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Kleine Nachrichten .
auf systematische Erforschung zusammengebracht wurde . Dann hat Boas allerdings gewaltig gefehlt . Er hat , für die Beschaffung der Mittel eine unermüdliche Agitation faltend , zahlreiche Expeditionen in Nordamerika und im nordöstlichen Asien organisiert , die seinen für die aufgabe sorgfältig vorbereiteten Schülern oder anderen vorragend geeigneten Männern anvertraut waren ; er hat ihnen stets das hohe Ziel einer Doppelernte gesteckt , die dem Museum eine möglichst reiche Sammlung und der Literatur eine möglichst erschöpfende Monographie bieten sollte . Auf keinem Museum der " Welt ist planmäßiger gearbeitet worden als in New York , und alle anderen können nichts Besseres tun , als diesem Vorbilde nach Kräften nachzustreben . Für sie alle hat der Streitfall kein geringes Interesse . Wird man zweifeln , ob er Fortschritt oder Bückschritt bedeutet ? Ganz gewiß hat das Museum in vollem Umfang der Volksbildung zu dienen , und diese Aufgabe soll , im eigensten Interesse der Ethnologie , wahrlich nicht als eine nebensächliche hingestellt , sondern im Gegenteil nachdrücklich hervorgehoben werden . Als ob jedoch das Eine das Andere ausschlösse 1 Die rein wissenschaftliche Tätigkeit ist einfach das zunächst richtigere und dringlichere Erfordernis , weil die Naturvölker , die die Objekte liefern und sie erklären , in wenigen Jahren geschwunden sein werden . Und für diese Abschätzung , möchte man glauben , sollte auch der beste direktor , ohne sich etwas zu vergeben , seine Einsicht der eines Franz Boas unterordnen dürfen ! K . v . d . St .
— Über das Volk der Bara im südwestlichen gaskar , das das Gebiet zwischen den Flüssen Mangoky und Tsimandao im Norden , Sikily und Manamdana im Westen , Fiherenne und Onilahy im Süden und dem Westabhang des zentralen Gebirgsstockes bewohnt und sich seit 1897 der zösischen Herrschaft unterworfen hat , machte E . J . Bastard , zu dessen Verwaltungsbezirk es gehört , in einem Vortrage vor der Pariser geographischen Gesellschaft einige Angaben ( vgl . „ La Géographie“ , Bd . X , S . 405 ) . Die Bara sind ein Hirtenvolk und scheinen vor der Ankunft Flacourts als eine Gruppe in der Gegend des heutigen Fort - Dauphin gesessen zu haben . Eine erste Auswanderung führte sie dann etwas nach Nordwesten , an den Mananarafluß . Die Urheimat des Volkes ist dunkel . Von anderen Völkerschaften Madagaskars unterscheiden sie sich durch größere Stämmigkeit und größeren Wuchs , z . B . von den übrigen Sakalaven und den Antanosy . Wenn auch verwandtschaftliche Züge mit den Antandroy und Mahafaly bestehen , so dürften die Bara doch nichts Afrikanisches haben . Ihr Haarschmuck zeigt auffallende Ähnlichkeit mit gewissen melanesischen Typen . Sie leben , in Familien , Clans und Stämme geteilt , unter der Oberherrschaft eines „ Mpanjaka“ ( Königs ) . Einer der bedeutendsten Bara - stämme sind die Imamonos , die 30 000 Seelen zählen und etwa 100 000 Ochsen besitzen .
— Über die Gebirgs - und Bergnamen in bürgen äußert sich Emil Fischer im Jahrb . d . siebenb . Karpathenver . , 24 . Jahrg . , 1904 dahin , daß aus der liste mit der allergrößten Sicherheit hervorgeht , daß die Slawen damals , als die Vlachen aus dem Süden der Donau nach Siebenbürgen einzuwandern begannen , noch im Lande saßen und den Vlachen , abgesehen von niedrigeren Erhebungen , fast ein Drittel der Benennungen der höchsten und hohen Berggipfel übermittelten . Da im Süden , Westen und Norden diese slawischen Namen weitaus überwiegen und nur im Osten die magyarischen häufiger Vorkommen , so ist durch auch angezeigt , wo die gegenseitige Berührung zwischen den Slawen und Vlachen stattfand . Als die letzteren diese Landesteile zu besiedeln begannen , kann es , wie die namenforschung lehrt , dort keine Magyaren gegeben haben . Das stimmt auch sehr gut mit den . Resultaten der schen Untersuchungen überein . Eine wertvolle Bereicherung der vorliegenden Arbeit wäre es nun , wenn die Gebirgs - und Bergnamen der Hämushalbinsel der gleichen Untersuchung unterworfen und mit den siebenbürgischen verglichen würden . Auf diese Weise ließe sich auch die Frage nach der kunft der Rumänen genauer beantworten und die Suche nach der Wiege des Urrumänentums in den schaften noch fördern .
— Im August 1903 entsandte das East African Syndicate eine Expedition unter Führung von J . W . Brooke in die
Gegenden westlich und nordwestlich vom Budolfsee . Einen Bericht darüber bringt das Maiheft des Geographical Journal von 1905 . Ich entnehme daraus nur die bemerkenswertesten geographischen Daten ; das Ethnographische ist von minderem Belang . Das zu erforschende Gebiet war zum größten Teil bereits von Macdonald 1897 / 1898 ( G . J . XIV ) , Wellby 1899 ( G . J . XVI ) , Donaldson Smith 1899 / 1900 ( G . J . XVI ) und von Austin 1900 / 1901 ( G . J . XIX ) bereist worden , und erst kürzlich noch brachte das Februarheft des G . J . von 1905 Mitteilungen über die Expedition McMillans von 1904 , deren Südende mit dem Nordende von Brookes Route sammenfällt ( vgl . „ Globus“ , Bd . 87 , S . 194 ) . Wir erhalten her nicht viel überraschend Neues , doch Bestätigung des Alten und mancherlei wertvolle Korrekturen .
Brooke ging vom Berge Elgon aus , und zwar direkt lich in das Gebiet der Karamojo bis zur Landschaft Lodosi , auf nahezu denselben Pfaden wie einst Macdonald . Dann wandte er sich nach Osten gegen den Rudolfsee und betrat eine bisher von Forschern unberührte weite Senkung südlich von 4° und westlich und östlich von 35° , welche in einer Meereshöhe von 580 m , also um 200 m höher als der see liegt . Sie ist eine mit Dorngebüsch bewachsene wüste , in die sich ein von den Luburbergen herabkommender Fluß verliert . Im Hügelland der Luburkette entdeckte Brooke 150 m über dem Rudolfsee eine Menge von Muscheln , welche zur nämlichen Spezies der im See vorkommenden gehören . Vom Nordende des Sees verfolgte die Expedition den Lauf des Flusses Keibesh oder Kabeish ( bisher als „ Maurizio Sacchi“ in den Karten eingetragen ) bis in dessen Quellgebiet am Südabhang des von McMillan genau erforschten „ Zebra“ - Plateaus , durchquerte dieses und das Bomaplateau Austins und McMillans in westlicher Richtung , gelangte , im rechten Winkel nach Süden abbiegend , in die Niederungen der schaften Katua und Magois und durchkreuzte hier die routen Wellbys , Donaldson Smiths und Austins . In dieser Gegend zwischen 5° und 6° und westlich von 35° traf Brooke einen nach Westen strömenden Fluß , den er nach Erkundigung bei den Eingeborenen Koron benannte . Er hält ihn , wohl mit Recht , für identisch mit dem Oberlauf von Wellbys zweitem oder westlichem Ruzi ; er machte aber die achtung , daß dieser Fluß die ursprünglich westliche Richtung weithin beibehält ; während Wellby annehmen zu müssen glaubte , daß , nachdem er den Oberlauf nicht weiter verfolgte , sondern verlassen hatte , jener Fluß , den er später und viel höher im Norden antraf und als Zufluß des Sobat im Lande der Nuer erkannte , noch immer derselbe Ruzi sei . Smith und Austin erwähnen denselben westwärts strömenden Fluß ; letzterer bemerkenswerterweise in der Landschaft Karuno ( daher wohl die Benennung Brookes ) . Smith stieß nach einigen Tagereisen weiter im Westen im Gebiet der Akara auf ein nordwärts fließendes Gewässer und bemerkt drücklich , daß in diesen Niederungen alle Flußläufe nach Norden gerichtet sind . Es ist daher mit ziemlicher heit zu vermuten , daß Brookes Koron nach kurzem lichen Oberlauf der allgemeinen Senkung sich anschmiegend nach Norden oder Nordwesten umbiegt ; ob er aber in den Nil , etwa im Lande der Bor , oder noch weiter nördlich in den Sobat schließlich mündet , kann man zurzeit nicht wissen . Nur dies scheint festzustehen , daß er den Unterlauf von Wellbys Ruzi nicht erreicht .
Brooke ist es zu verdanken , daß bei der Fortsetzung seines südlichen Marsches nach dem Lande Dodosi den auf der Karte von Smith provisorisch eingezeichneten 900 m , bzw . 1770 m hohen isolierten Berggipfeln Moro Agabi und Tirano ( oder Mogila ) die topographisch richtigen Plätze angewiesen wurden ; es wurde nämlich der erste nahe und südlich des 5 . , der zweite nahe und nördlich des 4 . Breitengrades festgelegt ; beide sind demnach um ungefähr einen halben Breitengrad weiter südlich zu rücken ; doch behalten sie ihre Länge zwischen dem 34 . Grad und 35 . Grad in der Mitte .
Im Lande Dabossa ( nördlich von Dodosi , zwischen dem Berge Tirano und Harogo ) begegnete Brooke einem lichen , nach Norden fließenden Strom , dem Lora ( Laura ) , der 40 m breit und 9 m tief ist . Da er deutlich wahrnehmen konnte , daß er gegen Osten in einer Sandwüste versickerte , so ist zwar sicher , daß Wellbys erster Ruzi im Oberlauf mit dem Lora übereinstimmt , daß es aber eine unbegründete Annahme Wellbys war , dieser Fluß setze sich weiter nach Norden fort , um sich mit dem zweiten Ruzi zu einigen .
Die Topographie Dodosis , wie sie bereits Macdonald geben , wird von Brooke im großen und ganzen bestätigt , doch viel genauer und ausführlicher dargestellt . B . F .
Verantwortl . Redakteur : H . Singer , Schöneberg - Berlin , Hauptstraße 58 . — Druck : Friedr . Vieweg u . Sohn , Braunschweig .