Dr . Karl Ernst Ranke : Ballistisches über Bogen und Pfeil .
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zu unterhalten , die Schulden desselben zu übernehmen und für ein würdiges Begräbnis zu sorgen .
Dieses wären in grofsen Zügen die Sitten und bräuche dieses natürlichen Buschvolkes , wie es unberührt von jeglichem europäischem Einflüsse angetroffen worden ist . Nähere Einzelheiten aus dem Leben und dem
kehr mit diesem Volke findet der geneigte Leser in meinem Buche über Togo . Zum Schlufs möchte ich nur noch erwähnen , dafs Bassari gewifs einst berufen sein wird , durch seine geographische Lage , wie seine duktionsfähigkeit für Nord - Togo wirtschaftlich eine vorragende Rolle zu spielen .
Ballistisches über Bogen und Pfeil .
Von Dr . Karl Ernst Ranke . Arosa .
I .
Ethnographische Forschungen über Bogen und Pfeil haben sich bisher stets auf die morphologischen male dieser Instrumente beschänkt , ohne der fachen ballistischen Eigenschaften zu gedenken , die den beiden der Art ihrer Verwendung nach in sehr der Weise zukommen müssen . Diese Lücke auszufüllen , soll mit der vorliegenden Arbeit versucht werden .
Erstmalige derartige Arbeiten pflegen stets in vieler Hinsicht vervollkommnungsfähig zu sein , und ich bin mir sehr wohl bewufst , dafs das Gleiche bei meiner beit in hohem Grade der Fall ist . Sie leidet von herein an zwei grofsen , für mich momentan irreparablen Schwächen . Die eine ergiebt sich daraus , dafs meine Untersuchungen an Sammlungsmaterial gewonnen sind , das heilst also an seit langer Zeit aufser Gebrauch be -
Kurve I .
Pfeillänge in Centimeter über Bogenlänge in Centimeter .
findlichen Bogen . Da es sich vor allem um eine Erforschung der Elastizitätsverhältnisse der Bogen handelt , kann in dieser Beschränkung des Materials eine recht liche Fehlerquelle verborgen sein . Aufserdem ist es mir äufserer Umstände halber , die mir meine freie Zeit aufs äufserste beschi’änken , leider ganz unmöglich gewesen , mich über die einschlägige ballistische Litteratur zu unterrichten . Lange habe ich gezögert , ehe ich mich auf vielfaches Drängen dazu entschlofs , das schon vor längerer Zeit gesammelte Material in der vorliegenden vorläufigen Bearbeitung zu veröffentlichen in der wägung , dafs es mit den mir zu Gebote stehenden Hiilfs - mitteln auch bei Kenntnis der eigentlichen ballistischen Methoden unmöglich sein wird , eine wesentlich gearbeitete Abhandlung zu liefern .
Die vorliegende Publikation soll also nur die keit dieser neuen Betrachtungsweise aufzeigen und zu weiteren Forschungen in dieser Richtung den Anstofs geben .
Die Anregung dazu , das hier niedergelegte Material Globus LXXX1II . Nr . 22 .
zusammenzutrag’en , verdanke ich der Einführung in den von meinem Freunde Prof . Dr . F . v . Luschan gegründeten Klub der Toxophiliten in Friedenau , der sich die tische Pflege der schönen Kunst des Bogenschiefsens zur Aufgabe stellt . Dort , in der Handhabung verschiedener Bogenarteu , gewinnt man ungeahnten Einblick in eine Fülle praktisch wichtiger Eigenschaften von Bogen und Pfeil und erhält Aufschlufs über eine Anzahl sonst kürlich scheinender Formen . Unter stetem Beistand Herrn Prof . v . Lusclians habe ich später im Berliner
Kurve II .
Pfeilschaftlänge in Centimeter über Bogenlänge in Centimeter .
Museum für Völkerkunde alle mir zugänglichen typen auf die wesentlichen ballistischen Eigenschaften geprüft und dabei von Seiten des Direktors wie licher Abteilungschefs in der liebenswürdigsten Weise Unterstützung meiner Bestrebungen gefunden . Die gaben über die chinesischen und einen Teil der afrikanischen Bogen stammen aus dem Münchener ethnologischen binett , wo mir Herr Dr . Büchner ebenfalls mit gröfster Bereitwilligkeit das Material zur Verfügung stellte . Ihnen allen sei hier mein herzlichster Dank sprochen , vor allem Herrn Prof . v . Luschan , der bei allen schwierigen Zufällen der Bestimmungen mit Rat und That und seiner so kostbaren Zeit ausgeholfen .
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