Koreanische Erzählungen .
77
39 . Der Schuldner . — Jemand ist Geld schuldig . Eines Tages kommt der Gläubiger , sein Geld zu holen : 'Warum bezahlst du deine Schuld nicht ? '
Hast du auch Schulden an andere Leute' ? fragt der Schuldner . 'Nein , ich habe keine Schulden . ' — 'Wozu brauchst du dann mein Geld ? Warte ein wenig ! Nach und nach werde ich dir meine Schuld bezahlen . '
Nach einiger Zeit kommt er wieder sein Geld verlangen . Da fragt der Schuldner wieder : 'Hast du auch Schulden ? ' — 'Ja , natürlich , ' ist jetzt die Antwort . 'Warum bezahlst du denn deine Schulden nicht ? ' — 'Ach , ich habe kein Geld ; wie soll ich da meine Schulden bezahlen ? ' Da sagt der Schuldner : ■Aus demselben Grunde kann ich jetzt nicht zahlen . Gewiss werde ich meine Schulden bezahlen , aber jetzt habe ich keinen Heller ; wie könnte ich jetzt zahlen ? '
40 . Gefälligkeit . — Ein Literat wollte gern Geschichten lesen . Er ging zu einem anderen und bat , ihm ein Buch zu leihen . 'Lies nach Belieben in diesem Buche , aber lies bei mir ! Denn ich kann das Buch nicht ans dem Hause ¿'eben . ' So ging - der Mann ohne Buch nach Hause .
Bald darauf kam der Nachbar zu dem Literaten und bat ihn um seine Giess - iianne . 'Die Giesskanne kannst du nach Belieben benutzen , aber trag sie nicht fort ! Wenn du begiessen willst , so komm zu mir und giesse nach Herzenslust ! '
41 . Der Schüler . — Ein kleiner Knabe geht zur Schule . Ein Mann sieht ihn und freut sich über den Kleinen , der schon sein Buch trägt . 'O mein Kleiner , du gehst zur Schule ? So klein und schon in die Schule ! Hast du schon viele Schriftzeichen gelernt ? ' '0 ja' , sagt der , 'wenn der Lehrer unterrichtet , schaue ich auf den Hof und denke ans Spielen . '
42 . Der Bart . — Ein Mann , der einen langen Bart hatte , lobte diesen sehr : 'Wenn man einen solchen Bart hat , so ist man angesehen bei allen Leuten und sehr vergnügt . ' Ein anderer verspottet ihn und sagt : 'Unsere Ziege hat auch < - %en guten Bart , aber sie macht ein langes Gesicht und hört nicht . '
43 . Der Hund . — Ein vornehmer Herr war auf dem Wege zu seinem älteren Bruder , um zu opfern , und trug eine Ahnentafel in dem Armel verborgen . Eine Frau , die ihren kleinen Hund verloren , trifft ihn und meint , er habe ihren ¿leinen Hund : 'Wie kann denn ein Ehrenmann einen Hund wegnehmen ! Geben Sie ihn mir schnell wieder ! ' Ganz ruhig antwortet der Adlige , er habe ihren Hund nicht ; aber sie will es nicht glauben und wiederholt mit Schreien ihr gangen . Da wird der andere zornig , zeigt ihr die Tafel und fragt : kist das dein Hund ? '
44 . Der Grossvater . Ein Landmann geht in die Hauptstadt , um zu sehen Und zu kaufen . Er gelangt bis auf die Hauptstrasse Tjong ho , dort grüsst ihn jemand und zeigt ihm dies und das und führt ihn da und dort hin . 'Wahrlich , Jas ist gut , ' denkt der Bauer , 'komme ich da zum ersten Male in die Hauptstadt und treffe einen so freundlichen Mann . Wahrlich , in Seoul ist es gut . ' Mit solchen Gedanken folgt er seinem Führer , und man kommt in ein grosses Haus , öas Haus ist ein Warenhaus , und es sind dort vielerlei Sachen . Der andere rät
dies und das zu kaufen und zeigt ihm mancherlei . Er fragt auch nach seinem tarnen . 'Ich , ich bin der Vater von Kern toung . ' 'Ach , wirklich , ' sagt da sein Führer , 'sieh , ich bin der Grossvater von Kern toung . ' Das freut den Bauer und denkt sich : 'Das ist also ein Verwandter . ' Mit Freuden kauft er ein und bezahlt , was man verlangt .
Nach Hause zurückgekehrt , erzählt er : 'Da habe ich in Seoul einen wandten getroffen . ' Sein Vater sagt : 'In Seoul ? wie soll da ein Verwandter ^ein ? ' — - Doch ja ; jemand hat mich gefragt , wie ich heisse , und ich sagte : Ich