206 Im Rothen Meer in
seinen Bruder Heinrich dorthin , um allerlei Einleitungen zu treffen . Dieser war früher Freiwilliger iu der Marine ge - Wesen , 1850 zu seinem Bruder nach Mauritius gegangen , hatte für denselben Zucker in Australien verkauft , sich iu deu neuentdeckten Goldgegenden umgesehen , und hatte Ersah - ruugeu genug eingesammelt . Abgesehen von der Dampfschiff - fahrt , sollte er auch für feinen Bruder Joseph bindungen in den verschiedenen Häfen am Rothen Meer und am Golf vou Aden anknüpfen , und der „ freien Ein - Wanderung " nach der französischen Insel Reunion , das heißt dem Sklavenhandel unter neuer Gestalt , ein Augenmerk zuwenden .
In den letzten Monaten des Jahres 1855 begann er seilte Kreuz - und Querzüge , landete iu Aden und miethete dort ein arabisches Fahrzeug , iu welchem er nach Zeyla segelte . Dort knüpfte er Verbindung mit den : Häuptling an , welcher von dem türkischen Pascha von Hodeida ( einem ara - bischen Hasen etwas südlich vom 15 . Breitengrad ) abhängt . Die Einwohnerzahl beträgt nicht viel über dreitausend Kopse ; sie find Araber , Somali und indische Bauiaueu . Lambert bestätigt , was wir aus Burtou's Beschreibung wissen , daß nämlich der Häuptling selbst über die Umgebung der Stadt nichts zu gebieten hat , denn die Nomadeuhäupt - liuge erkennen seine Autorität uicht au , und er hat große Roth , sich der Jsa - Somali zu erwehren . Von Zeyla fuhr Lambert nach Tadfchurra , das auf der andern Seite der Bucht liegt , etwa dreitausend Seelen zählt und dessen Häupt - liug damals vom Pascha von Hodeida unabhängig war . Er nannte sich Mohammed Mohammed , gab sich für einen Abkömmling des Propheten aus und üaßte die Türken .
Nach Burton hat Zeyla nahe an 4000 Einwohner , ein Dutzend steinerne Häuser , die weiß angetiiucht sind , und eiuige hundert Arisch , das heißt Hütten . Ein eigentlicher Hafen ist nicht vorhanden und die offene Rhede bei Nord - wind deu Schiffen sehr gefährlich ; bei West - und Süd - stürmen können sie gar nicht ankern . Dieser kleine Ort hat nicht weniger als sechs Moscheen , ist nicht so ungesund wie Adeu , beherrscht deu benachbarten Hafenplatz Tadfchurra und bildet deu Küstenplatz für Härrär und das südliche Abessinien . Karawanen von dort kommen mit Elfenbein , Sklaven , Häuten , Honig , Antilopenhörnern und Gummi ; die Küste liefert Schwämme , Korallen und kleine Perlen ; aus dem Innern kommt eine vortreffliche Sorte Kaffee . Als Burton die Brunnen in der Umgegend besuchen wollte , gab der Gouverneur ihm vier mit Luntengewehreu bewaffnete Araber mit , denn ein solches Geleit war nöthig , um ihn vor einem Uebersalle der Beduinen zu sichern .
Lambert segelte von Tadfchurra nach Mokka , das einst ein berühmter Handelsplatz war , jetzt aber immer mehr sinkt und den Wettbewerb von Aden nicht bestehen kann . Doch zeugt noch Manches von srüherm Wohlstande , z . B . dreistöckige Häuser , von denen aber jetzt viele unbewohnt sind und nach und uach zusammenfallen . Lambert schätzt die Einwohnerzahl auf nur etwa fünfzehnhundert Köpfe . Von Mokka giug er nach Hodeida , besuchte den Mahmud Pascha , welcher über das Küstenland gebietet , so weit es überhaupt den Türken gehorchen will , und fand eine gast - liche Aufnahme . Die Stadt gewährt mit ihren Häusern aus Holz und Stroh keinen angenehmen Eindruck , hat aber ungefähr zehntausend Einwohner : Araber , Türken , Somali und Abessiuier ; der Handelsverkehr ist lebhaft . Der Pascha befehligt eine Besatzung von etwa tausend Soldaten , welche damals seit dreizehn Monaten keinen Sold bekommen hatten ; drei Kompagnien waren deshalb desertirt . Dann schiffte Lambert nach der abefsinischen Küste hinüber und besuchte Massawa , wo er sich ungefähr einen Monat aufhielt ;
> im Busen von Aden .
eilten Ausflug iu's Innere durfte er uicht wagen , weil die Danakil dem türkischen Pascha Krieg erklärt hatten .
Wir können den : Reisenden nicht ans allen seinen Kreuz - und Querzügen folgen ; er war unablässig in großer Thätig - keit , bald in dem einen , bald in dem andern Hafenplatz , und beobachtete gut . In Aden bewunderte er die großartigen Cisternen , welche schon zu König Salomo's Zeiten vor - handelt , später vernachlässigt , jetzt aber von den Engländern wiederhergestellt und vergrößert worden sind . DieFestnngs - werke sind nun uneinnehmbar ; Aden beherrscht , wie wir schon bemerkten , das Arabische Meer . Es war zur Zeit der Besitznahme ein armseliger Flecken mit höchstens anderthalb tausend Einwohnern , jetzt zählt es etwa vierzigtausend , die eine ethnologische Musterkarte bilden , denn man findet , außer Europäern , Araber , Somali , indische Kaufleute und Parsis , Juden aus Saua k . Für die Dampfer der großen eng - tischen Peninsular and Oriental Company ist iu Adeu eine Hauptkohlenniederlage .
Lambert ging wieder nach Zeyla , beredete dort mit dem Häuptling seine Pläne , und der Mann versprach ihm Schutz und Förderung . Burton hat ihn geschildert . Er hieß Scharmarkay ben Ali Saleh , hatten ziemlich helle Hautfarbe , denn fein Großvater war ein ans Abessinien hergebrachter Sklav , trieb früher das Gewerbe eines Schiffs - kapitäns , rettete 1825 einigen englischen Seefahrern das Leben und wurde durch britischen Einfluß Häuptling eines Stammes und später Statthalter von Zeyla . In jungen Jahren ging er als tapferer Krieger immer mit vier Speeren bewaffnet in den Kampf , verlor ein Auge und trug sich noch als Greis mit dem Gedanken au Eroberung der ganzen umliegenden Küste . Aber der Pascha setzte ihn ab , weil eilte Karawane geplündert habe . Er zog sich mit der Habe , welche er erpreßt hatte , nach Aden zu seinen Freunden , den Engländern , zurück , nahm aber bald , wie wir weiter unten erzählen , ein klägliches Ende .
Iu Tadschurra machte der alte Mohammed Mo - hammed dem Reisenden vertrauliche Mittheilungen . Bor einigen Monaten sei ein englisches Kriegsschiff aus Adeu angelaugt ; es hatte einen höhern Offizier an Bord , welcher dem Häuptling einschärfte , keinem Franzosen , der etwa nach Tadschurra komme , Schutz augedeiheu zu lassen !
Eben damals ging eine Karawane von Tadschurra uach Schoa und den abefsinischen Gallagegenden ab ; sie wollte vier Monate ausbleiben , und rechnete für den Hin - weg uach Schoa etwa vierzig Tage . Jedes Kameel war mit ungefähr drei Centnern beladen . Die Fracht bestand in Zeugen ans Seide , Wolle und Baumwolle , Fayence - , Krystall - und Glaswaaren , Qnineaillerien , Metallwaaren , Salz und Lnutengewehreu für die Elephauteujagd . Die Rückfracht besteht iu Vieh , Kaffee , Elfenbein , Straußfedern , Goldstanb , Häuten und Fellen , Talg , Getreide , Gummi , Wachs , Zibeth , Kit st o ldas bekannte Mittel gegen den Band - wurm ) und Sklaven , die noch immer in großer Menge an - gebracht werden . Lambert , der in Rücksicht ans die „ freie Auswanderung " dieser Waare besondere Aufmerksamkeit zuwandte , meint , ans genaue Erkundigungen gestützt , daß ans den Häsen des Rothen Meeres , aus jenen am Golf vou Aden , am Persischen Meerbusen nnd der ostafrikanischen Küste südlich bis Kiloa , alljährlich immer noch etwa vierzig - tausend Sklaven exportirt werden . Jene Tadschurra - Karawane wollte ungefähr eintausend Stück aus Abessinien mitbringen , wo , beiläufig bemerkt , Kaiser Theodor jetzt den Sklavenhandel verboten hat . Sie hatte den Schutz der Jsa - Somali erkauft , denn ohne diesen hätte sie die Reise nach dem inner» Lande gar nicht wagen dürfen .