkehr ist so herrlich wie 
nur möglich, dabei so deutsch wie die Lieder aus Fischart“ 12 , und in 
einem Briefe vom 18. Dezember 1811 konnte Kerner noch melden, 
daß auch dem Studienfreund (Heinrich) Köstlin der „Apfelbaum“ 
sehr gefallen habe 13 . 
11 Hsg. von J. Hartmann (Stuttgart 1898), S. 70. 
12 Theobald Kerner, Justinus Kerners Briefwedisel mit seinen Freunden 1 
(Stgt. u. Lpzg. 1897), S. 250. 
13 Julius Hartmann, Uhlands Briefwechsel 1 (Stgt. u. Berlin 1911), S. 278.
	        
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