344
H . Klose : Das Bassarivolk .
Dorfes die Familienväter des Ortes , um gemeinschaftlich , nach des Tages Last und Hitze ihren Abendschoppen einzunehmen und friedlich aus ihren Pfeifen den gebauten und fermentierten Tabak zu dampfen . Die Politik wird dann weniger berührt , und ein flottes Jeu mit Einsatz von Kauris beginnt . Neben einem kräftigen Zuge Hirsebier aus einer grofsen Kalabasse beherrscht das Spiel die Aufmerksamkeit der Anwesenden . Im grofsen Kreise , mit bis zum Kinn angezogenen Knien hockt ein jeder auf einem kleinen Stein , nur mit der quemen Alltagskleidung , einem kleinen Schurzfell , sehen , und sieht dem glückbringenden Spiele zu . Jeder hat neben sich einen kleinen Haufen Kauris aufgebaut und wirft eine gewisse Anzahl in die Mitte des Kreises . Der Gewinn fällt demjenigen zu , dessen Kauris in der Mehrzahl mit der Narbe nach oben fallen . Um dem Wurfe besonders Nachdruck zu verleihen , wird häufig mit den Fingern geschnalzt . Bei allen diesen Festen und Gelagen wird speziell Hirsebier , das getränk der Bassari , getrunken , obwohl auch Wein aus der Raphia vinifera gewonnen wird . Das Bier wird meistens im eigenen Haushalt von den Frauen aus gelber Kolbenhirse und Guineakorn zubereitet . Das gequellte Malz wird gekocht und der Satz zum Gären stehen gelassen . Häufig wird noch Honig von wilden Bienen beigemischt , damit es besonders schmackhaft wird . Auch nimmt man Luffa dazu , um es kräftiger herzustellen , doch wirkt letzterer Zusatz vorzugsweise berauschend .
Besonders geschickt sind in der Bierbereitung die Tshautshofrauen , die in grofsen Töpfen das Bier auf dem Markte zum Preise von 200 bis 250 Kauris , also 20 bis 25 Pfennig für eine Kalabasse von etwa drei bis vier Liter , feilbieten .
Hier in Bassari wie in den meisten Ortschaften im Togogebiet ist nur einmal in der Woche , also alle sechs Tage , ein grofser Wochenmarkt . Es hängt dies auch mit der Zeitrechnung zusammen , wonach im gröfsten Teil von Togo die Woche nur sechs Tage hat . Kleinere Märkte finden auch in Bassari täglich statt . Gegen 4 Uhr mittags , wenn die Sonnenstrahlen ihre brennende kung verloren haben , zieht alles auf den Markt , und um 5 Uhr ist das Hauptgeschäft im Gange . Der gröfste Markt findet statt in der Nähe der Krönungsstadt Kore , während ein ebenfalls grösserer Markt in Naparba abgehalten wird . Die Verkäufer sind vorzugsweise Frauen , die Feldprodukte und sonstige Erzeugnisse , wie Yams , Hirse , Erdnüsse , Pfeffer , Sesamsaat , Okro , Tomaten , Zwiebeln , auch Palmkerne , Palmöl , medizinische Kräuter , in grofsen Kalabassen aus Kürbis oder in grofsen Thontöpfen halten . Ferner werden Hühner , Perlhühner , Ziegen und Schafe von den Farmdörfern zum Verkauf gebracht ; aber auch fertige Speisen , wie in der Sonne getrocknetes Antilopenfleisch , Hirseklöfse , geröstete Erdnüsse und gebackenes Schaf - und Rindfleisch mit Kräutersaucen sind dort an lukullischen Genüssen zu haben . Die schäftskundigen Haussa haben sich auch hier mit unserem Erscheinen eingefunden , um europäische Stoffe und perlen sowie Addasalz mit gutem Profit umzusetzen . Thautsholeute halten ihre eigenen hergestellten Tücher sowie Flechtarbeiten und andere Artikel an Hausgeräten , als Thürvorsetzer , Yamsstampfer u . s . w . , sowie auch Seife und Tabak in Rollen , feil . Indigo , Rotholz und Schminke in Gestalt von Bleiglanz zum Färben der brauen , auch Blau - und Rotgarn , Armringe von Messing sowie Spiegel sind die begehrtesten Artikel der welt . Salz , Steinschlofsflinten im Preise von 25 bis 30000 Kauris sowie Pulver und vor allem Schnaps wird von den Haussa von Kete oder auch weiter von der
Küste her importiert , um gegen die Haupterzeugnisse des Landes , Eisenprodukte , Rindvieh , Schafe und Ziegen sowie Tabak , eingetauscht zu werden . Interessant sind ferner noch die Wahrsager , die ihr Geschäft ganz ge - werbsmäfsig auf offenem Markt betreiben und aus den Zeichen , welche sie mit einem Stocke auf dem Erdboden machen , für ein paar Kauris die Zukunft den Wifs - begierigen weissagen .
Wie in ganz Togo , so wird auch hier der Tod meistens einem bösen Geiste oder dem Zauber eines Feindes geschrieben , und daher spielt auch hierbei der priester und der Giftbecher zum Verderben des gläubischen Volkes eine ganz besondere Rolle . Gleich nach dem Tode wendet sich die Familie an den priester , damit er entscheide , ob der Tod auf natürliche Weise erfolgt ist , oder ob Zauber oder Mord vorliegt . Entscheidet sich der Priester für das letztere , so lenkt er wie die Wahrsager den Verdacht auf gewisse sonen . Der mutmafsliche Verbrecher wird des Mordes angeklagt und mufs sich dem Gottesurteil durch den Giftbecher unterwerfen . Das Begräbnis und die feier rüstet die Familie aus , welche es als besondere Pflicht ansieht , je nach Vermögen dieses Ereignis würdig zu feiern . Die Leiche wird gewaschen , häufig mit holz eingerieben , in ein Tuch oder Fell gehüllt , auf ein paar Bambusstäbe gebunden und in feierlicher Prozession durch das Dorf getragen . Bei untergehender Sonne werden die Toten mit Gesang beerdigt , häupter im Gehöft , Frauen , Kinder sowie Sklaven im Busch . Die Gräber im Busch bedeckt man meistens mit Dornen und Steinen , um sie vor dem Ausscharren der Hyänen zu schützen , Verheiratete Frauen , welche aus anderen Orten stammen , werden häufig an dem Wege begraben , der nach ihrem Heimatsort führt . Haare , Nägel , welche zu Zauberzwecken Verwendung finden , wie drei bis vier Bambusstäbe von der Hütte des storbenen werden mit einem Tuch bedeckt , gleichsam als Symbol des Leichnams den Angehörigen der Frau nach ihrem Heimatsort gesandt und dort begraben .
Nach der Beerdigung werden die Trauergäste festlich von den Anverwandten bewirtet , und drei bis vier Tage wird für den Toten geschossen , um die bösen Geister zu verscheuchen . Während der 16 tägigen Trauer bleibt die Witwe unbekleidet in der Hütte und verläfst diese erst , nachdem sie ein Reinigungsbad genommen hat . Als äufseres Zeichen der Trauer legt sie dann ein dunkelblau gefärbtes Tuch an . Öfter kommt es indessen vor , dafs die trauernde Witwe einen Liebhaber hat , der sie schon während der Trauerzeit verpflegt und bald nach Ablauf derselben heiratet .
Schuldner hat nur derjenige das Recht zu begraben , welcher für die Schulden desselben eintritt . Auch darf keiner das Erbe der beweglichen Habe des Schuldners an treten , wenn er nicht die Verpflichtung des Erblassers den Gläubigern gegenüber übernimmt . Meistens jedoch setzt sich die Familie vorher mit den Gläubigern einander , da es als schimpflich gilt , Verstorbene nicht zu beerdigen . Anderenfalls darf der Schuldner nicht begraben werden , er wird vielmehr an einen Baum im Busche ausgesetzt . Tritt dann ein Gläubiger an die Familie des verstorbenen Schuldners heran , so wird er in den Busch gewiesen .
Was das Erbrecht anbetrifft , so erben die Kinder den beweglichen Nachlafs , wie z . B . Vieh und Ackergeräte , ebenso die Hütten und die Ernte auf dem angebauten Felde , während das Land selbst der ganzen Gemeinde gehört . Sind keine direkten Nachkommen vorhanden , so erben die Sklaven den ganzen Nachlafs . Die Erben haben die Verpflichtung , die Familie des Verstorbenen