Berichte und Biicheraxizeigen .
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Besitzer und seinem Gesinde angefertigt . Besonders die Minnegaben wurden von den jungen Burschen mit reichen A'erzierungen versehen . Auch das religiöse Leben gab Anlass zur Herstellung von Schnitzereien , die eine bedeutende Rolle spielen und vielfach zum Entstehen einer Hausindustrie beitrugen , wie z . B . in Groden , Oberammergau und im Erzgebirge . Bemerkenswert ist auch , dass die weibliche Hilfe bei der Bemalung ( 'Passung' ) der Möbel ebenso wie bei der Fayence hinzugezogen wurde . Natürlich haben sich diese Künstler und Künstlerinnen trotz der steten Rücksicht auf die Überlieferungen auch Anregungen geholt , wo sie sich ihnen boten , und Einzelheiten der städtischen Stile , besonders des Barock und Rokoko , oft in naivem Gemisch aber meist mit erfreulicher Frische wendet . Weiterhin werden die verschiedenen Techniken des Ritzens , Kerbens , des Flachschnitts und der Brandmalerei in ihrer Anwendung durch die kunst besprochen . Auch die Einlegearbeit der Renaissance und die Ausfüllung von Kerbschnitt mit farbigem Wachs , eine Eigentümlichkeit der alpen - und karpathenländischen Hirtenkunst , wird mehrfach erwähnt . Eine Durchmusterung der verschiedenen Möbelformen und anderer Geräte des Haushalts beschliesst diesen Teil , der zwar grosse Mannigfaltigkeit aber wenig Besonderes oder deutendes im Vergleich zu süd - und norddeutschen Erzeugnissen dieser Art zuweisen hat . Das Hervorragendste auf diesem Gebiete sind die alpenländischen Krippenfiguren und Maskenschnitzereien . Unter den bemalten Holzarbeiten sind die Votivbilder im Alpengebiete und die eigentümlichen 'Bienenstirnbretter' , d . h . Stücke des Bienenhauses mit dem Einflugloche der Bienen , hervorzuheben , die sich bei den Kärntner und Krainer Slowenen finden ( Taf . 97 ) . Diese Brettchen sind mit humoristischen Darstellungen bemalt ; besonders hat es der Volkswitz auf die Schneider abgesehen , die in gefährlichem Kampf mit Schnecken und bock stehen . Die reichgeschnitzten Schiffswimpel in Istrien , Taf . 99—100 , sind mit den litauischen vom Kurischen Haff verglichen .
Der letzte Abschnitt , Taf . 105—120 umfassend , behandelt Arbeiten aus verschiedenem Stoff und ist nur kurz , bezüglich des Bauernschmucks sogar dürftig , was allerdings auf besonderen Gründen beruht . Etwas ausführlicher ist nur der altertümliche Messingschmuck der Boj ken und Huzulen ( Taf . 110 ) und die Kämme ( Taf . 106 ) beschrieben . Von den Eisenarbeiten seien besonders die schmackvollen geschmiedeten Grabkreuze ( Taf . 112 ) als vorbildlich für kunst genannt . Den bemalten Ostereiern sind zwei farbige Tafeln gewidmet . Auch hier haben besonders die Frauen sich einen Wirkungskreis in der volkstümlichen Kunstübung erworben , und man erkennt mit Bewunderung , wie treu sie die nationalen Stile der Dekoration bewahren . Die zwei letzten Tafeln sind tümlichen Scherzbildern und Papierarbeiten gewidmet . Die Figur des 'Passauer Tölpels' ist ein interessanter Beitrag zu dem allgemeinen Thema der Volks - und Ortsneckereien . Die aus Papier kunstvoll geschnittenen , bemalten und schriebenen Heiligenbilder , Liebesbriefe und Gedenkblätter bieten neben zwei Blättern aus einem Zauberbuche des 16 . Jahrhunderts viel Stoff von geschichtlichem Interesse .
Aus den angeführten Proben ergibt sich ohne weiteres , ein wie reiches Werk hier der Öffentlichkeit übergeben ist . Die Ausführung der Tafeln ist vorzüglich , und der Textband erläutert sie so umfassend , wie man es von dem Verf . als dem besten Kenner des Gebietes und bewährten Ethnologen nur irgend erwarten konnte .
Berlin - Steglitz .
Karl Brunner .