Aus allen Erdtheilen .
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Nachdem diese unter fortwährender Belästigung und drohenden Gestikulationen von Seiten des Straßenpöbels die Wagen mit ihrem Gepäck beladen hatten , traten sie den Weg nach ihren Quartieren an , einige auf den Wagen sitzend , andere im Trabe nebenher laufend , und waren glücklich bis zur Ecke von Broad - way und Frontstraße gekommen , als eine Rotte von Straßen - jungen , im Alter von 10 bis 15 Jahren , sie von allen Seiten mit einen : Hagel von Steinen und den gemeinsten Redensarten begrüßte . An der Ecke von Sansome und Pacificstraße war gar keine Polizei anwesend , und sowie ein Wagen mit Chinesen an - kam , flogen diesen Stücke Holz , Koth und Steine entgegen . Denen , die zu Fuß waren , ging es noch schlimmer : sie wurden nicht allein mit Koth beworfen , sondern auch , wenn sie sich zu wehren suchten , zu Boden geworfen und in der brutalsten Weise mit Füßen getreten , bis es ihnen gelang , mit blutenden Gesich - tern , ausgeschlagenen Zähnen und beschmutzten , zerrissenen Klei - dern ihren Peinigern zu entkommen , die sich an ihren Schmer - zenslauten ergötzten und sie noch mit Heulen und Schreien ver - folgten . Ein kleiner chinesischer Knabe wurde gänzlich mit Koth bedeckt zur Erde geworfen und schamlos mißhandelt ; weder sein Jammergeschrei noch sein blutiges Gesicht rührte die verworfene Bande feiner Peiniger . Die Polizei kam , wie gewöhnlich , zu spät und keine Verhaftungen wurden vorgenommen . — chen Begriff werden diese Chinesen von der Bildung des ameri - kanischen Volkes haben , dieses Volkes , welches sich das gebildetste auf der Erde nennt und so stolz ist auf feine Schulen und sein Erziehungswesen ? Was würden wir sagen , was würde die Re - gierung der Vereinigten Staaten verlangen , wenn in diesem Augenblicke in Canton oder Hongkong amerikanische Bürger lichen Mißhandlungen ausgesetzt wären ? "
Der Anbau der Fieberrinde in Ostindien .
Derselbe liefert die erfreulichsten Resultate und ist über alle Erwartungen gelungen . Die britische Regierung mußte früher für ihre indische Armee durchschnittlich im Jahre etwa 50 , 000 Pf . St . für Chinin ausgeben . Nachdem der Anbau der Cinchona den Holländern auf Java ( durch Junghuhn's und Haßkarl's mühungen ) gelungen war , schickte sie im Frühjahr 1861 Herrn Clements Markham nach Bolivia und Peru , um Pflanzen und Samen zu holen . Man fand in den Nilgiris eine für das Gedeihen der Cinchona geeignete Gegend ; diese „ Blauen Berge " bilden eine in sich abgeschlossene , vor das hohe Tafelland des Dekhan hingestellte Gebirgsmasse , welche sich im Dodabetta bis zu 8640 Fuß erhebt . Bei Utakam and , in einer Höhe von 7490 Fuß , bei einer Mittlern Jahrestemperatur von 13 , 3° C . , fand man angemessenes Klima und Feuchtigkeit genug ; im dor - tigen botanischen Garten wurden Pflanzen gezogen und dann weiter vertheilt . Es bildeten sich Compagnien zur Anlage von Cinchonawäldern und schon 1866 wurden 60 Centner Fieber - rinde nach Europa verschifft . ( Karl Andree , „ Geographie des Welthandels " II , S . 347 . ) Wir lesen nun in der indischen Correspondenz der „ Times Mail " vom 28 . Juni ( Calcutta , 28 . Mai ) , daß die bei Dardschiling am Himalaya gebaute , aus Utakamand dorthin verpflanzte Cinchonapflanze noch besser deihe als selbst in den Nilgiris , insbesondere die werthvollste Varietät , die Calisaya . Die beiden dortigen Anpflanzungen sind jene von Rifchaf in 2500 und die von Ranghi in 4500 F«ß Höhe ; die erstere enthält nur Califayapflanzen , und die Varietät Suecirubra . Stecklinge , die 1867 gepflanzt wurden , waren iin März 1869 fchon 51 Zoll hoch ; die der Varietät Officinalis wuchsen im vorigen Jahre um 12 Zoll . Broughton , welcher die Pflanzen in den Nilgiris auf ihren Gehalt unter - fucht hat , bezeichnet eine Varietät als Cinchona xnirabilis , weil sie 13V2 Procent Chininalkaloid und mehr als 9 Procent kry - stallisirbaren Chinins enthält . Diese Varietät und die Pitaya , welche in Peru selbst aus dem Schnee herauswächst , ist nun in der Pepiniere von Dardschiling in Menge . Im Jahre 1869 wurden von dort aus 5% Unzen Samen der Suecirubra ver - theilt , aus welchen man 50 , 000 Pflanzen gewinnt ; in Sikkim ,
an der Nordseite des Ranghithales , hat die Dardschiling - Cin - chona - Compagnie 500 Acres mit dieser Varietät bepflanzt ; selbe schickte im vorigen Jahre eine beträchtliche Menge Rinde nach London , welche sie von dreijährigen Pflanzen erhalten hatte . Die Plantagen in Assam und Kaschar erhalten jetzt Samen aus Dardschiling , denn die Pepiniere , welche die rung in den Khasiahügeln angelegt hatte , ist nun eingegangen . Im Pendschab , im Kangradistricte und in den Nilgiris ben sich mehrere'Privatgesellschaften gebildet , um den Cinchona - bau in ausgedehnter Weise zu betreiben . Im Bezirke Darbschi - ling waren im April 1870 schon mehr als 2^ / 4 Millionen Pflan - zen vorhanden .
Australische Notizen .
In der Colonie Victoria ist die Knute als gesetzliches Strafmittel wieder eingeführt worden . Am 21 . April wurden fünf englifche Verbrecher in Melbourne öffentlich ausgepeitscht .
Die Goldausbeute in Victoria hat 1869 um 316 , 559 Unzen weniger betragen als im Jahre vorher . Durchschnittlich entfielen auf jeden Goldgräber 79 Pf . St . 7 Schilling Ausbeute . Fast in jedem Monate werden übrigens neue Goldfelder entdeckt .
Aus Südaustralien hat im April eine Auswanderung nach Californien begonnen . Das erste Schiff , welches von Adelaide abging , hatte 160 Fahrgäste an Bord , zumeist Deut - fche ; andere wollten folgen .
Die Weizenernte Südauftraliens hat von 532 , 135 Acres 3 , 052 , 320 Bushels ergeben , gegen 5 , 173 , 970 im Jahre 1868 .
Zu Albury am Murray , in NeusüdWales , pflanzten drei Deutsche , die Herren Schubach , Rau und Frauenselder , im Jahre 1853 die ersten Reben . Jetzt ist dort die Wein - produetion wichtiger als die der Wolle und des Oeles . Zum Dank dafür wurden am 29 . April den genannten drei Man - nern drei prachtvolle silberne Ehrenbecher in einer großen Ver - fammlung vom Bürgermeister überreicht ; der letztere hielt eine Ansprache , in welcher er die großen Verdienste jener Deutschen um die Ansiedelung hervorhob .
Dr . Schomburgk hat der südaustralischen Regierung einen Vorschlag gemacht , bei Port Darwin im Nordterritorium eine Pflegeanstalt für tropische Pflanzen anzulegen . Boden und Klima jenes Territoriums eignen sich für den Anbau von Baumwolle , Reis , Indigo , Kassave , Arrowroot , Ingwer , Carda - momen , Muskatnüssen , Cacao , Mais , Taback , Pfeffer , Ricinus , Vanille , Sassaparille , Cocospalmen und Ramie , vielleicht auch für Thee .
In Queensland ist ein neues Schulgesetz in Kraft getreten ; es bestimmt , daß alle Kinder in den Nationalschulen unentgeltlichen Unterricht erhalten . — Ueber die denen Wassersluthen schreibt man aus Towoomba unterm II . April , daß es drei Wochen lang ohne Aufhören geregnet habe . Bei Jpswich ist die ganze Baumwollenernte verdorben , bei Maryborough die Zuckerernte .
Wir haben oft darauf hingewiesen , daß einerseits langan - haltende Dürre , andererseits übermäßiger Regen zu Austra - lienZ Landplagen gehören . Auch Neusüdwales wurde in den ten Wochen des April wieder schwer heimgesucht . Man schreibt aus Sydney vom 4 . Mai : „ In einigen Theilen des Landes ist das Wasser höher gestiegen als jemals zuvor seit Gründung der Colonie , und obgleich die Fluthen nicht überall dieses Maximum erreicht , so haben sie sich doch über eine sehr große Fläche aus - gedehnt . DieUeberschwemmung ist in derThat niemals vorher so allgemein gewesen wie jetzt . In der Regel sind unsere schwersten Regen local , und gewöhnlich haben wir nur Überschwemmungen an einem oder zwei Flüssen zugleich . Aber während der letzten Woche sind der Macquarie und der Castlereagh , die nordwärts in den Darling fließen , der Lachlan int Westen , der obere Murrumbidgee zu Cooma im Süden , und der Shoalhaven , der Hawkesbury und der Hunter an der Ostküste alle zugleich überfluthet gewefen .