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Volltext: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, 22.1912

Andree : 





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und Beladenen . „ Bitte , bitte vier mich . Ein kleines Gebet . Gott vergelts " , lautet die Aufforderung eines Zettels an vorübergehende besucher . Eine dort aufgehängte Tafel besagt : „ Eine gewisse Person , welche über 20 Jahre ein schweres Halsleiden hatte , verlobte sich zur heiligen Mutter Gottes von Lourdes und hat durch ihre Fürbitte bei Gott Heilung erlangt . " 
Während nun hier der modernen Heiligen reichlich geopfert wird , fehlen bei der Reliquie dessen , der Ebersbergs Ruhm begründete , beim Schädel S . Sebastians , Yotive heute ganz , und nur aus alter Zeit sind solche in der Kirche vorhanden , nur wenige . Eine gut gearbeitete , alte Yotivtafel von 1689 , jetzt wieder aufgehängt , besagt : „ Ich Carolus Vogel , Bürger und Peckh von Haihein , habe mich wegen Krankheit zu S . Sebastian verlobt . " Auch Wallfahrten unterliegen der Mode , altberühmte schlafen ein , neue erheben sich glänzend . San Jago di Compostella , dessen Name einst das ganze Abendland erfüllte , liegt tot und wenig besucht da ; Lourdes , vor 50 Jahren ein unbekannter Ort , erfüllt mit seinem Ruhme die katholische Christenheit . Die dort erschienene Madonna verdunkelt an seiner uralten Kultstätte jetzt auch den heiligen Sebastian . 
Die Legende dieses berühmten Heiligen ist so bekannt , dass ich hier nur das Allernotwendigste anzuführen brauche . Als heimlicher Christ errang er unter Kaiser Diocletian die Märtyrerkrone ; an einen Baum gefesselt , ward er von mauretanischen Bogenschützen mit Pfeilen schossen , und so ist er in zahllosen Bildern und Statuen auch dargestellt . Allein , so heisst es in einem Berichte , die Pfeilwunden waren viel zu klein , als dass seine grosse Seele dadurch hätte entweichen können . Sebastian genas wieder , wurde dann aber erschlagen . Nichtsdestoweniger ist der Pfeil sein Attribut geworden , und in der Kunst erscheint er fast immer als der Pfeildurchbohrte , er ist deshalb auch Schutzpatron der Schützen , vor allem aber Patron gegen die Pest und andere Seuchen^ deren todbringende Pfeile er abwehrt . Denn der Pfeil ist das Symbol der plötzlich kommenden tödlichen Krankheiten . 
Heute wird die Reliquie in einer besonderen , vom bruder H . Maier aus München erbauten Kapelle aufbewahrt , die , wie eine dort angebrachte lateinische Inschrift besagt , im Jahre 1670 von Albert Sigismund , Herzog zu Bayern und Bischof zu Freising und Regensburg , auf eigene Kosten im Geschmack jener Zeit errichtet wurde . Auf einem besonderen Altar steht das Reliquiar in Gestalt einer silbernen Büste , welche die Hirnschale birgt . 
Seit wann sich die Reliquie in Ebersberg befindet , darüber gibt es verschiedene Ansichten , und die Schale ( Fig . 1 ) , die heute innerhalb des Reliquiars die Schädelbruchstücke deckt , stammt erst aus dem Jahre 16471 ) . . 
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1 ) Die Kunstdenkmale des Königreichs Bayern , Oberbajern 2 , 1351 . 
	        
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