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Volltext: Globus, 83.1903

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H . Klose : Das Bassarivolk . 
in Meilern gewonnen , welche mit Erde und Gras gedeckt werden . 
Die Töpferei wird meistens in den südlich gelegenen Ortschaften von Bassari , in Moande , Kamkunde und Nafine wo sich ein vorzüglicher Töpferlehm befindet , betrieben . Die Töpfe werden von Frauen mit der Hand geformt , da nirgends in Togo die Drehscheibe bekannt ist . Mit Steinen und glatten Hölzern werden sie geglättet und darauf auf einem mit Gras und Erde bedeckten stofs langsam gebrannt . Ferner werden noch aus danus Matten und aus dem Bast der Raphia hänge , Körbe und andere Flechtarbeiten hergestellt . Die Schnitzerei wird hauptsächlich bei den Kürbisflaschen angewandt und zeigt dasselbe Muster wie die Ornamente an den Hütten und die grofsen Tättowierungen auf der Brust . Die Spinnerei wird von den Frauen geübt , doch scheint diese sächlich von Temuleuten betrieben zu werden . Die Weberei liegt , wie schon erwähnt , vollkommen in den Händen der Haussa und Thautsholeute , rend die Färberei mit digo und Rotholz von den Bassarifrauen selbst führt wird . 
Was die form anbetrifft , so ist Bassari ein Königreich , an dessen Spitze zu serer Zeit König Tagba , ein unfähiger Mann , stand , der vollkommen ein ball in den Händen zelner einflufsreicher Häuptlinge war . Aufser dem König , der die oberste Instanz bei allen keiten bildet , steht selben der Rat der Alten in allen wichtigen scheidungen über Wohl und Wehe des Staates bei , der sich zu diesem Zweck in der Königsstadt Kore versammelt . Der Rat der Alten setzt sich aus den ältesten Oberhäuptern der Familien , den lingen der einzelnen Ortschaften zusammen , während wiederum die sämtlichen Familienoberhäupter in den zelnen Ortschaften den Gemeinderat bilden , an dessen Spitze der Häuptling , meistens das älteste Mitglied dieser Körperschaft die Entscheidung trifft ( Abb . 6 ) . Der meinderat bildet die erste Instanz , während in letzter und zweiter Instanz bei Streitigkeiten oder Schuldfragen der Rat der Alten Zusammentritt ; dieser debattiert über die schwebenden Fragen und trägt nach erfolgter ratung das Resultat derselben dem König vor . Der König entscheidet dann seinerseits und läfst darauf durch seinen Sprecher öffentlich das Urteil verkünden . Für jede derartige Gerichtssitzung erhält der König von den beiden Parteien 6000 bis 20000 Kauris , was bei den ewigen Streitigkeiten der Bassari mit die gröfste Revenue des Königs ist . Meistens sind schon vorher erhebliche richtskosten bis 6000 Kauris in der ersten Instanz zu zahlen , so dafs häufig die Gerichtskosten das Objekt des 
Streites weit übersteigen . Finflufsreiche und vermögende Familienoberhäupter spielen in Bassari eine besondere Rolle und verfügen oft über mehr Machtmittel als der König selbst , so dafs auch häufig ein derartiges Urteil nicht vollstreckt werden kann und sich daher mancher einflußreiche Familienvater in seinen engeren Grenzen sein eigenes Gesetz macht . Aufser diesen Prozeß - gebühren haben die Häuptlinge , sowie der König noch Anspruch auf einen Teil des erlegten Wildes . 
Ferner ist jedes Dorf verpflichtet , Farmen für den König anzulegen und beim ersten Ausmachen des Yams dem König einen Tribut von Feldfrüchten zu leisten . Der König nimmt aber nicht täglich die Audienzen seiner Unterthanen entgegen , die mit Yams beladen nach der Königsstadt Kore ziehen , um Tribut zu zahlen und ihm 
zu huldigen , sondern pfängt derartige tionen nur alle zehn Tage . Es ist dieses für die liche Vorratskammer ein sehr berechnetes und sames Verfahren . gens scheint bei der ernte ein besonders gutes Geschäft der priester zu machen , da von seinem Machtwort und seiner Erlaubnis der ginn der Yamsernte hängt . 
Aufser den eigentlichen Prozessen spielen aber auch die Gottesurteile und mit ihnen die priester eine dende Rolle in dem ganzen Volksleben der leute . Über die Religion selber konnte ich leider wenig erfahren , nur dafs sie einen Gott Unombotte besitzen , obwohl dieser vermutlich die oberste Gottheit sein dürfte . Auch scheinen mehrere Plätze auf dem Bassariberge , die Zufluchtsorte bei gefahr , besonders geheiligt zu sein . Eigentümlich ist , dafs derselbe Fetischkegel , der in Kete Odente geweiht ist , sich auch in Bassari wiederfindet , welchem Hühner und Schafe geopfert werden . — In zweifelhaften Fällen entscheidet auch bei den Bassaid das Gottesurteil , welches der Fetischpriester veranstaltet . Ist einer des Mordes verdächtigt , so mufs der Beschuldigte den Giftbecher aus der Hand des Fetischpriesters vor versammelter menge nehmen . Giebt der Betreffende das Gift von sich , so wird er für unschuldig erklärt und durch Schiefsen beim Gelage mit Tanz gefeiert . Der Kläger hat dann die Kosten und einen Schadenersatz an den digten zu zahlen . Hat aber das Opfer das Unglück , das Gift bei sich zu behalten , so ist seine Schuld erwiesen , und der Unglückliche wird bei den ersten Zuckungen niedergeschlagen . Bei kleineren Vergehen wird dem geklagten eine Schüssel mit siedendem Öl vorgesetzt , aus welcher er einen Ring , ohne sich zu beschädigen , herausholen mufs . Mord wird mit dem Tode bestraft . Die Todesstrafe wird von den Familienhäuptern 
Abb . 5 . Bassarischmied aus Naparba .
	        
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