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Bruiiner :
ist das Überwiegen der nicht deutschen Gebiete , sowohl was die Anzahl der zeugnisse textiler Kunstfertigkeiten als auch die technischen Mittel betrifft . Ein grosser Reichtum an echt volkstümlichen Stickereien ist besonders in der böhmisch - mährischen Gruppe vorhanden ( Taf . 18ff . ) . Am altertümlichsten sind immer die mit dem Hause verbundenen Arbeiten , wie Bettwäsche , Handtücher u . dgl . , während die zur Volkstracht gehörigen jünger erscheinen . Die karpathen - ländische Volkskunst weist in höherem Masse als die alpen - und sudeten - ländische altertümliche osteuropäische Einflüsse auf . So besonders die muster der Bukowina auf Taf . 33 . Hervorzuheben wären noch die lichen Wirkteppiche Tirols auf Taf . 5 , deren Technik um 1830 verloren ging . Die volkstümlichen Webereien kommen etwas schlecht weg , obwohl auf Taf . 6 einige Tücher abgebildet sind , die einer meist als sächsische Erzeugnisse gesprochenen Gattung von Leinengeweben angehören . Sie entstammen dem 18 . Jahrhundert , sind meist blauweiss , seltener rotweiss gemustert , mit Darstellungen bekannter und in der Volkskunst allgemein beliebter biblischer Vorgänge verziert und mit den schleswig - holsteinischen Beiderwanden zu vergleichen .
Zu den interessantesten Kapiteln gehört das zweite , von der volkstümlichen Keramik , mit Taf . 38—G8 . Der Verf . unterscheidet drei grosse Gruppen : Die Glasurwaren , d . h . eigentliche Bauerntöpferei , die Majoliken oder Fayencen und die Kachelbäckerei . Bei dieser Gelegenheit wird mit Recht auf die von alters her viel gebräuchliche Verwendung von Holz zur Herstellung von Gefässen aufmerksam gemacht . Erst allmählich fanden die keramischen Erzeugnisse Aufnahme im Bauernhause . Mit der Renaissance hebt der Aufschwung der Keramik an . Von Italien her kamen Vertreter höherer Töpferkunst ins Land und dienten als bilder , bis sie zuletzt von einheimischen Erzeugnissen verdrängt wurden . Besonders die Verzierung der Gefässe durch Malerei ist wohl so importiert . Bemerkenswerte Einflüsse auf die österreichische Keramik gingen ausserdem von Süddeutschland und der Schweiz aus , später im Anfange des 18 . Jahrhunderts von Delft . Man unterscheidet fünf Hauptgruppen der Keramik : Die alpenländische , die mährisch - ungarische , die böhmische , die karpathenländische und die südlich - italienische . Die erste Gruppe hat ihren Hauptsitz in Oberösterreich und Salzburg . Unter den Glasurwaren fällt die Gruppe der sog . Gründonnerstagsschüsseln ( S . 76 ) als artig auf , die mit der österlichen Fusswaschungszeremonie zusammenhängen . Auf altertümliche Zustände weist der in Galizien noch heute vorkommende Tauschhandel von Keramik gegen Wirtschaftserzeugnisse hin ( S . 82 ) . Bezüglich der Majoliken oder Fayencen wird mit Recht ihr vorwiegender Prunkcharakter betont , wie das auch anderwärts bemerkbar ist . Nicht nur einzelne Fabriken , auch die Namen vieler ehrsamer Meister und Gesellen , darunter auch Frauen , werden festgestellt , die Jahrzehnte hindurch E^yencen im Volksgeschmack gemalt haben . Haberlandt weist nach , dass die Urheber der mährisch - ungarischen Fayencerie in ihrem Hauptkerne deutsche und niederländische Exulanten waren und dass auch ein sammenhang mit der schweizerischen Fayence von Winterthur angenommen werden muss ( S . 96—97 ) .
In dem Abschnitte über Holzarbeiten betont der Verf . mit Recht : 'das Holz ist der wahre und bevorzugte Stoff aller Hirten - und Bauernkunst' ( S . 123 ) . Und 'Holzarbeit ist überall Männersache' , während die Textilien zur Frauenarbeit gehören ( ebda . ) . Seit dem 16 . Jahrhundert bemächtigte sich das Handwerk des baues und der Herstellung der Hausmöbel , gelegentlich auf sog . Störarbeit . Zur Herstellung der Brautausstattung kamen einige Handwerker ins Haus , der vater lieferte das Holz und leistete gelegentlich auch wohl Arbeitshilfe . Aber der kleine Hausrat wurde lange Zeit und oft noch bis heute im Hause selbst vom