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Aiidree :
das Schädeldach eines Erwachsenen , das nachge wiesenermassen von Menschenhand künstlich bearbeitet ist und wohl als Trinkgeschirr diente . Es besteht aus dem oberen Teil des Hirnschädels hinten bis zum rande des Hinterhauptlochs , vorne bis zur Gegend der Stirnhöcker und fasst , bis an den Rand gefüllt , 750 ccm . Hie symmetrische Bearbeitung durch Meisselschläge zeigt deutlich , dass wir es hier nicht mit einem Zufall , „ sondern mit einem überdachten Werke von Menschenhand zum Schöpfen wie zum Trinken " zu tun haben1 ) . Diese Schädeltrinkschale von Schaffis ist nicht die einzige aus den Pfahlbauten des Bieler Sees geblieben . Eine zweite stammt von Sütz und zeigt ebenso die künstliche Zurichtung2 ) .
Fernere prähistorische Funde aus späteren Perioden belehren uns über die Fortdauer der Verwendung des Schädels als Trinkgefäss . Neben hallstattzeitlichen Bronzegeräten fand H . Wankel in der Byciskalahöhle Mährens „ eine abgeschnittene menschliche Schädelschale mit verbrannter Hirse gefüllt , die als Gefäss diente . Der Schädel ist künstlich horizontal abgeschnitten und zu einer Trinkschale hergerichtet3 ) . " Und wiederum ; in der Zeitfolge später : Inmitten germanischer Urnen wurde 1875 bei München - Gladbach eine von einem Menschenschädel abgetrennte Schale aufgefunden . „ Der Rand zeigt deutliche Spuren von Gebrauch , welche den Fund als Trinkschale oder sonstwie zum täglichen Gebrauch geeignet kennzeichnen . Die Nähe von germanischen Grabgefässen kennzeichnet den Fund als Grabbeigabe4 ) . "
Ob die menschlichen Schädelreste von Zuzlawitz in Böhmen , welche Professor J . N . Woldrich beschrieben und abgebildet hat5 ) , eine schale darstellen ? Nach der Abbildung mit ihrem glatt abgeschnittenen Rande scheint das fast so . Es handelt sich um fossile Knochen aus einer Höhle , zusammen mit Knochen des diluvialen Pferdes gefunden . Das Scheiteldach macht ganz den Eindruck einer künstlich hergestellten Trinkschale , wiewohl Woldfich dieses nicht erwähnt . Die Frage , wie es sich um den Beweis handelt , ob wirklich eine menschliche Bearbeitung von Schädeln zu Schalen vorliege , oder ob derartige Schalen nur durch zufällige und unbeabsichtigte Verletzung entstanden seien , ist durch genaue Untersuchung in ersterem Sinne gelöst worden . Als 1868 Dr . Prunières in einem Dolmen des Departements Lozère sechs zu
1 ) Eine ausführliche kraniologische Besprechung dieser Schädeltrinkschale von R . Virchow in der Zeitschrift f . Ethnologie 1885 , Verhandl . S . [ 285J .
2 ) Zeitschrift f . Ethnologie 1877 , Verhandl . S . [ 131 ] und Tafel XI .
3 ) Correspondenzblatt der deutschen Anthropologischen Gesellschaft 1882 , S . 46 . Mit Abbildung . — Mitt . d . Anthropol . Ges . Wien 6 , 121 ( 187G ) .
4 ) Correspondenzblatt 1875 , S . 40 .
5 ) Académie des sciences de l'empereur François Joseph I . Bulletin international . Résumés des travaux présentés . Prague 1901 , p . 101 .