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Spaziergänge in der japanischen Hauptstadt Jeddo .
Die japanischen Jahrbücher haben schon vor Jahrhun - derten gemeldet , daß Kitsne die Gabe besitze , sich zu ver - wandeln . Der Mikado , welcher im Jahre 1150 regierte , mußte seine theuerste Geliebte vom Hos entfernen , weil sie durch ihre kostspieligen Liebhabereien die Finanzen des Reichs in Unordnung gebracht hatte . Sie verließ den Palast , aber nicht als Dame in Menschengestalt , sondern als weißer Fuchs , der sechs Lunten hatte , und diese bildeten einen Fächer . Man weiß noch viele andere Dinge von jungen Mädchen zu er - zählen , welche die Gestalt eines Fuchses annahmen und dann nie wieder gesehen wurden .
Die Uamabos , d . h . die Bonzen im Hügellande , haben nicht gern mit einem Fuchse etwas zu schassen und halten ihn so fern wie immer möglich . Aber manchmal werden ! sie
doch von ihm überlistet . Es treffe sich zuweilen , so glaubt und erzählt das Volk , daß Meister Reinecke die Vorräthe von Saki ( Reisbranntwein ) ausfindig zu machen wisse uud den Mönchen dann einen Schabernack spiele . Er richtet mit dem Saki irgend etwas an ; wer von demselben trinkt , macht allerlei tolle Streiche , und so ist es gekommen , daß sonst gauz würdige und respeetable Aamabos sich dem allge - meinen Gelächter preisgaben ; ein paar Schluck von dem vor - her gauz unschädlichen Saki verwirrten ihnen den Kopf . Sie rissen sich die Kleider vom Leibe und warfen sie weit weg , tobten und schrien wie Besessene , machten allerlei lächer - liche Geberden und Bewegungen und tanzten wie unsinnig . Gleichzeitig ließen sich zwei Füchse blicken , welche genau so tanzten und sprangen wie die Mönche ; ja , der eine trieb die
Fuchs - und Rattenspiel .
Frechheit so weit , daß er auf der heiligen Tempelmuschel Musik blies , und der andere sprang mit einem Weihwedel auf und ab , um die verhexten Bonzen recht gründlich zn ver - höhnen . Auch den Bauersleuten spielt Kitsne manchen bösen Streich . Wenn sie in den Reisfeldern sich müde gearbeitet haben und dann sich auf einen trockenen Platz legen , um aus - zuruhen und zu schlummern , dann trifft es sich wohl , daß er ihnen die Glieder starr macht , und sie liegen dann manchmal längere Zeit ohne Bewegung da .
Das Volk in Japan hält große Stücke auf feinen Kitsne , der ein sehr beliebter Heros geworden ist , eine geheiligte Per - son , ein Lustigmacher uud ein treuloser , diabolischer Gesell . Am Morgen bringt man ihm Huldigungen dar und Abends macht man sich über ihn lustig ; bei Familienfesten darf er nicht fehlen , und die Knaben ^nehmen gern eine Fuchsmaske
vor , um als Kitsne zu erscheinen und den sogenannten Fuchs - tanz aufzuführen .
Sehr beliebt ist auch das Fuchsspiel , welches durch unsere , einer japanischen Zeichnung nachgebildete Illustration verauschaulicht wird . Dasselbe beginnt mit einer Art von Fingerfpiel , das mit dem bekannten italienischen Morraspiel einige Ähnlichkeit hat ; man singt dabei und klatscht mit den Händen . Das ist die Einleitung , welcher drei verschiedene Bewegungen folgen . Bei der ersten hält man die Hände halbgefchlofsen derart hinter beiden Ohren ^ daß sie gleichsam Düten bilden ; bei der zweiten wird die Faust geballt und der Arm weit vorgestreckt ; bei der dritten öffnet mau beide Hände und legt sie auf die Knie . Man bezeichnet diese drei Bewegungen als die Rollen des Fuchses , der Flinte und des Yaknnin . Der Fuchs verliert gegen die Flinte , weil diese